
Am Tag nach dem tödlichen Hubschrauber-Absturz in Grimma hat die Bundeswehr die Suchmaßnahmen fortgesetzt. Noch immer wird ein Besatzungsmitglied vermisst.
Nach dem Absturz eines Hubschraubers im Flugbetrieb der Bundeswehr mit mindestens zwei Toten suchen die Einsatzkräfte nach dem vermissten dritten Besatzungsmitglied. Es seien Polizeitaucher in der Mulde im Einsatz, sagte ein Sprecher der Luftwaffe. Auch am Abend war der vermisste Soldat einer Sprecherin zufolge noch nicht gefunden. Am Donnerstag soll die Suchaktion andauern.
Helikopter und Eurofighter an Suche beteiligt
Grimmas Oberbürgermeister Tino Kießig, der selbst als Feuerwehrmann vor Ort ist, sprach von über 200 Einsatzkräften vor Ort. Es sei eine „Personal- und Materialschlacht“. Unter anderem Motorboote und eine Hundestaffel seien im Einsatz. Polizeitaucher sind ebenfalls vor Ort.
Auch Bundeswehrsoldaten durchkämmen die Uferbereiche des Flusses in Grimma im Landkreis Leipzig. Am Morgen sei außerdem ein Such- und Rettungshubschrauber der Bundeswehr über das Absturzgebiet geflogen. Dieser habe spezielle Sensorik an Bord.
Im Ortsteil Bahren war am Dienstag ein Hubschrauber bei einem Übungsflug verunglückt. Zwei Besatzungsmitglieder wurden am Abend tot geborgen, der dritte galt als vermisst. Luftwaffenchef Holger Neumann sprach von einem schwarzen Tag für die Luftwaffe.
Noch am Abend hatte die Bundeswehr einen Eurofighter mit Aufklärungstechnik über die Absturzstelle fliegen lassen. „Um den Rettungskräften ein vollumfängliches Lagebild zu geben, haben wir uns entschieden, den Flug durchzuführen“, sagte der Sprecher.
Unglücksmaschine war im Tiefflug unterwegs
Zur Unglücksursache laufen ebenfalls die Untersuchungen, wie der Luftwaffensprecher sagte. Der verunglückte Hubschrauber sei in einem Tiefflug unterwegs gewesen. Der Absturz ereignete sich unweit einer Brücke der A14 über die Mulde. Am frühen Mittwochabend begann die Bergung des Helikopters, wie die Luftwaffe auf ihrem WhatsApp-Kanal mitteilte.
Ein Sprecher des Bundesverteidigungsministeriums stellte klar, dass Tiefflüge in einer Höhe unter 500 Fuß – das sind etwa 150 Meter – zum Trainingsprogramm für Hubschrauberbesatzungen gehörten. Dies könne auch das Unterfliegen von Leitungen oder Brücken umfassen, weil das im Einsatz ebenfalls nötig sein könnte. Das sei ein zugelassenes Verfahren.
Bei so niedrigen Flügen gebe es bisweilen keinen Radar- oder Funkkontakt. „Das ist kein Zeichen, dass etwas nicht stimmt, sondern das gehört dazu“, sagte der Sprecher.
Im Zuge der Untersuchung würden nun alle möglichen Kategorien abgeklopft – so etwa Bauwerke, Technik und menschliches Verhalten -, um „am Ende die richtigen Schlüsse zu ziehen, damit so etwas nicht mehr passiert“, sagte der Sprecher des Verteidigungsministeriums. Die Polizei sucht nach Zeugen des Absturzes. Ein Hinweisportal sei geschaltet.
Nach Angaben des Landesamts für Umwelt, Landwirtschaft und Geologie sind unweit der Absturzstelle drei Stahlseile über den Fluss gespannt. Sie bilden eine Seilkrananlage, die mehrmals im Jahr Geräte zum Messen des Flusspegels im oder auf dem Wasser bewegen. Die Seile hängen etwa in einer Höhe von acht bis neun Metern. Ob das mit dem Absturz zu tun haben könnte, beantwortete eine Sprecherin der Luftwaffe nicht.
Militärisches Sperrgebiet eingerichtet
Nach dem Absturz hat die Bundeswehr das Gebiet an der Mulde zum militärischen Sicherheitsbereich erklärt und weiträumig abgesperrt. Nach Angaben von Kießig wurde der Sperrbereich am Mittwoch etwas verkleinert. Zudem wurde eine Flugverbotszone eingerichtet. In dem Fluss wurde eine Ölsperre errichtet.
Zu Alter und Geschlecht der verunglückten Soldaten machte die Bundeswehr keine Angaben. Bundesverteidigungsminister Boris Pistorius (SPD), der am Dienstagabend nach Grimma gekommen war, sprach von „zwei jungen Leben“, die im Dienste der Bundeswehr ein jähes Ende gefunden hätten. Die Besatzung gehörte zum Hubschraubergeschwader 64 aus Holzdorf, an der Grenze zwischen Sachsen-Anhalt und Brandenburg.