Sommerfest der Landesregierung: Südwesten feiert bei Stallwächterparty mit dem Kanzler

  • Juli 10, 2025

Seit 1964 lädt die Landesregierung zur „Stallwächterparty“ in Berlin ein. Dabei sind auch ranghohe Bundespolitiker – und zahlungskräftige Unternehmen. Deren Zuwendungen sorgen auch für Kritik.

Einmal im Jahr, immer kurz vor Beginn der Sommerpause im politischen Berlin, treffen sich Minister, Abgeordnete, Wirtschaftsbosse und Promis auf dem Weg von Stuttgart nach Berlin im Zug oder im Flugzeug. Alle sind auf dem Weg zur „Stallwächterparty“, dem traditionellen Sommerfest der baden-württembergischen Landesvertretung in der Hauptstadt. Das muss man zu der großen Party wissen, die am Donnerstag zum 60. Mal über die Bühne gegangen ist:

Gäste

Rund 1.800 Menschen wurden nach Angaben der Landesvertretung bei dem Fest erwartet – mehr passen auch nicht in das Gebäude. Unter den Besuchern war auch in diesem Jahr eine ganze Reihe prominenter Besucher.

Bundeskanzler Friedrich Merz (CDU) schaute zu Beginn vorbei und nahm direkt neben Baden-Württembergs First Lady Gerlinde Kretschmann Platz. Mit dabei war auch ein Großteil des Landeskabinetts, die Chefs der Landtagsfraktionen sowie der ehemalige Ministerpräsident Günther Oettinger. Cem Özdemir, Spitzenkandidat der Grünen für die Landtagswahl im kommenden Frühjahr, erschien mit Partnerin Flavia Zaka.

Auf der Gästeliste standen außerdem Bundesgesundheitsministerin Nina Warken (CDU) und Kanzleramtsminister Thorsten Frei (CDU), die beide aus dem Südwesten stammen, sowie der ehemalige Bundeswirtschaftsminister Robert Habeck, mit dem einige Gäste ein Selfie abstaubten. Hinzu kamen andere Ministerpräsidenten sowie zahlreiche Botschafter, Wirtschaftsvertreter und auch Promis, wie etwa der Schauspieler Sebastian Koch.

Programm

Neben den üblichen Reden von Ministerpräsident Winfried Kretschmann (Grüne) und Innenminister Thomas Strobl (CDU) ist auch ein Unterhaltungsprogramm geplant. Am späten Abend tritt die Mannheimer Pop-Sängerin Loi auf („Gold“), zuvor sollte die Gruppe Freundschaftslieder griechische und türkische Melodien zum Besten geben. Auch ein Auftritt des Komikers Michael Gaedt war geplant.

Name

Die „Stallwächterparty“ wird seit 1964 gefeiert. Damals in Bonn begann alles noch etwas kleiner. Sie richtete sich an Mitarbeiter von Ministerien und Abgeordneten, die in der Sommerpause „Stallwache“ halten mussten. Bei der ersten Auflage, die noch mitten in der Sommerpause stattfand, kamen rund 70 von ihnen zum Dämmerschoppen mit roten Würsten und Trollinger Wein.

Seit einigen Jahren findet das Fest nun kurz vor Beginn der Sommerpause statt und gehört inzwischen zu den größten Sommerfesten in der Hauptstadt. Die Party sei „ein Höhepunkt der föderalen Feierkultur in der Bundeshauptstadt“, sagte Ministerpräsident Kretschmann – vielleicht sogar der Höhepunkt.

Kosten

Im vergangenen Jahr kostete die Party nach Angaben der Landesregierung rund 270.000 Euro. Das geht aus einer Antwort auf eine Anfrage der Landtags-AfD hervor. Hinzu kamen demnach Geld- und Sachleistungen in Höhe von knapp 780.000 Euro, die Partner beisteuerten. Auch in diesem Jahr sind an dem Fest zahlreiche Unternehmen als Partner und Aussteller beteiligt – darunter unter anderem Automobilkonzerne, Lebensmittelhändler, Pharmaunternehmen und Banken.

Die finanzielle Unterstützung des Festes durch Partner aus der Wirtschaft sieht die Organisation Transparency International Deutschland kritisch. Damit erkauften sich Sponsoren einen direkten Zugang zu höchsten politischen Entscheidungsträgern, sagte Norman Loeckel von Transparency International Deutschland.

Sie bekämen das Recht, eigene Gäste zu entsenden und bei ausreichend hohen Zuwendungen mit eigenen Tischen vor Ort zu sein, so der Experte. „Das stellt im Grunde eine Art bezahlten Lobbyismus dar, der nach den Regeln des Bundes-Lobbyregisters verboten ist“, sagte Loeckel. Ähnliche Fälle gebe es auch bei Veranstaltungen anderer Landesvertretungen und von Bundestagsfraktionen.

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