
Der Tod des Sexualstraftäters Jeffrey Epstein empört Donald Trumps Basis – obwohl er den Fall als erledigt ansieht. Nun stellt sich sogar Fraktionschef Mike Johnson gegen ihn.
Die Epstein-Affäre wird Donald Trump wohl nicht so schnell los. Jetzt mischt sich auch sein eigener Parteifreund Mike Johnson ein, und ruft dazu auf, die Akte des verstorbenen Sexualstraftäters zu veröffentlichen – obwohl die US-Regierung inklusive des US-Präsidenten darin keinen Sinn sieht.
Johnson, Fraktionsvorsitzender der Republikaner, sei für „Transparenz“, wie er im Gespräch mit dem konservativen Podcaster Benny Johnson sagte. „Wir müssen alles auf den Tisch legen und die Menschen entscheiden lassen.“
Er forderte zudem, Trumps Justizministerin Pam Bondi müsse einige Unstimmigkeiten in ihren Äußerungen zur Epstein-Affäre „erklären“. Bondi wollte sich nicht zu der Möglichkeit äußern, neue Elemente in der Angelegenheit zu veröffentlichen. „Unser Memorandum spricht für sich“, sagte sie jetzt und verwies auf eine frühere Erklärung dazu.
Wurde Epstein vom „tiefen Staat“ eliminiert?
Sie und der Chef der Bundespolizei FBI, Kash Patel, hatten im Wahlkampf Spekulationen befeuert, nach denen es eine geheim gehaltene „Kundenliste“ Epsteins mit prominenten Namen aus der Demokratischen Partei oder Hollywood gebe. Manche Trump-Anhänger verbreiteten sogar die Verschwörungserzählung, Epstein sei deshalb von einem „tiefen Staat“ eliminiert worden.
Anfang Juli aber veröffentlichten Bondi und Patel ein überraschendes Memo: Es sei keine „belastende ‚Kundenliste'“ gefunden worden – und Epstein habe, wie bisher angenommen, im Gefängnis Suizid begangen. Weitere Informationen in dem Fall gebe es nicht. Die Reaktionen aus Trumps Make-America-Great-Again-Lager fielen heftig aus.
Der US-Milliardär Epstein war 2019 tot in seiner Gefängniszelle in Manhattan gefunden worden. Dem Investmentbanker war vorgeworfen worden, zahlreiche Mädchen und junge Frauen missbraucht und Prominenten zugeführt zu haben.
Wegen früherer Aussagen zu Epstein steht Trump in der Affäre auch selbst im Fokus. Er hatte seinen damaligen Nachbarn Epstein 2002 noch als „tollen Typen“ bezeichnet und gesagt, dieser möge „schöne Frauen genauso wie ich“ – und viele von ihnen seien eher jung.
Donald Trump versteht seine Basis nicht mehr
In später freigegebenen Dokumenten zur Epstein-Affäre war auch Trumps Name aufgetaucht, ein Fehlverhalten wurde dem amtierenden Präsidenten allerdings nicht vorgeworfen. Manche im MAGA-Lager vermuteten daher, Trump selbst stehe auf der mutmaßlichen „Kundenliste“ und wolle die Sache deshalb vertuschen.
Und wie reagiert der US-Präsident auf das nicht enden wollende Misstrauen? Wie so oft wankelmütig: Wenn es „glaubwürdige“ Hinweise in dem Fall gebe, sollten diese veröffentlicht werden, sagte der Präsident jüngst, die Entscheidung darüber obliege weiter der Justizministerin.
Danach aber äußerte sich Trump verärgert zu den Vorwürfen seiner Anhänger. „Wir sind in einem Team, MAGA, und mir gefällt nicht, was passiert“, erklärte er auf Truth Social.
Zuletzt, am Dienstag, sagte er aber auch, er verstehe nicht, „warum der Fall Jeffrey Epstein jemanden interessieren könnte. Das ist ziemlich langweiliges Zeug. Er ist schon lange tot. Ich verstehe nicht, wo das Interesse oder die Faszination liegt“.