morgen|stern: Sollen Boomer einen Soli für die Rente zahlen? Die Lage am Morgen

  • Juli 16, 2025

Ein Vorschlag zur Sicherung der Rente, Frauke Brosius-Gersdorf wehrt sich, schwimmen können kann Leben retten und schon wieder Darmbakterien. Das ist heute wichtig.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser!

Obwohl ich noch mehr als 30 Jahre habe, bis ich mich in den Ruhestand verabschieden kann, mache ich mir jetzt schon Gedanken über meine Rente. Nicht so sehr darüber, was ich als Pensionär Schönes tun könnte, sondern ob ich mir das überhaupt leisten kann. Wird mein Geld reichen – trotz privater Vorsorge? Und wie viel wird es in ein paar Jahrzehnten überhaupt wert sein? Vielleicht geht es Ihnen ja ähnlich.

Das deutsche Rentensystem steht nämlich vor gewaltigen Herausforderungen: Der demografische Wandel sorgt dafür, dass immer weniger Junge für immer mehr Alte zahlen. Die steigende Lebenserwartung verlängert die Rentenbezugsdauer und reißt die Finanzierungslücke der Kassen weiter auf. Und viele Rentnerinnen und Rentner werden trotz jahrzehntelanger Arbeit von Altersarmut betroffen sein.  

Ein Renten-Soli für „Boomer“?

Union und SPD wollen das Thema anpacken. In den nächsten Wochen will die Koalition eine künftige Absicherung des Rentenniveaus für die kommenden Jahre auf den Weg bringen. Dann soll sich eine Rentenkommission Gedanken über die Zukunft machen. Nach überschwänglichem Tatendrang klingt das aber nicht unbedingt, wenn man ehrlich ist.

Experten des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW) schlagen nun einen ganz anderen Weg vor: den „Boomer-Soli“. Die geburtenstarken Jahrgänge der 1950er- und 1960er-Jahre, die Boomer, gehen nach und nach in den Ruhestand. Das belastet die Rentenkassen und das deutsche umlagefinanzierte System stark. Ein solcher Solidaritätszuschlag könnte die Renten stabilisieren, so die Experten. Zuerst hatte der „Spiegel“ über den Vorstoß berichtet.

Die Idee: Der „Boomer-Soli“ würde auf Alterseinkünfte ab einer bestimmten Höhe erhoben. Die Einnahmen flössen nicht in den Bundeshaushalt, sondern in ein Sondervermögen, das ausschließlich für die Umverteilung der Alterseinkünfte genutzt würde. Freibeträge sollen kleine Einkommen schützen, während vor allem das oberste Einkommensfünftel belastet würde. Eine weitere Überlegung: Rentenanwartschaften könnten umverteilt werden – niedrige Renten würden steigen, höhere sinken. Das ließe sich jedoch nur langfristig umsetzen.

Die DIW-Fachleute jedenfalls appellieren an die Politik, „mutige und weitreichende Reformen“ umzusetzen. Ein „Boomer-Soli“ könne dabei helfen, die Rente zu sichern und den Lebensstandard im Alter zu garantieren.

Was meinen Sie, liebe Leserinnen und Leser? Sollen die „Boomer“ eine Extra-Abgabe zahlen? Oder sollen Rentner in Ruhe ihren Lebensabend genießen dürfen?

Ist das schon eine Hexenjagd?

Seit nun rund zwei Wochen spaltet diese Frau das Land: die Rechtsprofessorin Frauke Brosius-Gersdorf. Sie sollte eigentlich zur neuen Richterin am Bundesverfassungsgericht gewählt werden, doch die Abstimmung im Bundestag platzte – wegen Kritik aus der Union an ihren angeblichen Ansichten zu Abtreibung und Corona-Impfpflicht. Kritiker nannten sie sogar „Linksextremistin“. Am Dienstag wehrte sich Brosius-Gersdorf zunächst in einer schriftlichen Stellungnahme. Die Vorwürfe seien „falsch“ und „diffamierend“. Auch die Berichterstattung über sie kritisierte sie.

Am Dienstagabend sprach die 54-Jährige dann ausführlich in der ZDF-Sendung „Markus Lanz“. Sie berichtete von Drohungen und verdächtiger Post, die an ihren Lehrstuhl geschickt worden sei. Den Vorwurf, sie sei linksradikal, wies sie erneut zurück. Mehr über das Gespräch zwischen Frauke Brosius-Gersdorf und Markus Lanz können Sie hier lesen:

Wird der Streit um Brosius-Gersdorf zur Gefahr für Merz?

Wir bleiben beim Thema. Denn der Streit belastet nicht nur Brosius-Gersdorf, sondern auch CDU und CSU. Fraktionschef Jens Spahn steht unter Druck, und in der Fraktion brodelt es. Die Führung fürchtet, dass sich in der Union etwas Grundlegendes verändert und die Abgeordneten nicht mehr verlässlich auf Linie bleiben. Wie groß ist der Kreis der Querschläger? Wie gefährlich könnte der Widerstand für Friedrich Merz werden, womöglich für die Koalition? Die stern-Politikchefs Veit Medick und Jan Rosenkranz sprechen über die Hintergründe in unserem Podcast „5-Minuten-Talk“:

Nicht schwimmen können gefährdet Kinder

In einigen Bundesländern haben die Sommerferien längst begonnen, in anderen stehen sie kurz bevor. Das bedeutet: Freibäder, Badeseen und Strände füllen sich mit Kindern, die zwischen Wassereis und Pommes-Schranke ins kühle Wasser springen, vom Fünf-Meter-Turm hüpfen oder um die Wette zu den Pontons schwimmen. Herrlich unbeschwerte Sommertage.

Doch viele Kinder können nicht gut genug schwimmen, warnt Peter Harzheim, Präsident des Bundesverbands Deutscher Schwimmmeister, in der „Rheinischen Post“. Das könne im schlimmsten Fall sogar in tödlichen Badeunfällen enden. „Mir treibt es die Sorgenfalten auf die Stirn, wenn jetzt viele an die Seen gehen, die nicht gut genug schwimmen können“, sagte er.

Ein Hauptproblem sei, dass die Schwimmfähigkeiten junger Menschen stark nachgelassen haben. „In der vierten Klasse kann heutzutage circa die Hälfte der Kinder nicht sicher oder gar nicht schwimmen“, sagte er.

Er appelliert daher an die Eltern: „Wichtig ist, dass Eltern mit ihren Kindern in die Bäder gehen und ihnen dort unter Aufsicht richtig schwimmen beibringen.“ Denn auch der Mangel an Bademeistern verschärf die Situation weiter.

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

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Mal was Positives

Schon gestern hatte ich an dieser Stelle über helfende Darmbakterien geschrieben, die die Ewigkeitschemikalie PFAS aufnehmen. Nun geht es wieder um Darmbakterien, die Gutes leisten: Japanische Forscher haben in einem Experiment mit Mäusen gezeigt, dass ein bestimmter Bakterienstamm die Wirkung einer Krebsimmuntherapie steigert. Das berichtet der japanische Sender NHK. Immunitätsfördernde Krebsmedikamente sollen bei weniger als der Hälfte der Patienten ausreichend wirksam sein. Das Darmmikrobiom galt als möglicher Einflussfaktor, doch der genaue Mechanismus blieb unklar.

Die Forscher analysierten Stuhlproben von 50 Krebspatienten, die eine Immuntherapie erhielten. Sie entdeckten, dass Patienten mit gutem Ansprechen auf die Therapie einen höheren Anteil des Bakterienstamms YB328 hatten. Diesen Stamm transplantierten sie in Mäuse mit Krebs, deren Darmflora zuvor entfernt worden war. Einer anderen Gruppe von Mäusen gaben sie Mikroorganismen von Patienten, die nicht auf die Therapie angesprochen hatten.

Das Ergebnis: Bei Mäusen mit YB328 schrumpften die Tumore nach der Verabreichung von Krebsmedikamenten. Das Forschungsteam sagt, dass ein weiteres Experiment gezeigt habe, dass der Bakterienstamm Immunzellen aktiviert. Hiroyoshi Nishikawa vom Institut erklärte, YB328 könne die Wirkung von Immuntherapien bei Patienten verbessern, die bisher nicht davon profitierten. Er hofft, die Forschung fortzusetzen, um neue Medikamente zu entwickeln.

Wie hat er Ihnen dieser morgen|stern gefallen? Schreiben Sie es mir gerne: [email protected]

Ich wünsche Ihnen einen guten Start in den Mittwoch! Herzlich, Ihr
Rune Weichert

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