
Das kleine Wacken rüstet sich für das weltbekannte Heavy-Metal-Festival: Erneut werden 85.000 Metalheads aus vielen Ländern erwartet. Festival-Mitbegründer Jensen kennt das Erfolgsgeheimnis.
Seit 35 Jahren pilgern Metalfans Ende Juli ins beschauliche Wacken auf dem schleswig-holsteinischen Land. „Die Atmosphäre ist das Erfolgsgeheimnis des Heavy-Metal-Festivals“, sagt der Mitgründer des Wacken Open Air (W:O:A), Thomas Jensen. „Dafür sind vor allem die Fans selbst verantwortlich, aber auch die Gemeinde Wacken und ihre Bewohner sind ein großer Faktor.“
1990 hat alles in kleinem Rahmen mitten im Dorf mit ein paar Bands und 800 Besuchern angefangen. „Wir wollten eine Party organisieren für uns und unsere Kumpels“, sagt Jensen. „Holger Hübner und ich wollten die Bands spielen haben, die Musik machen, die wir lieben. Für ihn und mich ist ein absolutes Geschenk, dass das Festival mit dieser Community so groß geworden ist.“
Längst nicht alles lief glatt beim Start. „Ein Handbuch „wie organisiere ich ein Festival“ gab es ja nicht“, sagt Jensen. „Wir mussten ja alles auf dem harten Weg lernen. Wir haben natürlich ohne Ende Fehler gemacht, wir waren ja weit weg von professionellen Managern. Wir haben aber niemals Geld genommen von Bands, damit sie bei uns spielen können.“
Karten
Die 85.000 Tickets für das 34. Wacken Open Air (30. Juli bis 2. August) sind seit Ende September ausverkauft. Kurzentschlossene haben aber noch Chancen über die offizielle Ticketbörse. „Es passiert immer, dass Leute krank werden oder aus den vielfältigsten Gründen nicht können“, sagt Jensen. Der Kauf über die Börse sei sicher. „Das sind echte, geprüfte Tickets, und da wird auch kein Schindluder mit den Preisen getrieben.“
Die Karten kosten 333 Euro. Pro Fahrzeug sind 33 Euro extra fällig, für größere Gefährte wie Wohnmobile ab 3,5 Tonnen 66 Euro.
Headliner sind Guns N‘ Roses. Für die US-Rockmusiker ist Wacken Abschluss ihrer Europa- und Nahost-Tour. Erwartet werden auch die französische Band Gojira, die US-Rocker Papa Roach, Machine Head, Saltatio Mortis, Apocalyptica und Michael Schenker. Das Wacken Open Air gilt als eines der größten Heavy-Metal-Festivals weltweit.
Rain or shine
Vor zwei Jahren machten Wetter-Kapriolen vielen Metalfans einen Strich durch die Rechnung. Erstmals in der Festival-Geschichte verhängten die Veranstalter aus Sicherheitsgründen einen Einlassstopp. Unterm Strich waren statt erwarteter 85.000 nur 61.000 Fans auf dem „Holy Ground“, wie sie Wackens Ackerflächen nennen. Die Veranstalter schrieben Verluste.
„Wir sind auf einer landwirtschaftlichen Fläche in der Natur. Früher konnten wir es nicht anders, heute wollen wir es nicht anders – mit den entsprechenden Risiken“, sagt Jensen. Ein Messegelände oder ein Stadion hätten zwar auch Vorteile. „Aber das ist eben nicht Wacken.“
Wirkung für das Land
Schleswig-Holsteins Tourismuschefin Bettina Bunge betont: „Wacken ist ein Tourismusmagnet für ganz Schleswig-Holstein – weit mehr als nur ein Musikfestival„. Das Open Air locke jährlich Menschen aus mehr als 80 Ländern an und verwandele das 1. 800-Einwohner-Dorf für ein paar Tage in eine internationale Musikhauptstadt.
„Seit seiner Gründung 1990 prägt das Festival das positive Image Schleswig-Holsteins als weltoffene Musikregion – ein klarer Gewinn für den Tourismus“, sagt Bunge. Es erschließe jüngere, internationale und musikaffine Zielgruppen für die Branche im Norden. „Mehr als ein Drittel der Wacken-Besucher zieht nach dem Festival einen Urlaub an der Küste Schleswig-Holsteins in Betracht.“ Weil 90 Prozent der Gäste von außerhalb anreisten, stärke das W:O:A Hotellerie und Gastronomie in ganz Schleswig-Holstein.
Gründer bleiben an Bord
Jensen und Hübner sind zusammen noch zu etwa rund 31 Prozent am W:O:A-Konstrukt beteiligt. Der Festival-Gesellschafter Superstruct Entertainment gehört dem Investment-Unternehmen KKR. „Wir sind nicht müde, sondern suchen nach der Herausforderung“, sagt der 59 Jahre alte Jensen. Nächstes Jahr will er das. 35. Festival feiern.
„Wir haben schon ein paar Trümpfe im Ärmel, die wir traditionsgemäß aber erst während des Open Air verkünden“, sagt Jensen. „Metallica ist natürlich immer ein Wunsch. Aber das ist es ja nicht, was Wacken wirklich ausmacht.“ Er wolle im Norden viel lieber die jungen Bands sehen, die erst in fünf Jahren einer breiteren Masse bekannt sein würden.