
Der Polizeichef des Landes als Anführer eines kriminellen Netzwerkes – wegen dieses Vorwurfs soll der Leiter der Polizeibehörde in Sri Lanka, Deshabandu Tennakoon, seinen Posten räumen. Das teilte der Parlamentspräsident des südasiatischen Inselstaates, Jagath Wickramaratne, am Dienstag in Colombo mit. Ein dreiköpfiger Untersuchungsausschuss des Parlaments war demnach zu dem Schluss gekommen, dass der Vorwurf gegen Tennakoon zutreffe, dass er Kopf eines kriminellen Netzwerks sei.
Wickramaratne erklärte, es sei „ein historischer Moment“, dass erstmals ein solcher Ausschuss die Absetzung des Polizeichefs des Landes empfehle, der rund 85.000 Beamten vorsteht. Darüber muss nun noch das srilankische Parlament abstimmen. Da das Regierungslager des linksgerichteten Staatschefs Anura Kumara Dissanayake in der Volksvertretung eine Zwei-Drittel-Mehrheit hat, wird mit einer Zustimmung gerechnet.
Tennakoon war im November 2023 zum Polizeichef ernannt worden – obwohl das oberste Gericht des Landes ihn zuvor in einem Folter-Prozess zu einer Geldstrafe verurteilt hatte. Dem Urteil zufolge hatte Tennakoon einen inhaftierten Verdächtigen gequält, indem er dessen Genitalien mit Mentholöl einrieb.
Außerdem wird Tennakoon vorgeworfen, 2023 die geheim gehaltene Razzia einer Anti-Drogen-Polizeieinheit in der Küstenstadt Weligama genehmigt zu haben. Das Eingreifen der nicht informierten örtlichen Polizei führte damals zu einem Schusswechsel, in dem ein Beamter getötet und ein weiterer schwer verletzt wurden. Drogen wurden bei dem Polizeieinsatz hingegen nicht gefunden.
Sri Lankas Oberster Gerichtshof hatte Tennakoon bereits im Juli 2024 suspendiert und dies mit einem noch nicht abgeschlossenen Verfahren zur Rechtmäßigkeit seiner Ernennung durch den damaligen Staatschef Ranil Wickremesinghe begründet. Dieses Jahr informierte die Staatsanwaltschaft das Gericht dann, dass Tennakoon nach ihrer Einschätzung der Anführer eines kriminellen Netzwerkes sei.
Erst vor wenigen Tagen wurde Sri Lankas stellvertretender Polizeichef Nilantha Jayawardena seines Postens enthoben. Die unabhängige Nationale Polizei-Kommission begründete diese Entscheidung mit Nachlässigkeit von Jayawardena, die einer Serie von islamistischen Bombenanschlägen an Ostern 2019 mit 279 Todesopfern ermöglicht habe.