Tarifauseinandersetzung: Welle von Warnstreiks bei sächsischen Brauereien

  • Juli 10, 2025

Für die Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten ist das Fass voll. Mit Warnstreiks soll nun Druck auf die laufenden Tarifverhandlungen in der sächsischen Brauereiwirtschaft ausgeübt werden.

Beschäftigte mehrerer sächsischer Brauereien befinden sich im Arbeitskampf. Hintergrund sind die bislang erfolglosen Tarifverhandlungen für die Brauwirtschaft im Tarifgebiet Sachsen und Thüringen. Nach Darstellung der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gaststätten (NGG) stößt die Streikwelle auf große Beteiligung. Die Bierproduktion von vier Betrieben der Radeberger Gruppe sei größtenteils zum Erliegen gekommen, auch die Auslieferung sei betroffen. Die Warnstreiks sollen noch bis zum Wochenende dauern. 

Gewerkschaft will Druck auf den Kessel geben 

„Der Osten will nicht nachrangig behandelt werden. Wir wollen einen eigenen Abschluss, der den Beschäftigten passt. Die Belegschaften produzieren normalerweise rund um die Uhr Bier. Jetzt geben sie mit dem Streik in der Tarifrunde Druck auf den Kessel. Die Radeberger Gruppe sollte die Kampfbereitschaft der Belegschaften nicht unterschätzen und als maßgeblicher Verhandlungsakteur im Tarifgebiet ihre Blockade aufgeben“, erklärte Uwe Ledwig, Verhandlungsführer der NGG Ost. 

Viele Beschäftigte in Sachsen und Thüringen treibe um, dass sie über 30 Jahre nach der deutschen Einheit immer noch länger arbeiten für weniger Geld, betonte Ledwig. Der Unterschied betrage immerhin mehr als 4.000 Euro im Jahr – ohne Zuschläge. 

Gewerkschaft will sieben Prozent mehr Lohn 

Neben den Beschäftigten des Freiberger Brauhauses und der Radeberger Brauerei waren auch die Mitarbeiter der Sternburg Brauerei in Leipzig und der Krostitzer Brauerei zum Arbeitskampf aufgerufen. Laut Gewerkschaft weigert sich die Arbeitgeberseite bisher, ein Angebot vorzulegen. Die Gewerkschaft fordert ein Lohnplus von sieben Prozent und 100 Euro mehr für Auszubildende. 

Arbeitgeber haben noch kein Angebot vorgelegt 

Der Sächsische Arbeitgeberverband Nahrung und Genuss äußerte sich am Donnerstag nicht zum weiteren Vorgehen. Allerdings meldeten sich einzelne Brauereien zu Wort. Die Radeberger Brauerei bedauerte, dass es nach der ersten Verhandlungsrunde noch zu keinem Angebot der Arbeitgeberseite kommen konnte. Die Tarifgemeinschaft werde das nachholen können, wenn die Arbeitnehmervertreter „echte Verhandlungsbereitschaft“ signalisieren, sagte Unternehmenssprecher Hendrik Wagner auf Anfrage. 

Brauereien rechnen mit wirtschaftlichem Schaden 

Wirtschaftlich nicht tragfähige Maximalforderungen würden einen Tarifabschluss leider derzeit nicht möglich machen, betonte Wagner. Man sei auf einen Streik vorbereitet gewesen. „Das ändert aber nichts daran, dass eine bewusst so kurzfristig anberaumte, sich über mehrere Brau- und Abfülltage hinziehende Arbeitskampfmaßnahme gerade jetzt in der aktuellen Hochsaison für unsere Produkte die natürlichen Abläufe ins Stocken bringt und somit potenziell auch wirtschaftlichen Schaden anrichtet.“ 

Arbeitgeber wollen Verhandlungsergebnis mit Augenmaß 

Laut Radeberger Brauerei gibt es beim Bierabsatz in Deutschland aktuell ein Minus von rund 7 Prozent. „Da ist ein gefordertes Lohnplus von rund 7 Prozent nicht nur jenseits dessen, was der Markt erlaubt – es gefährdet schlussendlich auch Arbeitsplätze, statt diese zu sichern.“ Wenn sich in der Branche die Absätze aus unterschiedlichsten Gründen so verhalten entwickeln, müsse auch für die Löhne Augenmaß gelten. Man brauche ein Verhandlungsergebnis, das beiden Seiten gerecht werde, ohne wirtschaftliche Grundlagen zu gefährden. 

Nach Angaben des Freiberger Brauhauses kam die Ankündigung für den Arbeitskampf sehr kurzfristig. Auch durch die angekündigte Länge der Maßnahmen kämen die komplexen Abläufe in der Brauerei nicht nur durcheinander, sondern würden diese sicher auch punktuell ins Stocken bringen, erklärte Marketingleiter Frank Rehagel. Das sei gerade in den Wochen der Hochsaison schmerzhaft. „Wenn die Absätze der Brauer unter Druck sind, können auch bei den Löhnen die Bäume nicht in den Himmel wachsen.“ 

Brauereien äußern Unverständnis über Gewerkschaftsforderung 

Die Krostitzer Brauerei räumte ein, dass ein Produktions- und Abfüllausfall von zwei vollen Arbeitstagen das Unternehmen in der Hochsaison trifft und wirtschaftlichen Schaden anrichtet. „Wir blicken in der Marktsituation, in der sich unsere Branche gerade befindet, daher mit Unverständnis auf die hohen Forderungen, die die Gewerkschaft vorgebracht hat – denn sie lassen jeden Marktbezug vermissen“, sagte Firmensprecherin Ines Zekert. Die Tarifparteien sollten schnellstmöglich an die Verhandlungstische zurückkehren, um „marktgemäße Tarifanpassungen mit Augenmaß zu verhandeln“. 

Nächster Verhandlungstermin ist der 14. August. „Auch davor kann die Arbeitgeberseite schon ein Angebot vorlegen. Weitere Arbeitsniederlegungen sind nicht ausgeschlossen und könnten in den kommenden Sommerwochen die Produktion und Lieferfähigkeit der Brauereien an Gaststätten und den Einzelhandel empfindlich stören“, erklärte die Gewerkschaft abschließend.

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