
„Der Salzpfad“ überzeugt mit starken Bildern und Darstellern – doch Betrugsvorwürfe gegen die Autorin überschatten den Kinostart.
„Der Salzpfad“ feierte vor wenigen Tagen im Rahmen des Filmfests München seine Deutschlandpremiere – in Anwesenheit von Hauptdarstellerin Gillian Anderson (56), die dort auch mit dem CineMerit Award geehrt wurde. Die Verfilmung des gleichnamigen Bestsellers der britischen Autorin Raynor Winn (geb. 1962) überzeugt vor allem durch das eindrucksvolle Spiel der Hauptdarsteller und die kraftvollen Landschaftsbilder.
„Der Salzpfad“ von Regisseurin Marianne Elliott (58) startet am 17. Juli in den deutschen Kinos.
Worum geht es in „Der Salzpfad“?
Der Film erzählt die bewegende Geschichte von Raynor „Ray“ (Anderson) und Moth Winn (Jason Isaacs), einem Ehepaar in den Fünfzigern, das nach einem verlorenen Gerichtsverfahren nicht nur sein Zuhause, sondern auch seine gesamte Existenzgrundlage verliert. Hinzu kommt die Diagnose einer unheilbaren, neurodegenerativen Erkrankung bei Moth, die ihm das Gehen zunehmend erschwert. In ihrer Verzweiflung und ohne Perspektive packen die beiden ihr letztes Hab und Gut in Rucksäcke und machen sich auf, den über 1.000 Kilometer langen South West Coast Path an der englischen Südküste zu Fuß zu bewältigen.
Mit Zelt und wenigen Vorräten schlagen sie sich durch eine atemberaubende, aber auch herausfordernde Landschaft. Unterwegs begegnen sie Vorurteilen, Ablehnung und sozialer Kälte, finden jedoch auch Trost in der Natur und in Begegnungen mit hilfsbereiten Menschen.
Leise Erzählweise, emotionale Tiefe
Die leise, eindringliche Erzählweise und die Darstellung der existenziellen Krise als Liebesgeschichte, die ohne Kitsch und Pathos auskommt, machen den Film besonders. Gillian Anderson und Jason Isaacs (62) verleihen der Geschichte durch ihr intensives und nuanciertes Spiel zudem große emotionale Tiefe.
Eindrucksvolle Landschaftsaufnahmen
Der „Salzpfad“ in Buch und Film ist der real existierende Wanderweg South West Coast Path, der von Minehead in Somerset entlang der Küsten von Devon und Cornwall bis nach Poole Harbour in Dorset führt. Ursprünglich für die Küstenwache angelegt, verläuft der Weg heute durch einige der spektakulärsten Küstenlandschaften Englands, darunter die Unesco-Welterbestätten Jurassic Coast und die Bergbaulandschaft von Cornwall und West Devon.
Kamerafrau Hélène Louvart fängt die britische Küstenlandschaft – tosende Wellen, steile Klippen, dornige Büsche, windgepeitschte, matschige Pfade, endlose Regentage und perfekte Sonnenuntergänge – eindrucksvoll ein.
Kleine Minuspunkte bei existenziellen Themen
Auch wenn die beiden Hauptdarsteller in dieser Landschaft überzeugen, bleiben gesellschaftliche Themen wie Obdachlosigkeit und Krankheit eher angedeutet. Die Handlung konzentriert sich fast ausschließlich auf das Ehepaar; Nebenfiguren wie die beiden zu Beginn eingeführten Kinder oder biografische Details treten dagegen in den Hintergrund.
Bestsellerautorin Raynor Winn und die aktuelle Diskussion
Das Buch „Der Salzpfad“ wurde ein internationaler Bestseller, für zahlreiche Literaturpreise nominiert und 2019 mit dem renommierten RSL Christopher Bland Prize ausgezeichnet. Über eine Million Exemplare wurden weltweit verkauft.
Aktuell trüben jedoch Betrugsvorwürfe gegen Raynor Winn die Vorfreude auf den Kinostart. Nach Recherchen des „Observer“ sollen zentrale Teile ihrer angeblich autobiografischen Geschichte erfunden oder stark verfälscht sein. Es gibt Zweifel an der tatsächlichen Obdachlosigkeit des Paares, den Gründen dafür sowie an der Identität und Vergangenheit der Autorin. Die Vorwürfe betreffen somit nicht nur Details, sondern das Fundament der gesamten Erzählung und stellen die Glaubwürdigkeit des Buches als authentischen Erfahrungsbericht infrage. Raynor Winn weist die Anschuldigungen jedoch entschieden zurück und bezeichnet die Berichte als irreführend.