
Auf der bei Touristen beliebten Reykjanes-Halbinsel in Island ist am Mittwoch ein Vulkan ausgebrochen. Live-Videoaufnahmen zeigten Lava, die aus einer Spalte im Boden sprudelte. Der Sender RUV meldete, dass der nahegelegene Fischerort Grindavik und das bekannte Thermalfreibad Blaue Lagune evakuiert worden seien. Auswirkungen auf internationale Flüge würden jedoch nicht erwartet. Es ist der neunte Ausbruch in der Region seit Ende 2023.
Der isländische Wetterdienst erklärte, dass der Ausbruch um kurz vor 04.00 Uhr (Ortszeit, 06.00 Uhr MESZ) begonnen habe. Demnach öffnete sich im Vulkan eine 2,4 Kilometer lange Hauptspalte, aus der Lava sprudelte. Eine rund 500 Meter lange zweite Spalte klaffte am frühen Nachmittag ebenfalls auf.
Infolge der hohen Luftverschmutzung durch Asche und Rauch wurden die Bewohner der Reykjanes-Halbinsel aufgefordert, ihre Häuser nicht zu verlassen. Zuletzt hatte es in dem Gebiet im Südwesten Islands im April einen Vulkanausbruch gegeben.
Die meisten der insgesamt 4000 Einwohner hatten Grindavik bereits Ende 2023 vor der ersten Eruption der jüngsten Ausbruchsserie verlassen. Seitdem kaufte der Staat den Einwohnern die meisten Häuser ab, ein Großteil der Menschen aus Grindavik suchten sich dauerhaft ein neues Zuhause.
Die Evakuierung der verbliebenen rund hundert Einwohner verlief reibungslos, sagte Polizeisprecherin Margret Kristin Palsdottir dem Sender RUV. Touristen wurde untersagt, die nähere Umgebung des Vulkans zu betreten. „Natürlich verstehen wird, dass das ein faszinierendes Ereignis ist, insbesondere für Touristen, die nicht daran gewöhnt sind“, sagte Palsdottir.
Auf der Reykjanes-Halbinsel war rund 800 Jahre lang kein Vulkan ausgebrochen, bis im März 2021 eine neue Phase erhöhter vulkanischer Aktivität begann. Der aktuelle Ausbruch ist nach Ansicht des Geophysikers Benedikt Ofeigsson jedoch weniger stark als vorherige Ausbruchsereignisse der Phase.
Island ist mit mehr als 30 aktiven Vulkansystemen die größte und aktivste Vulkanregion Europas. Der Inselstaat im Nordatlantik liegt auf dem sogenannten Mittelatlantischen Rücken, der die eurasische und die nordamerikanische Erdplatte trennt. Ein Vulkanausbruch in einem anderen Teil Islands im Jahr 2010 hatte mit einer riesigen Aschewolke einen Monat lang den Flugverkehr in weiten Teilen Europas lahmgelegt.