Bildung: Schulen sollen über Tablets im Unterricht selbst entscheiden

  • Juli 11, 2025

Es ist ein 800 Millionen Euro teures Projekt: Vom nächsten Jahr an sollen Schülerinnen und Schüler in Niedersachsen kostenlose Leih-Tablets bekommen. Die Umsetzung wirft noch Fragen auf.

Für viel Geld will Niedersachsens Landesregierung neue Tablets in die Schulen bringen – doch ob die Geräte auch überall genutzt werden, ist noch offen. Die Tablets seien ein Angebot, sagte Kultusministerin Julia Willie Hamburg der Deutschen Presse-Agentur. „Wir schaffen also erst mal eine Möglichkeit und die Schulen können selbst entscheiden, ob und wie sie die Geräte einsetzen.“

Die Grünen-Politikerin erklärte, sie sehe die Tablets als ein Werkzeug, das attraktiven Unterricht ermöglichen solle. Welche Apps darauf heruntergeladen werden könnten und müssten, könnten die Lehrkräfte bei den Schulgeräten künftig selbst steuern – „das ist anders als bei den privaten Geräten“.

Tablets auch für zu Hause

Klar ist bereits, dass die Schülerinnen und Schüler ihre Leih-Tablets nicht nur in der Schule werden nutzen können: „Die Tablets werden angewendet wie Schulbücher“, sagte Hamburg. Entsprechend der Konzeption der Schule könnten die Schülerinnen und Schüler daher auch zu Hause damit arbeiten. 

Die Einführung kostenloser Leih-Tablets an den Schulen war ein zentrales SPD-Wahlversprechen vor der Landtagswahl 2022 – ursprünglich für alle Jahrgänge. Der Plan jetzt sieht vor, zum Schuljahr 2026/27 mit den siebten Klassen zu beginnen und die Tablets von diesem Alter an aufwärts einzusetzen. Jüngere Schülerinnen und Schüler gehen somit leer aus. 

Den Beginn in Klasse sieben wählte das Land auch deshalb, weil viele Schulen für diesen Jahrgang die Einführung teurer Taschenrechner vorsehen. Diese Anschaffung könnten die Tablets ersetzen. Bis 2031 will Rot-Grün für die Leih-Tablets rund 800 Millionen Euro bereitstellen. Die Bildung mit digitalen Geräten soll damit unabhängig werden vom Geldbeutel der Eltern.

CDU: „Das Trauerspiel geht weiter“

Der Opposition fehlt allerdings eine klare Strategie für die Digitalisierung – ein Konzept, an dem sich die Schulen orientieren können. „Die Landesregierung offenbart jetzt, dass sie keinen Plan für eine sinnvolle Digitalisierung unserer Schulen hat“, sagte der CDU-Bildungspolitiker Christian Fühner. Kultusministerin Hamburg lasse damit Schüler, Eltern und Lehrer allein.

Wer die Tablets warten solle, wie sie pädagogisch sinnvoll eingesetzt würden und wer die Lehrkräfte flächendeckend fortbilde – das alles sei offen, kritisierte Fühner: „Das Trauerspiel geht weiter.“

AfD: Technische Umsetzung darf nicht an Kommunen hängen

Der AfD-Abgeordnete Harm Rykena kritisierte, Ministerin Hamburg mache es sich zu leicht und warf ihr eine „Mir doch egal“-Haltung vor. „Um sicherzustellen, dass alle Schüler am Ende über digitale Grundkompetenzen verfügen, sollte das Land zumindest einen Grundlehrplan vorgeben“, forderte er. „Was die Schulen darüber hinaus machen, oder eben nicht, könnten sie dann selber entscheiden.“

Die technische Verwaltung der Tablets mit Updates, Software und Reparaturen dürfe zudem nicht am Schulpersonal und den Kommunen hängenbleiben. „Auch hier ist das Land in der Pflicht“, sagte Rykena.

GEW fordert geschultes Personal

Die Wartung und Einrichtung der kleinen Computer nimmt auch die Bildungsgewerkschaft GEW in den Blick. Den Schulen die Entscheidung über den Einsatz der Tablets zu überlassen, sei grundsätzlich sinnvoll, sagte GEW-Landeschef Stefan Störmer. „Aber: Jedes Tablet, das angeschafft wird, muss gewartet und eingerichtet werden. Hierfür braucht es geschultes Personal, das vielerorts noch fehlt und nun dringend schnell eingestellt werden muss.“

Keinesfalls dürfe eine Situation entstehen, bei denen die Finanzkraft eines kommunalen Trägers darüber entscheidet, ob und wie viele Administratoren für diesen Bereich eingestellt werden, warnte Störmer.

Lies sieht „neue Räume“ für gezielteren Unterricht

Ministerpräsident Olaf Lies (SPD) hatte kurz nach seinem Amtsantritt erklärt, ein erster Austausch der Geräte könnte nach etwa vier Jahren notwendig werden. Die Idee: Die Schülerinnen und Schüler der siebten Klasse nehmen ihr Tablet mit in die achte Klasse und danach in die folgenden – „und wenn sie mit der zehnten Klasse fertig sind, dann ist leider mitunter auch die Nutzungsdauer der Tablets am Ende“, sagte Lies. 

Zur geplanten Nutzung sagte der Regierungschef: „Es geht nicht darum, das, was bisher analog war, digital zu machen, sondern auch darum, neue Räume zu eröffnen, um gezielter und differenzierter pädagogisch arbeiten zu können.“ Die Digitalisierung schaffe damit neue Möglichkeiten für die Schulen.

Schüler wollen am Konzept beteiligt werden

Der Landesschülerrat unterstützt das Vorhaben der Leih-Tablets grundsätzlich: Die Geräte seien heute kein Luxus mehr, sondern eine Grundvoraussetzung für zeitgemäßen Unterricht, sagte der Vorsitzende Matteo Feind im Juni. 

Allerdings brauche es ein Gesamtkonzept, bei dem die Schülerinnen und Schüler aktiv einbezogen werden. Ohne WLAN, pädagogische Konzepte und qualifizierte Lehrkräfte blieben die Tablets sonst ein teures Stück Technik.

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