
Südwestsachsen hängt wirtschaftlich an der Autoindustrie. Doch diese schwächelt und die Arbeitslosigkeit steigt. Akteure aus Wirtschaft und Politik sehen die Region an einem Wendepunkt.
Angesichts der ungewissen Zukunft der Automobilbranche will sich die Region Südwestsachsen breiter aufstellen und neue Unternehmen mit steuerlichen Anreizen und beschleunigten Genehmigungen locken. Eine Taskforce aus regionalen Akteuren hat dazu eine Art Sonderwirtschaftszone ins Gespräch gebracht. Potenzial wird in den Bereichen Verteidigung, Informations- und Kommunikationstechnik sowie Künstlicher Intelligenz, Mobilität, Recycling und Robotics gesehen, hieß es bei der Vorstellung einer Studie in Zwickau. Allerdings seien hohe Energie- und Personalkosten eine wesentliche Bürde.
Hintergrund ist der Produktionsabbau beim Autobauer Volkswagen aufgrund von Überkapazitäten an seinen deutschen Standorten. VW hat bereits die Nachtschicht in seiner Zwickauer E-Auto-Fabrik gestrichen. Die Pläne sehen außerdem vor, mehrere Modelle aus Zwickau abzuziehen und nur noch auf einer statt auf bisher zwei Fertigungslinien zu produzieren. Das hat auch Folgen für zahlreiche Zulieferer in der Region, die ihre Kapazitäten verringern.
Arbeitsagentur warnt vor zweistelliger Arbeitslosigkeit
Laut Arbeitsagentur sind die Folgen schon deutlich zu spüren. Das zeige sich zum einen an einem Rückgang sozialversicherungspflichtiger Jobs, zum anderen an einem deutlichen Anstieg der Arbeitslosigkeit. Es würden zudem viel weniger offene Stellen von Unternehmen gemeldet, und viele Betriebe seien zurückhaltender bei der Ausbildung, sagte der Chef der Agentur für Arbeit Zwickau, Andreas Fleischer. Ohne Gegensteuern drohe eine deutlich zweistellige Arbeitslosenquote in der Region.
Die Automobilbranche werde nicht abgeschrieben, aber es gehe darum, Alternativen zu suchen, erklärte Landrat Carsten Michaelis (CDU). Auch Rüstungsproduktion dürfe kein Tabuthema sein, um Arbeitsplätze und Wohlstand in der Region zu erhalten. Dabei verwies er auf das Beispiel Görlitz, wo ein Rüstungskonzern ein Waggonbau-Werk übernimmt, um Panzerteile zu bauen.
Die Region will nun bei Bund und Land dafür werben, besondere Anreize für den Strukturwandel zu schaffen, hieß es. Dabei gehe es auch um den Abbau von Regulierung. Zudem sollen Initiativen gebündelt und eine spezielle Koordinierungsstelle eingerichtet werden.