
Vor Rügen ist ein Buckelwal gesichtet worden. Es ist nicht das erste Mal in diesem Jahr, dass sich große Wale in Nord- und Ostsee verirren. Nicht immer überleben sie dies.
Vor der Nordspitze Rügens auf Höhe Nonnevitz ist ein Buckelwal gesichtet worden. Es gebe eine Videoaufnahme von dem Tier, sagte Judith Denkinger vom Deutschen Meeresmuseum in Stralsund am Mittwoch. Anhand derer könne man sicher sagen, dass es ein Buckelwal ist. Die Expertin geht davon aus, dass es sich um ein männliches Jungtier handelt.
Es habe mehrfach mit der Schwanzflosse, der sogenannten Fluke, auf die Wasseroberfläche geschlagen, den Kopf dabei weit unter Wasser gehabt. Dies sei typisch für männliche Buckelwale. Sie kommunizieren so, etwa um Weibchen anzulocken. Weibliche Buckelwale schlagen nach Angaben Denkingers auch mit der Fluke, liegen dabei aber anders im Wasser.
Buckelwal sollte nicht gestört werden
In der Ostsee kommen Buckelwale normalerweise nicht vor. Es sei eine Fehlmigration, sagte Denkinger. Die Tiere sind im Sommer in arktischen Gewässern zum Fressen und ziehen im Herbst in Richtung Süden. Denkinger hofft, dass das Tier den Weg zurück in die Nordsee findet und nicht weiter die Ostsee hoch schwimmt. Wo der Buckelwal sich aktuell befindet, wisse sie nicht. Buckelwale können am Tag bis zu 60 Kilometer zurücklegen.
Denkinger appelliert an Menschen, die den Wal sehen, auf jeden Fall Abstand zu halten und sich dem Tier nicht von Vorn zu nähern, um dessen Zugrichtung nicht zu stören.
Nicht die erste unübliche Walsichtung in der Ostsee in diesem Jahr
Seit Jahresbeginn wurden in der Ostsee immer wieder Buckelwale gesehen. So hatten Feuerwehrleute im Mai einen Buckelwal nur etwa 800 Meter vor Ahrenshoop (Mecklenburg-Vorpommern) entdeckt. Experten des Deutschen Meeresmuseums, dem Kompetenzzentrum für Meeressäuger in der Region, bestätigten die Sichtung. Auch bei einer Sichtung am Ostermontag nahe Hiddensee vermuten die Fachleute anhand eines Videos, dass es ein junger Buckelwal war. Wahrscheinlich handelte es sich dabei um ein anderes Tier.
Bei Travemünde in Schleswig-Holstein war im Frühjahr ebenfalls ein Wal gesehen worden. Die Leiterin der Nabu-Landesstelle Ostseeschutz ging damals anhand von Videoaufnahmen davon aus, dass es sich wahrscheinlich um einen jungen Buckelwal handelt.
Mehrere Totfunde an der deutschen Nordseeküste
Allein in diesem Jahr wurden zudem mehrere Wal-Kadaver aus der Nordsee geborgen. So wurden etwa im Februar auf Sylt ein Pottwal-Kadaver und auf der unbewohnten Insel Minsener Oog südöstlich von Wangerooge ein toter Buckelwal entdeckt. Im Mai strandete in St. Peter-Ording ein toter Buckelwal und auf Minsener Oog ein toter Zwergwal. Im Juni wurde ein toter Zwergwal auf Sylt angespült.
Unter anderem Strandungen von Zwergwal-Kadavern kommen an den Nordseeküsten immer wieder vor. Laut Schutzstation Wattenmeer gab es etwa 2013, 2014, 2016 und 2021 Strandungen auf Sylt und 2018 vor St. Peter-Ording.