Heilbäder: Urlaub für Kopf, Körper und Seele

  • Juli 16, 2025

Ausgepowert, müde und mit der Sehnsucht, mal wieder aufzutanken: Der Gesundheitstourismus kommt aus der Nische.

Urlaub und Arzt – passt das zusammen? Für immer mehr Menschen schon, denn die Nachfrage nach Gesundheitsreisen zieht an. Dabei geht es aber nicht nur um den klassischen Aufenthalt in einem rheinland-pfälzischen Heilbad und Kurort. Natururlaube werden zunehmend mit Gesundheits- und Wellnessangeboten kombiniert, berichten der Tourismus- und Heilbäderverband sowie die Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH.

Was wollen diese Feriengäste?

Viele Gäste kommen, weil sie merken, dass sie ausgepowert und müde sind, sich erholen wollen und auftanken, sagt der Leiter und Inhaber des Biohotels Menschels Vitalresort. Der Aufenthalt werde dann oft mit einem ärztlichen Check-up, einigen Anwendungen wie Krankengymnastik, Massagen, Sport-Therapie, einer Ernährungsberatung sowie Wandern und Wellness verbunden, berichtet Matthias Menschel. 

Die beiden Hauptschwerpunkte des Hauses sind das Heilfasten und die Heilerdetherapie des Naturheilkundlers Emanuel Felke mit Lehmanwendungen. Es werde zudem eine Burn-out-Prävention angeboten – mit einer „digitalen Entgiftung“, erklärt der Facharzt für Allgemeinmedizin und Naturheilverfahren. „Das Handy muss nicht immer in der Hosentasche stecken.“

Das Vitalresort in Meddersheim bei Bad Sobernheim im Landkreis Bad Kreuznach war früher ein klassisches Kurhaus. Mittlerweile sind es 90 Prozent selbst zahlende Gäste, die aus unterschiedlichen Paketen auswählen können. Die Nachfrage und das Angebot in der Branche für Gesundheitstourismus nimmt nach Beobachtung von Menschel stetig zu.

Was löst diesen Trend aus?

Gesundheit als Mehrwert gewinnt für den Urlaub zunehmend an Bedeutung. Besonders Wellness- und Aktivreisen verzeichnen nach Angaben der Verbände eine steigende Nachfrage – zunehmend auch bei jüngeren Menschen unter 40 Jahren. Gesundheitsurlaube werden immer stärker mit Natur- und Wellnessangeboten verknüpft. 

Was bedeutet eigentlich Gesundheitstourismus?

Dabei geht es um ein großes Spektrum mit unterschiedlichen Schwerpunkten: ambulante Vorsorgeleistungen in anerkannten Kurorten, Prävention, Rehabilitation sowie gesundheitsorientierter Urlaub und Wellness. Die Heilbäder und Kurorte decken alle Schwerpunkte ab und nehmen damit eine zentrale Bedeutung für den Gesundheitstourismus im Land ein.

Welche Leistungen gibt es?

Rehabilitation: Stationäre Vorsorge- und Rehabilitation aufgrund ärztlicher Verordnung. Das geschieht überwiegend in den Heilbädern und Kurorten. Rund 90 Prozent der Übernachtungen in Vorsorge- und Rehakliniken finden in Fachkliniken der Heilbäder und Kurorte statt.  Ambulante Vorsorgeleistungen in anerkannten Kurorten: Die ambulanten Vorsorgeleistungen in anerkannten Kurorten sind eine auf Versicherte individuell abgestimmte Kombination von Anwendungen medizinischer Leistungen und dem Einsatz ortsgebundener Heilmittel wie Heilwässer und Heilgase. Die Leistungen werden laut Tourismus- und Heilbäderverband durch die gesetzlichen Krankenkassen zum Teil bezuschusst.  Medical Wellness: Dabei handelt es sich um selbstfinanzierte Urlaubsaufenthalte, die touristische und medizinische Leistungen verknüpfen. Voraussetzung ist das Vorhandensein von medizinischem Personal in den Einrichtungen. Dazu werden teilweise auch Ayurveda- und Anwendungen der Traditionellen chinesischen Medizin gezählt.

Wie viele Heilbäder und Kurorte gibt es in Rheinland-Pfalz?

Es gibt 15 hochprädikatisierte Heilbäder und Kurorte in Rheinland-Pfalz. Diese decken das gesamte Spektrum des Gesundheitstourismus ab. Hochprädikatisiert bezeichnet den Grad der staatlichen Anerkennung und Qualitätsauszeichnung eines Kurorts. 

Heilbäder und Kurorte müssen dafür regelmäßige Qualitätskontrollen nachweisen und hohe Standards bei den natürlichen Heilmitteln, Heilverfahren, bioklimatischen Anforderungen, der Medizin und Infrastruktur nachweisen.

In welchen Regionen gibt es Angebote für Gesundheitstourismus?

In der Region Eifel liegen drei Kurorte für Gesundheitsreisende: Das Heilbad Bad Bertrich bietet eine Glaubersalzthermalquelle, die mit einer Temperatur von 32 Grad an die Oberfläche tritt und von der Vulkaneifeltherme für Therapien genutzt wird. Im ersten landschaftstherapeutischen Kurpark Europas in Bad Bertrich liegt zudem ein Venenlehrpfad.Im Kurort Manderscheid gibt es den Achtsamkeitspfad Kleine Kyll. Daun ist ebenfalls ein heilklimatischer Kur- und Kneippkurort, bekannt für die Dauner Maare, die vor 10.000 Jahren entstanden sind. In der Vulkaneifel gibt es eine hohe Dichte an ganzheitlichen Wellnessangeboten wie Fasten, Detox, Yoga, Waldbaden, Nordic Walking und Gesundheitswandern. In allen drei Kurorten befinden sich Ärzteteams und spezialisierte Rehabilitations-Fachkliniken. In der Region Nahe lieg das einzige Felke-Heilbad Deutschlands. Bei diesem natürlichen Heilverfahren ist der wichtigste Bestandteil der Lehm, der in kalten oder warmen Lehmpackungen zur Anwendung kommt. Bad Sobernheim ist einer der Standorte für Medical-Wellness in Rheinland-Pfalz. Dabei werden medizinische Leistungen von Fachärzten mit touristischen Angeboten verknüpft.Das größte Heilbad der Region ist Bad Kreuznach. Dort sorgen die natürlichen Heilmittel Sole und Radon für eine Kombination von Angeboten für Gesundheitsreisende. Das Salinental mit seinen Gradierwerken wird als größtes Freiluft-Inhalatorium Europas bezeichnet: Sechs große Gradierwerke, zwei kleinere und ein Solezerstäuber, sorgen für ein Mikroklima mit mineralreicher Luft, das ideal für die Atemwege ist. Dieser Salinenpark zieht sich bis nach Münster am Stein-Ebernburg, wo sich ein weiteres großes Gradierwerk befindet. Eine weitere Besonderheit in Bad Kreuznach ist der Radon-Heilstollen, in dem Patienten Linderung für ihre rheumatischen Beschwerden suchen.  In der Region Mosel ist in Bernkastel-Kues auf dem Kueser Plateau der einzige heilklimatische Kurpark in Rheinland-Pfalz entstanden. Zudem gibt es in Bernkastel-Kues ein Angebot mit traditioneller chinesischer Medizin.Ayurveda wird an zwei Standorten geboten: Bad Ems im Lahntal sowie Bad Wildstein an der Mosel. Dabei geht es um mehrwöchige Reinigungs- und Entgiftungskuren.

Wie viele Touristen zieht Rheinland-Pfalz an?

Von Januar bis Mai 2025 besuchten knapp drei Millionen Gäste Rheinland-Pfalz. Das waren 1,1 Prozent mehr als im Vorjahreszeitraum. Laut Statistischem Landesamt nahmen die Übernachtungen um 0,6 Prozent auf 7,5 Millionen ab. 

Rund 8,7 Millionen Gäste sind demnach im vergangenen Jahr insgesamt nach Rheinland-Pfalz gekommen. Über vier Millionen Übernachtungen fanden in den 15 Heilbädern und Kurorten statt, davon 41 Prozent in den Vorsorge- und Rehakliniken. Die Branche erwartet ein starkes Tourismusjahr 2025.

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