
Das neue Ausbildungsjahr beginnt. Es sind deutlich mehr Bewerber auf der Suche als in den beiden Vorjahren. Was können Jugendliche jetzt tun?
Mehr Bewerber und weniger Plätze: Die Suche nach einer Ausbildung ist in vielen Bereichen und Regionen von Nordrhein-Westfalen schwieriger geworden. Auf 100 betriebliche Ausbildungsplätze kommen statistisch gesehen im Landesdurchschnitt aktuell 106 Bewerber. In den beiden Vorjahren war das Verhältnis von Angebot und Nachfrage im Juli mit 92 beziehungsweise 98 Bewerbern pro 100 Ausbildungsplätzen günstiger.
Die Regionalagentur NRW der Bundesagentur für Arbeit und Vertreter der Wirtschaft gehen von einer kurzen Konjunkturdelle bei den Ausbildungsplätzen aus. Aktuell suchen noch knapp 40.000 Bewerber eine Stelle. Das sind fast 26 Prozent oder 9.000 Bewerber mehr als im Juli vor zwei Jahren, wie aus Zahlen der Regionalagentur hervorgeht. Gleichzeitig ging die Zahl der unbesetzten Ausbildungsstellen ebenfalls deutlich um 18 Prozent oder gut 8.000 zurück.
Flexibilität als Schlüssel zur Ausbildung
Die suchenden Jugendlichen sollten nicht allein auf einen speziellen Beruf fokussieren, der vielleicht ohnehin stark gefragt ist, mit Berufsberatern jetzt Alternativen prüfen und auch in der weiteren Region nach offenen Stellen Ausschau halten, rät der Chef der Regionaldirektion, Roland Schüßler. Er äußerte die Hoffnung, dass bei einer anziehenden Konjunktur das Angebot 2026 wieder größer sein wird, zumal geburtenstarke Jahrgänge vor dem Renteneintritt stünden und der Bedarf der Unternehmen damit wachse.
Außerdem geht die Regionaldirektion davon aus, dass es 2026 durch die Umstellung von acht auf neun Jahre Regelschulzeit an den Gymnasien in NRW etwa 44.000 weniger Schulabgänger mit einer Hochschulreife geben wird. Das bleibt nicht ohne Folgen für die Wirtschaft: Nach Verbandsangaben hatte 2024 mehr als jeder fünfte der 28.000 neuen Auszubildenden im NRW-Handwerk eine Fachhochschulreife oder Hochschulreife. Die Landesvereinigung der Unternehmensverbände sieht in der für 2026 festgelegten Abi-Umstellung aber auch neue Ausbildungschancen etwa für Absolventen anderer Schulformen.
Regionale Ungleichgewichte
Regional betrachtet gibt es aktuell in 30 der 53 Kreisen und kreisfreien Städten mehr Bewerber als Ausbildungsplätze. Unter den 15 Kreisen und kreisfreien Städten mit einem Stellenüberhang sind unter anderem Regionen im Sauerland und im Münsterland. In Leverkusen, einem Zentrum der Chemieindustrie, kommen auf 100 Stellen aktuell statistisch gesehen 186 Bewerber. In den Ausbildungsberufen Chemielaborant, Chemikant und Pharmakant gibt es im Ruhrgebiet, im Bergischen Land und in Südwestfalen viel mehr Bewerber als Stellen, während im Münsterland und Ostwestfalen das Angebot überwiegt.