Vor 60 Jahren: Science statt Fiction: Wie Mars-Fotos mit Mythen aufräumten

  • Juli 14, 2025

Fiktion trifft Realität: Mit der Vorstellung von Marsmännchen war es spätestens 1965 vorbei. Damals sendete die US-Sonde „Mariner 4“ erstmals Bilder vom roten Planeten.

„Is there life on Mars?“: David Bowie war 1971 mit seiner Frage im gleichnamigen Song etwas spät dran. Denn damals war längst klar: Leben existiert auf dem Mars nicht in der Art, wie es lange Zeit erwartet worden war. Die US-Sonde „Mariner 4“ hatte in der Nacht vom 14. zum 15. Juli 1965 erstmals Bilder vom roten Planeten zur Erde geschickt und damit vor 60 Jahren Spekulationen und Mythen zunichtegemacht.

Wasserkanäle und Leben: Was über den Mars spekuliert wurde

Vor den ersten Bildern kursierte die Idee, der Mars sei von lebenden Wesen bewohnt. Diesen Gedanken befeuerte Giovanni Schiaparelli im Jahr 1877 durch eine sensationelle Entdeckung: Durch sein Fernrohr sah der italienische Astronom nicht nur vermeintliche Meere, sondern auch Strukturen, die diese verbinden sollen. Er nannte sie „Canali“. Diese angeblichen Kanäle wurden fälschlicherweise als künstliche Anlagen interpretiert – ein gefundenes Fressen für alle, die an eine Zivilisation auf dem Mars glaubten.

Wo Wasser ist, da ist auch Leben, lautet eine Annahme. Wegen der vermuteten Wasserstraßen glaubten viele, der Mars besitze möglicherweise eine ähnliche Atmosphäre und Oberfläche wie die Erde. Einige spekulierten, es könnte dort Lebensformen wie Pflanzen und Tiere geben. Der wohl einflussreichste Vertreter dieser Auffassung war der US-amerikanische Hobby-Astronom und Millionär Percival Lowell, der die Idee an der Wende zum 20. Jahrhundert weiter befeuerte.

Die Vorstellung erreichte schnell die Literatur. Werke wie „Der Krieg der Welten“ (1898) von H.G. Wells oder die John Carter-Reihe (ab 1912) von Edgar Rice Burroughs zeichneten ein Bild von außerirdischen Lebensformen und abenteuerlichen Erkundungen auf dem Mars.

Staub und Sand: „Mariner 4“ zeigte die wahre Mars-Oberfläche

Später setzte sich bei Wissenschaftlern und Schriftstellern die Einsicht durch, dass es keine Marsmännchen gibt. Doch einfache Lebensformen wie Pflanzen – die konnte man sich auf unserem Nachbarplaneten noch bis zum Start der ersten Marssonden vorstellen.

Doch vor genau 60 Jahren war es mit den Mythen um den Mars vorbei. Nach einigen Fehlschlägen schaffte es „Mariner 4“ nach einer achtmonatigen Reise als erste Sonde, am Mars vorbeizufliegen und dabei Bilder aufzunehmen. Eine Fernsehkamera an Bord löste in der Nacht zum 15. Juli 1965 insgesamt 22 Mal aus. Die Übertragung nur eines der noch recht unscharfen Bilder dauerte nach Angaben der US-Raumfahrtbehörde Nasa bis zu zehn Stunden.

Die Aufnahmen waren ein Meilenstein, obwohl die Nasa nur etwa ein Prozent der Oberfläche des Planeten abbildeten. Sie sorgten auf der Erde aber auch für Ernüchterung. Denn die ersten digitalen Bilder eines fremden Planeten zeigten kein Leben, sondern Ödnis. Es waren mondähnliche Einschlagskrater zu erkennen, von denen einige in der kalten Marsnacht mit Frost überzogen waren.

Weder Kanäle noch Anzeichen von fließendem Wasser kamen in der staubtrockenen Landschaft zum Vorschein. Und wo kein Wasser ist, ist auch kein Leben. Die Bilder gaben keine Hinweise auf Organismen oder Pflanzen. Auch durch seine sehr dünne Atmosphäre, in der Menschen nicht atmen könnten, erwies sich der Mars als weitgehend lebensfeindlich.

Infrastruktur und Kolonialisierung: Der Mars soll bevölkert werden

Und trotzdem gibt es noch immer Hoffnung: Seit mehr als vier Jahren ist der Mars-Rover „Perseverance“ (auf Deutsch: Durchhaltevermögen) auf dem erdähnlichsten Planeten unseres Sonnensystems im Einsatz und sucht dort nach Hinweisen auf früheres mikrobielles Leben. Denn einst sah der Mars komplett anders aus und ähnelte unserer heutigen Erde stärker: Vor Milliarden Jahren soll es auf dem Planeten flüssiges Wasser, eine dichtere Atmosphäre und möglicherweise Bedingungen gegeben haben, die Leben hätten zulassen können.

Den Mars könnten sich eines Tages auch Menschen persönlich ansehen können – eventuell schon im kommenden Jahrzehnt. Bei der Frage, wer als erster Erdbewohner einen Fuß auf den Mars setzt, könnte es zum Duell zwischen den USA und China kommen. Die Nasa visiert an, in den 2030er Jahren Astronauten auf den Mars zu schicken. Die dafür nötige Technologie umfasst etwa die Entwicklung von Landefähren, Sauerstoffproduktions- und Regenerationssystemen für die Lebenserhaltung auf einem Planeten fast ohne Atmosphäre.

Auch SpaceX-Gründer Elon Musk hat Pläne

Offiziell hat China zwar bislang keinen konkreten Zeitpunkt für eine Landung auf dem Mars genannt. Dennoch kursiert 2033 als mögliches Jahr für eine bemannte Marsmission, was auf den Entwurf eines chinesischen Experten von 2021 zurückgeht. Das Unterfangen könnte nicht ohne Grund in acht Jahren und damit zu einem günstigen Moment starten: Denn die Entfernung von der Erde zum Mars schwankt erheblich, da beide Planeten eigene Umlaufbahnen um die Sonne haben. Für Missionen angepeilt werden jene Zeitfenster, in denen die Distanz am geringsten ist. Wie die USA wollen auch die Chinesen eine bewohnte Basis auf dem Mars aufbauen.

Die Vision von einer autarken Marskolonie treibt auch den SpaceX-Gründer Elon Musk an. Die Besatzung in seinen „Starship“ (Sternenschiff) getauften Raketen könnte jedoch im Vergleich ziemlich amateurhaft ausfallen. „Wir wollen jeden, der ein Weltraumreisender sein will, befähigen, zum Mars zu reisen! Das heißt du oder deine Familie oder Freunde – jeder, der von großen Abenteuern träumt“, schrieb Musk auf seiner Kurznachrichtenplattform X. Um wirklich jeden Hobby-Astronauten zum Mars zu bewegen, soll es nach Vorstellung des Multimilliardärs Tausende „Starships“ geben, die zu der monatelangen Reise aufbrechen.

SpaceX zu Plänen auf dem Mars BBC zu Bowies „Life On Mars“ Esa zum Verlust des Wassers auf dem Mars Chinas Pläne für eine bemannte Marsmission beim „Spiegel“ Hörspiel „Krieg der Welten“ bei der ARD Nasa zu bemannten Raumflügen zum Mars Fachartikel aus China zur bemannten Erkundung des Mars (hinter Paywall) DLR zum Astronom Giovanni Schiaparelli „Der Marsmythos in Bildern“ bei der Hochschule Rhein-Main Nasa über die Aufgabe der Sonde „Mariner 4“ Nasa-Übersicht mit von „Mariner 4“ geschossenen Bilder Nasa zum Mars-Rover „Perseverance“ DLR zum Mars-Rover „Perseverance“ Fakten zum Mars bei der Nasa Elon Musk über Marsflüge für jeden bei X (archiviert)

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