Hochschulpakt: Sparrunde bei Hochschulen – Warnung vor Folgen

  • Juli 17, 2025

In Zeiten knapper Kassen müssen Hessens Hochschulen sparen, erhalten aber langfristige Planungssicherheit. Das sieht eine neue Vereinbarung mit dem Land vor. Was sagen die Studierenden?

Die neue Finanzvereinbarung für Hessens Hochschulen haben die Verantwortlichen lieber ohne Sekt und Pressefotos hinter verschlossenen Türen unterzeichnet: 2026 müssen die Unis und Fachhochschulen rund 30 Millionen Euro einsparen. Im Jahr darauf kehrt ihr Budget auf das Niveau von 2025 zurück. Von 2028 an steigen die Landesmittel dann jährlich. 

Das sind die Kernpunkte der neuen Finanzvereinbarung Hochschulpakt 2026-2031 zwischen dem Land und seinen 14 staatlichen Hochschulen in finanziell herausfordernden Zeiten, wie das Wissenschafts- und das Finanzministerium in Wiesbaden mitteilten.

Vorangegangen waren gut einjährige Verhandlungen beider Ministerien mit den staatlichen Universitäten und Fachhochschulen. Zuletzt hatte es landesweit Demonstrationen gegen drohende Kürzungen und Einschnitte gegeben.

Wissenschaftsminister Gremmels: Sechs Jahre Planungssicherheit

Wissenschaftsminister Timon Gremmels (SPD) erklärte mit Blick auf die gesunkenen Steuereinnahmen: „Im dritten Jahr der Rezession haben wir das Bestmögliche für die Hochschulen erreicht. Der große Vorteil ist, dass die Hochschulen jetzt sechs Jahre Planungssicherheit haben.“ Es gebe ein bis zwei schwierige Jahre für die Hochschulen, aber dann garantiere das Land erneut einen Aufwuchs, „der am Ende der Paktlaufzeit 2031 wieder auf dem bisherigen Niveau liegen wird“. 

Falls es laut Gremmels künftige Tarifsteigerungen über vier Prozent für die Beschäftigten gäbe, käme das Geld nicht alleine aus dem Hochschulpakt, sondern auch vom Finanzministerium.

Finanzminister Lorz: „Durststrecke bis 2028“

Von einem „finanziellen Kraftakt für das Land“ und einer privilegierten Situation für die Hochschulen trotz einer „Durststrecke bis 2028“ sprach Finanzminister Alexander Lorz (CDU): „Kürzungen zum Haushalt 2026 müssen alle Ressorts realisieren, aber nur die Hochschulen bekommen über den Pakt garantierte Zuwachsraten bis 2031“. Diese Zusage reiche somit sogar über die laufende Legislaturperiode hinaus. 2028 ist Hessens nächste Landtagswahl vorgesehen. 

Lorz, der als Finanzminister und Hochschullehrer von zwei Seelen in seiner Brust sprach, erinnerte daran, dass Hessens Steuereinnahmen 2024 im Vergleich zum Vorjahr um eine Milliarde auf 27 Milliarden Euro eingebrochen waren – bei steigenden Personalkosten. Wenn Schwarz-Rot den Haushalt 2026 im November 2025 in den Landtag einbringt, werden dort intensive Debatten über Sparmaßnahmen in vielen Bereichen erwartet. 

Unis warnen vor realen Verlusten in dreistelliger Millionenhöhe

Der Sprecher der Konferenz Hessischer Universitätspräsidien, Thomas Nauss, erklärte: „Trotz der Aufwüchse im Hochschulpakt fehlt den Hochschulen durch die erwartbaren Personal- und Sachkostensteigerungen bis Ende 2031 real ein hoher dreistelliger Millionenbetrag.“

Der Sprecher der hessischen Kunsthochschulen, Elmar Fulda, ergänzte: „Das ist nicht das Ergebnis, das sich die fast 300.000 Menschen erhofft haben, die in unseren Hochschulen studieren und arbeiten.“ Die Einsparungen gefährdeten „die Innovationspotenziale unseres Landes. Die Fachkräftesicherung und der Beitrag der Hochschulen für eine resiliente demokratische Gesellschaft werden schwieriger.“ Mit Blick auf Corona-Pandemie, Energiekrise und Sparzwänge ergänzte Fulda hinsichtlich der Studierenden: „Wir haben noch nie in so stille und so graue Gesichter geschaut.“ 

Weniger Studierende

Das Wissenschafts- und das Finanzministerium wiesen allerdings auch darauf hin, dass die Zahl der Studierenden an Hessens staatlichen Hochschulen seit 2021 um 20.000 auf rund 200.000 im Wintersemester 2024/2025 gesunken sei. Pro Studentin und Student sehe der neue Hochschulpakt 2026-2031 etwa 16.800 Euro vor, der vorherige von 2021 bis 2025 dagegen nur circa 12.300 Euro, allerdings auch bei einem Jahr weniger Laufzeit. 

Laut Wissenschaftsminister Gremmels ist es „perspektivisches Ziel“, die Studierendenzahl wieder steigen zu lassen, etwa auch mit mehr ausländischen und mehr Teilzeitstudenten. Finanzminister Lorz sagte mit Blick auf die Schulen, die Zahl der Schüler wachse und er könne keine Klasse ohne Lehrer lassen, es müssten also gegebenenfalls weitere Pädagogen einstellt werden. Bei einer künftig sinkenden Schülerzahl würde das Lehrpersonal wieder vermindert. Dieser Mechanismus wird laut Lorz jedoch bei Hochschulen, die etwa auch Forschung betreiben, nicht angewandt.

Studierenden-Vertretung „enttäuscht und wütend“

Die Landes-ASten-Konferenz Hessen als Vertretung der Studierenden sprach mit Blick auf den neuen Hochschulpakt „enttäuscht und wütend“ von einem fatalen Rückschritt: „In Zeiten, in denen junge Menschen sich zunehmend von Politik abwenden, in denen rechte Kräfte an Einfluss gewinnen, ist diese Entscheidung ein Schlag ins Gesicht all jener, die auf eine gerechte und chancengleiche Bildung hoffen.“

Die Bildungsgewerkschaft GEW sprach von einem „schwarzen Tag für die hessische Forschung und Wissenschaft“, die Gewerkschaft Verdi von einem Kahlschlag und die FDP-Opposition im Landtag von einem „Offenbarungseid für schwarz-rote Wissenschaftspolitik“. Die oppositionelle Grünen-Fraktion erklärte: „Durch die Grundgesetzänderung zur Schuldenbremse hat auch das Land Hessen einen zusätzlichen Finanzierungsspielraum von einer Milliarde Euro pro Jahr.“ Dieser müsse für die Hochschulen genutzt werden. Die AfD-Opposition forderte „Studiengebühren von Nicht-EU-Ausländern“.

Weitere Geldquellen

Der Hochschulpakt tritt am 1. Januar 2026 in Kraft. Daneben gibt es für Hochschulen auch noch besondere Finanzquellen wie etwa die Exzellenzförderung des Bundes und das hessische Förderprogramm LOEWE. Nicht betroffen vom Pakt sind die 30 nichtstaatlichen Hochschulen in Hessen.

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