
In den Dolomiten setzen südtiroler Bauern ein Zeichen gegen den Touristenansturm. Vor allem unvorbereitete Social-Media-Wanderer sorgen für Frust.
Für viele Deutsche ist Südtirol ein Sehnsuchtsort – speziell die beeindruckende Gebirgslandschaft der Dolomiten. Doch auf den Wanderwegen rund um die Geislerspitzen schlagen Bauern in der Provinz Bozen jetzt Alarm. Mit einem symbolischen Drehkreuz auf dem Berg Seceda fordern die Almbesitzer ein Umdenken im Umgang mit dem zunehmenden Touristenandrang.
Wie die Nachrichtenagentur Ansa berichtet, wurde das Drehkreuz am Wochenende auf einem der meistfotografierten Aussichtspunkte Südtirols aufgestellt. Der Zugang blieb zwar frei, doch die Botschaft war klar: Es sei ein „Warnsignal“ gegen immer mehr Müll, gestresste Weidetiere, Umweltschäden und fehlende Unterstützung durch die Behörden.
Dolomiten-Bauern protestieren gegen Tourismus
Bereits am Mittwoch hatte ein Landwirt in der Region für Aufsehen gesorgt: Am Eingang eines Panoramawegs zu den Geislerspitzen hatte auch er ein Drehkreuz errichtet – allerdings ein kostenpflichtiges, samt 5-Euro-Maut. Laut Medienberichten wollte er damit kein Geld verdienen, sondern gegen den Massentourismus protestieren. Nach der Kritik wurde die Anlage entfernt. Der Fall wird nun in der Gemeinde St. Christina geprüft.
Der Präsident des italienischen Alpenverbandes CAI bezeichnete die Aktion als „Provokation, die nützlich sein kann“, solange sie nicht kommerziellen Zwecken diene. Gegenüber dem Onlineportal „Salto“ kritisierte er, viele Besucher würden unerlaubt Wiesen durchqueren, mit Fahrrädern über Felder fahren oder sich dort zum Picknick niederlassen – mit teils erheblichen Folgen für die Landwirte. Auch rechtlich geraten die Bauern unter Druck: Immer häufiger würden sie nach Stürzen oder Zwischenfällen mit Weidevieh verklagt, so der CAI-Chef.
Touristen sorgen für Schäden auf Feldern
Die Region ist zum Touristenmagnet geworden – und auch zur Bühne in den sozialen Medien. Hotspots wie der Seceda-Berg, der Pragser Wildsee oder die Drei-Zinnen-Gebirge locken täglich hunderte Menschen an. Der Alpenverband sieht in vielen davon bloße „Selfie-Touristen“ – diese kämen nur für das perfekte Bild. Auch sei es problematisch, dass manche Influencer anspruchsvolle Touren als einfache Ausflüge darstellen.
Auch der Alpenverein Südtirol (AVS) zeigt Verständnis für den Frust der Almbauern, denn viele Wanderwege würden über deren Privatgrund führen, sagte Geschäftsführer Cristian Olivo der DPA: „Was früher niemanden störte, weil es vielleicht ein bis zwei Touristen waren, wird heute bei gut über 100 Menschen täglich zum echten Problem.“ Eintrittsgeld zu verlangen sei jedoch keine Lösung, so Olivo. Das schaffe neue Konflikte und gefährde das Wegesystem. Für den Alpenverband CAI sei es gar „eine Schande“, Wanderwege zu monetarisieren. Beide Verbände plädieren für gemeinsame Weg-Vereinbarungen und bessere Besucherlenkung, etwa durch Alternativrouten.