
Der Frauenanteil in den Aufsichtsräten deutscher Börsenunternehmen ist einer Studie zufolge erstmals seit dem vor zehn Jahren eingeführten Führungspositionengesetz wieder leicht gesunken. Der Frauenanteil in den Kontrollgremien ging von 37,3 Prozent im vergangenen Jahr auf 37 Prozent mit Stand Mai 2025 zurück, wie die Initiative Fidar (Frauen in die Aufsichtsräte) am Mittwoch in Berlin mitteilte. In den Vorstandsetagen der Unternehmen stieg die Besetzung mit Frauen leicht von 19,3 auf 19,9 Prozent.
Das Führungspositionengesetz war am 1. Mai 2015 eingeführt worden; seit Anfang 2016 gilt in Deutschland eine Geschlechterquote von 30 Prozent für neu zu besetzende Aufsichtsratsposten in börsennotierten und voll mitbestimmten Unternehmen. Dem Women-on-Board-Index von Fidar zufolge wird diese in den Unternehmen im Dax, MDax und SDax sowie weiteren paritätisch mitbestimmten Firmen „weitgehend umgesetzt“: Von den 179 untersuchten Unternehmen erreichten demnach knapp 80 Prozent einen Frauenanteil von 30 Prozent in ihrem Kontrollgremium. Bei 78 dieser Firmen verzeichnete die Initiative einen Anteil von 40 Prozent Aufsichtsrätinnen, in 25 Firmen war das Gremium paritätisch besetzt.
Seit August 2022 gilt das Mindestbeteiligungsgebot: Börsennotierte und paritätisch mitbestimmte Unternehmen mit mehr als drei Vorstandsmitgliedern müssen ihre Vorstände bei Neubesetzungen mit mindestens einer Frau und einem Mann besetzen. Von den 60 unter diese Regelung fallenden Unternehmen habe lediglich der Zuckerproduzent Südzucker eine „frauenfreie Chefetage“ und somit „Handlungsbedarf“, erklärte Fidar.
Seit 2015 stieg der Frauenanteil in den Aufsichtsräten der führenden Börsenunternehmen um 17,1 Prozentpunkte auf 37 Prozent, wie Fidar weiter mitteilte. Demnach erreichten die derzeit 101 der Aufsichtsratsquote unterliegenden Unternehmen mit 38,6 Prozent einen höheren Anteil als die Firmen, die nicht unter sie fallen (34,1 Prozent).
Bundesfrauenministerin Karin Prien (CDU) begrüßte die in den vergangenen Jahren gestiegenen Zahlen und erklärte, die gesetzlichen Vorgaben hätten „maßgeblich“ dazu beigetragen. „Es ist entscheidend, dass Unternehmen jetzt nicht nachlassen‚ sondern weiterhin gezielt weibliche Talente fördern“, forderte sie. „Mehr Frauen in Führungspositionen stärken nicht nur die Chancengerechtigkeit, sondern tragen auch wesentlich zum nachhaltigen unternehmerischen Erfolg bei.“
„Wir sollten aus dem Erfolg der gesetzlichen Vorgaben lernen und dafür sorgen, dass sie mehr Reichweite bekommen“, erklärte Fidar-Präsidentin Anja Seng. „Die Geschlechterquote im Aufsichtsrat sollte auf 40 Prozent erhöht und auf alle Unternehmen ausgeweitet werden, die börsennotiert sind oder mehr als 500 Beschäftigte haben.“ Seng forderte, auch das Mindestbeteiligungsgebot für mehr Unternehmen verpflichtend zu machen.