Landgericht Verden: Klette-Prozess: Zeugen des Überfalls in Duisburg befragt

  • August 5, 2025

Mit schweren Waffen bedrohten die Täter den Beifahrer und Fahrer eines Geldtransporters. Doch woran können sich Zeugen 26 Jahre nach der Tat erinnern? Manche können nicht mehr befragt werden.

Im Prozess gegen die ehemalige RAF-Terroristin Daniela Klette ist erstmals näher über den Überfall auf einen Geldtransporter am 30. Juli 1999 in Duisburg gesprochen worden. Damals keilten vermummte Täter das Fahrzeug auf dem Parkplatz eines Großhandelsmarktes ein, rammten es und bedrohten die beiden Wachleute mit einer Panzerfaust, einer Maschinenpistole und einem Sturmgewehr. Die Täter raubten laut Anklage eine Million Mark, der Schaden wurde später mit rund 519.000 Euro angegeben. Die Staatsanwaltschaft geht davon aus, dass die angeklagte Daniela Klette an dem Überfall beteiligt war.

Diese steht seit Ende März vor dem Landgericht Verden. Die Ermittler werfen ihr vor, gemeinsam mit ihren untergetauchten Komplizen Burkhard Garweg und Ernst-Volker Staub Geldtransporter und Supermärkte in Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Schleswig-Holstein überfallen zu haben. Dabei sollen die ehemaligen linksextremistischen RAF-Terroristen insgesamt mehr als 2,7 Millionen Euro für ihr Leben im Untergrund erbeutet haben. Nach rund vier Wochen Sommerpause ist der Prozess nun fortgesetzt worden. 

Beifahrer des Transporters hatte Todesangst

Einen Eindruck von dem Überfall in Duisburg vermittelte das Gericht durch die Aussagen des damaligen Beifahrers des Geldtransporters. Da der Mann gestorben ist, wurden Vernehmungsprotokolle verlesen. Darin schilderte der Mitarbeiter der Polizei, wie er und sein Kollege auf dem Parkplatz plötzlich von zwei Fahrzeugen eingekeilt wurden. 

Maskierte seien herausgestürmt und hätten sie mit Waffen bedroht. „Der Mann hielt dann das Gewehr mit Laufmündung in Höhe meines Kopfes“, hieß es im Protokoll. Er sei ausgestiegen und habe sich auf den Boden legen müssen. „Mir wurde ganz anders, da ich zu diesem Zeitpunkt tatsächlich Todesangst bekam.“ Auch sein Kollege – der Fahrer – musste sich demnach auf den Boden legen. Als die Täter mit ihrer Beute flohen, seien sie aufgestanden und hätten den Überfall gemeldet. 

Zwei geladene Zeugen des Überfalls wurden vor Gericht befragt, konnten sich aber an vieles nicht mehr erinnern. „Das ist lange her“, sagte der Vorsitzende Richter verständnisvoll zu einem 40-Jährigen, der vor rund 26 Jahren zufällig die maskierten Täter sah. Als Jugendlicher war dieser damals mit einem Freund auf einem Motorroller unterwegs. Als die beiden die Schwerbewaffneten auf dem Parkplatz sahen, fuhren sie davon.

Verteidigung sieht Zeugen beeinflusst 

Die Verteidigung stellte erneut verschiedene Anträge – die Verlesung dauerte rund zwei Stunden. Klettes Anwälte forderten unter anderem die Analyse eines Gutachters, der zu Falschaussagen forscht. Der Experte könne zeigen, dass zahlreiche Zeugenaussagen im Prozess gegen Klette nicht belastbar seien, hieß es. Demnach wurden die Zeugen von verschiedenen Faktoren beeinflusst – von Gesprächen mit anderen Zeugen, von sozialen Medien sowie von Berichten in Zeitungen, Fernsehen und im Internet. 

Aus Sicht der Verteidigung sind viele Aussagen zu den Tätern des Raubüberfalls am 25. Juni 2016 in Cremlingen bei Braunschweig nicht verlässlich. Die Zeuginnen und Zeugen seien etwa durch Fahndungsfotos beeinflusst gewesen, führte einer von Klettes Verteidigern aus. Sie hätten Beschreibungen etwa zum Aussehen als Erinnerungen angegeben, die in Wirklichkeit keine eigenen Erinnerungen seien. Der Verteidiger las viele Zitate von Zeugen vor, um zu zeigen, dass sich diese vor ihren Aussagen bei der Polizei mit anderen Tatzeugen ausgetauscht hatten und Berichte über das gesuchte RAF-Trio als mutmaßliche Täter des Raubüberfalls kannten. 

Zeuge erscheint nicht – das hat Folgen

Ursprünglich sollte auch ein Zeuge zu einem Raubüberfall am 25. Juni 2016 in Cremlingen bei Braunschweig befragt werden, doch der Mann fehlte unentschuldigt. Ihm droht nun ein Ordnungsgeld und möglicherweise auch Ordnungshaft. Die Staatsanwältin forderte, dass der Zeuge an einem der nächsten Verhandlungstermine von der Polizei zum Gerichtssaal in der eigens für den Prozess umgebauten Reithalle am Stadtrand von Verden gebracht wird. Bei dem Überfall in Cremlingen wurden nach Angaben der Staatsanwaltschaft knapp 1,4 Millionen Euro erbeutet. 

Ermittler nahmen Klette im Februar 2024 in ihrer Wohnung in Berlin fest. Sie sitzt seitdem im Frauengefängnis in Vechta in Untersuchungshaft.

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