Platzmangel: Paviane im Tiergarten Nürnberg sollen wohl erschossen werden

  • Juli 12, 2025

Im Tiergarten Nürnberg leben zu viele Paviane auf engem Raum. Immer deutlicher zeichnet sich ab, dass der Zoo zur radikalen Lösung greifen wird: die Tiere zu töten.

Im Nürnberger Tiergarten herrscht Platzmangel – zumindest bei den Pavianen. Das Gehege in der fränkischen Stadt ist für 25 Tiere ausgelegt. Mittlerweile leben dort aber nach Angaben des Zoos 43 Guinea-Paviane. Es kommt zu Konflikten in der Gruppe, viele Affen erleiden Bissverletzungen. Auf lange Sicht eine untragbare Situation, für die es aber keine befriedigende Lösung zu geben scheint.

Zunehmend zeichnet sich ab, dass ein Teil der Tiere getötet werden soll, um wieder Raum im Gehege zu schaffen. „Die Haltung ist so auch nicht mehr weiter genehmigungsfähig“, sagte Zoodirektor Dag Encke dem Bayerischen Rundfunk. „Es ist sehr sicher, solange wir nicht doch noch einen Platz finden, und das sieht im Moment nicht danach aus, dass wir dann Tiere entnehmen müssen.“ Zu RTL sagte der Direktor: „Wahrscheinlich werden wir alle Tiere erschießen, weil das die schnellste und menschlichste Methode ist.“

Tiergarten Nürnberg: Bisher keine geeigneten Übernahmeangebote

Wie viele Paviane getötet werden sollen, steht noch nicht fest. Ob die Äffchen dann an Raubtiere im Zoo verfüttert werden, werde „immer im Einzelfall entschieden“, schreibt der Tiergarten auf seiner Website. Der Tiergarten Nürnberg ist der einzige Zoo in Deutschland, der Guinea-Paviane hält. Insgesamt leben 278 Exemplare der Art in Zoos des Europäischen Zooverbandes. Die Tiere gelten als potenziell gefährdet.

Nach Angaben des Zoos gab es verschiedene Übernahmeangebote für die überschüssigen Paviane. Diese würden sorgfältig geprüft, unter anderem im Hinblick auf die Haltungsbedingungen. Es habe mehr oder weniger konkrete Anfragen aus Großbritannien, Indien, Slowenien oder Österreich. Auch Influencer hatten sich eingeschaltet und Hilfe angeboten. Doch nach der Zoo hält fest: „Aktuell besteht keine Übernahmemöglichkeit für Guinea-Paviane aus dem Tiergarten – selbst wenn engagierte Influencer anbieten, den Transport zu übernehmen.“

Tierschützer wollen Strafanzeige stellen

Sollte es tatsächlich zum Abschuss der Paviane kommen, will die Tierschutzorganisation Pro Wildlife Strafanzeige gegen den Tiergarten Nürnberg stellen. Eine Tötung verstoße gegen das Tierschutzgesetz. Die Tierschützer kritisieren vor allem, dass der Zoo es versäumt habe, rechtzeitig zu handeln, obwohl sich das Platzproblem bereits seit einigen Jahre abzeichne. Dennoch wurde in Nürnberg weiter gezüchtet. 

„Jetzt sollen Tiere die Konsequenzen jahrelanger verfehlter Zucht- und Haltungspolitik mit ihrem Leben bezahlen“, sagt Sprecherin Laura Zodrow. „Der Tiergarten Nürnberg hätte schon vor Jahren dringend handeln müssen. Doch Alternativen zur Tötung – wie die Abgabe an andere Einrichtungen, ein sofortiger Zuchtstopp, eine Gehegeerweiterung oder sogar ein Neubau – wurden fahrlässig ignoriert.“

Tiergarten will weiter Paviane halten

Dabei wurde nach Angaben des Zoos durchaus versucht, das Wachstum der Population einzugrenzen. Verhütungsversuche bei den Weibchen hätten aber „nicht den gewünschten Effekt gebracht“. Deshalb habe man diese Methode 2018 aufgegeben.

Der Tiergarten Nürnberg hält seit mehr als 80 Jahren Guinea-Paviane – und will auch in Zukunft an der Haltung und Züchtung festhalten. „Es dient dem Überleben der Art, dass in menschlicher Obhut eine Population erhalten wird, die die Basis für Auswilderungen bilden kann, wenn es irgendwann geschützte und dafür geeignete Räume gibt“, schreibt der Zoo auf seiner Website.

Quellen: Tiergarten Nürnberg, Bayerischer Rundfunk, RTL, „Nordbayern.de“, Pro Wildlife

Transparenzhinweis: Der stern ist wie RTL ein Teil von RTL Deutschland.

  • Ähnliche Beiträge

    • Juli 12, 2025
    Tödlicher Badeunfall: 24-Jähriger tot aus See geborgen

    Am Lambsheimer Weiher wird ein junger Mann vermisst. Kurze Zeit später finden Einsatzkräfte ihn leblos im Wasser.

    • Juli 12, 2025
    Unfälle: Auto prallt gegen Baum – Beifahrerin stirbt

    Ein Auto fährt im Landkreis Anhalt-Bitterfeld gegen einen Baum. Ersthelfer befreien den Fahrer, doch für die Beifahrerin kommt jede Hilfe zu spät.

    Du hast verpasst

    Unfälle: Auto prallt gegen Baum – Beifahrerin stirbt

    • Juli 12, 2025
    Unfälle: Auto prallt gegen Baum – Beifahrerin stirbt

    Tödlicher Badeunfall: 24-Jähriger tot aus See geborgen

    • Juli 12, 2025
    Tödlicher Badeunfall: 24-Jähriger tot aus See geborgen

    Kalenderblatt: Was geschah am 13. Juli?

    • Juli 12, 2025
    Kalenderblatt: Was geschah am 13. Juli?

    Tennis in Wimbledon: Presse feiert „polnische Zerstörerin“ Swiatek für 6:0, 6:0

    • Juli 12, 2025
    Tennis in Wimbledon: Presse feiert „polnische Zerstörerin“ Swiatek für 6:0, 6:0

    Frauen-EM 2025: Schweden gewinnt mit 4:1 gegen das deutsche Team

    • Juli 12, 2025
    Frauen-EM 2025: Schweden gewinnt mit 4:1 gegen das deutsche Team

    Konzert: NRW-Konzert vor großer Kulisse: Klassik im Luftschiffhangar

    • Juli 12, 2025
    Konzert: NRW-Konzert vor großer Kulisse: Klassik im Luftschiffhangar