Arbeitsrecht: Ausbeutung im Türkei-Tourismus? Kritik an neuer Arbeitsregel

  • Juli 18, 2025

Ein neues Gesetz in der Türkei ändert die Regelungen zu freien Tagen – und ruft massive Kritik auf den Plan. Gegner fürchten darin einen Steigbügel zur Ausbeutung.

Kellner, Hotelangestellte und andere Beschäftigte im türkischen Tourismus müssen nach Einschätzung von Gewerkschaftern und Opposition ab dieser Saison unter deutlich härteren Bedingungen arbeiten. Ein kürzlich verabschiedetes Gesetz ändert die bisherigen Regelungen zum wöchentlichen Ruhetag für Tourismusbeschäftigte. Künftig kann der freie Tag dem türkischen Gesetzesblatt nach auf Antrag des Arbeitnehmers auch zu einem späteren Zeitpunkt genommen werden – statt wie bisher verpflichtend nach sechs Tagen. 

Die Regelung führe dazu, dass eine zehntägige Arbeitswoche zur Normalität werde, kritisiert etwa Gülsah Deniz Atalar, Vize-Vorsitzende der Oppositionspartei CHP und Verantwortliche für Kultur und Tourismus. „Das ist ein gefährlicher Schritt, da die Regelung das verfassungsmäßig garantierte Recht auf ununterbrochene Wochenruhe dem Ermessen des Arbeitgebers überlässt.“ In der Praxis bedeute das für Beschäftigte, dass sie wochenlang ohne Ruhetag arbeiten müssen. Auch wenn es formal die Zustimmung des Arbeitnehmers brauche, könne der Druck vonseiten der Arbeitgeber steigen, fürchten Gegner der Regelung. 

Befürworter des Gesetzes argumentieren, dass das Recht auf Erholung nicht geschwächt, sondern lediglich flexibler gestaltet werde. Das türkische Tourismusministerium war vorerst nicht für eine Stellungnahme verfügbar.

„Angriff auf Rechte der Beschäftigten“

Die Gewerkschaft Disk nennt die Änderung einen „Angriff auf eines der grundlegendsten Rechte der Beschäftigten“. Das Recht auf einen wöchentlichen Ruhetag dürfe nicht nach den saisonalen Gewinnplänen der Arbeitgeber untergraben werden, sagte Gökhan Aslan, Generalsekretär der Arbeitnehmervertretung, der Deutschen Presse-Agentur. Die Maßnahme erhöhe das Ausmaß an Ausbeutung. Was heute im Tourismussektor Realität werde, könne schon morgen auch in andere Branchen vordringen. 

Türkeiurlaubern rät Aslan: „Jeder Tourist, der in die Türkei reist, sollte sich bewusst sein, dass die hier angebotenen Dienstleistungen das Ergebnis harter Arbeit unter schwierigen Bedingungen und langen Arbeitszeiten sind.“

  • Ähnliche Beiträge

    • Juli 18, 2025
    Giftiges Schwermetall: Quecksilber auf Mauer entdeckt – Polizei ermittelt

    Auf einer Mauer in Kurort Nümbrecht wurde Quecksilber gefunden. Mehrere Menschen mussten von Ärzten untersucht werden. Wie der giftige Stoff dorthin gelangte, ist unklar.

    • Juli 18, 2025
    Kriminalität: Mann in Rostock durch Messerstich verletzt

    Ein Mann kommt in eine Tischlerei und sticht einem Mitarbeiter mit einem Messer ins Bein. So geschehen am Morgen in Rostock. Noch sind viele Details unklar.

    Du hast verpasst

    Giftiges Schwermetall: Quecksilber auf Mauer entdeckt – Polizei ermittelt

    • Juli 18, 2025
    Giftiges Schwermetall: Quecksilber auf Mauer entdeckt – Polizei ermittelt

    Kiss-Cam deckt angebliche Affäre auf: Live-Reaktion von Chris Martin

    • Juli 18, 2025
    Kiss-Cam deckt angebliche Affäre auf: Live-Reaktion von Chris Martin

    Bundesinnenminister kündigt Initiative in EU zu Abschiebungen in Drittstaaten an

    • Juli 18, 2025
    Bundesinnenminister kündigt Initiative in EU zu Abschiebungen in Drittstaaten an

    Kriminalität: Mann in Rostock durch Messerstich verletzt

    • Juli 18, 2025
    Kriminalität: Mann in Rostock durch Messerstich verletzt

    Extremsportler: Obduktion soll Tod von Felix Baumgartner klären

    • Juli 18, 2025
    Extremsportler: Obduktion soll Tod von Felix Baumgartner klären

    Sommersaison: Fiskars Gartenschere günstig wie nie: Garten-Angebote am Freitag

    • Juli 18, 2025
    Sommersaison: Fiskars Gartenschere günstig wie nie: Garten-Angebote am Freitag