morgen|stern: Trumps Mann für Frieden soll Druck auf Putin machen. Die Lage am Morgen

  • August 6, 2025

Steve Witkoff in Moskau, Gedenken an Atombombenabwurf in Hiroshima, wieder Zoff ums Bürgergeld und kleine Treppen, die Katzen retten. Das ist heute wichtig.

Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser! 

Wladimir Putin bleiben nur wenige Tage. So sieht es zumindest sein Konterpart Donald Trump, der ihm ein Ultimatum gesetzt hat. Seit dem 29. Juli läuft eine Frist von zehn Tagen. Bis dahin soll Putin im Ukraine-Krieg zumindest eine Waffenruhe erreichen – ansonsten setzt es was für Putin.

Steve Witkoff soll Druck auf Putin machen

Heute soll Trumps Mann für den Frieden in Moskau noch mehr Druck machen. Berichten zufolge wird der Sondergesandte Steve Witkoff in Russland zu Gesprächen eintreffen. 

Es werde am Mittwoch ein Treffen mit Russland geben, sagte der Republikaner Trump am Dienstag (Ortszeit) vor Journalisten. „Wir werden sehen, was passiert.“ Mehr Angaben machte er dazu nicht – auch nicht, wer an dem Treffen teilnimmt.

Laut der Nachrichtenagentur AFP soll Witkoff am Mittwoch mit Vertretern der russischen Führung sprechen. Ob er auch Putin trifft, bleibt unklar. Ein Kreml-Sprecher hatte dies zu Wochenbeginn nicht ausgeschlossen. Russische Medien, darunter die staatliche Agentur Tass, berichten ebenfalls über Witkoffs Besuch, berufen sich dabei aber auf ungenannte Quellen.

Falls Putin die Frist verstreichen lässt, droht Trump mit Strafzöllen gegen Russland und dessen Handelspartner. Damit will er die wirtschaftliche Basis des Kremls schwächen, vor allem durch Druck auf große Energieabnehmer wie China und Indien. Bereits am Montag hatte Trump angekündigt, Indien im Kontext des russischen Angriffskriegs mit höheren Zöllen belegen zu wollen. 

Witkoff ist Trumps Mann für die Ukraine und den Nahen Osten, wo er Frieden stiften soll – eine Aufgabe, an der viele vor ihm gescheitert sind.

Die Zeitschrift „The Atlantic“ nennt ihn den „eigentlichen Außenminister“ der USA und den „Spezialbeauftragten für mehr oder weniger alles“. Der Immobilienunternehmer bezeichnet sich selbst als „Sonderbeauftragter des Präsidenten für Friedensmissionen“. Außenpolitische Erfahrung hatte er nicht, als Trump ihn ernannte. Seit Monaten reist er anstelle von Außenminister Marco Rubio nach Russland und in den Nahen Osten. Zwischendurch informiert er Trump im Weißen Haus. Sein Einfluss ist so groß, dass Trumps Ukrainebeauftragter Keith Kellogg kaum noch Erwähnung findet.

In Sachen Frieden hat Witkoff bisher wenig erreicht. Doch er sorgte für andere Erfolge: Im Februar verhandelte er in Moskau die Freilassung des US-Amerikaners Marc Fogel. Im Mai trug er dazu bei, dass die Hamas die US-israelische Geisel Edan Alexander im Gazastreifen freiließ.

Witkoff ist seit fast 40 Jahren mit Trump befreundet. Beide stammen aus New York und wurden mit Immobilien reich. Kennengelernt haben sie sich, so erzählte Witkoff, in einem Feinkostladen. Dort habe er Trump ein Schinken-Käse-Sandwich gekauft – weil dieser kein Geld dabeihatte. Womit so eine Diplomatenkarriere anfangen kann …

Gedenken an Hiroshima 

Hier in Japan, von wo ich Ihnen den Morgenstern überbringe, ist heute ein besonderer, aber auch ein trauriger Tag. Er mahnt uns, was Krieg an Leid und Schrecken bringt – und ist in der heutigen Zeit wichtiger denn je.

Hiroshima erinnert an die Opfer des Atombombenabwurfs vor 80 Jahren. Um 8.15 Uhr Ortszeit – dem Moment, als der US-Bomber „Enola Gay“ am 6. August 1945 die erste im Krieg eingesetzte Atombombe, genannt „Little Boy“, über der Stadt abwarf – hielten die Teilnehmer der Gedenkzeremonie eine Schweigeminute. Zehntausende starben sofort bei der Explosion damals, bis Ende 1945 waren es schätzungsweise 140.000 Menschen. Drei Tage nach Hiroshima traf eine zweite Atombombe Nagasaki. Kurz darauf kapitulierte das japanische Kaiserreich.

Bei der Zeremonie appellierte Bürgermeister Kazumi Matsui an die junge Generation, den Kampf gegen Atomwaffen fortzusetzen: „Unsere Jugend, die Führungskräfte kommender Generationen, muss erkennen, dass fehlgeleitete Entscheidungen in Fragen der Militärausgaben, der nationalen Sicherheit und der Atomwaffen völlig unmenschliche Folgen haben können.“ Mögen diese Worte uns alle erreichen.

Das Bürgergeld sorgt für Zoff. Mal wieder 

Das Bürgergeld war eigentlich schon vor seiner Einführung ein Zankapfel. Die CDU/CSU fordert eine Reform der Sozialleistung. CSU-Chef Markus Söder hat mit seiner Forderung, das Bürgergeld für ukrainische Geflüchtete zu streichen, wieder Öl ins Feuer gegossen. Sein Vorschlag, rückwirkend allen ukrainischen Geflüchteten kein Bürgergeld mehr zu zahlen, fand Unterstützung in der CDU sowie bei AfD und BSW. Kritik kam unter anderem von SPD und Grünen. 

„Wir sollten uns alle auf den Koalitionsvertrag konzentrieren. Das kann ich nur allen anraten, ansonsten haben wir ganz andere Probleme in dieser Koalition“, sagte die Vorsitzende Bärbel Bas dem Sender Welt-TV. Im Koalitionsvertrag sei vereinbart, das Bürgergeld nur für neu ankommende Ukrainerinnen und Ukrainer abzuschaffen, betonte sie. Auch Vizekanzler und Co-SPD-Chef Lars Klingbeil lehnte Söders Vorstoß ab. 

Um die steigenden Bürgergeld-Ausgaben zu senken, plant die Bundesregierung, mehr Menschen in Arbeit zu bringen und Sanktionen zu verschärfen. Zudem sollen Geflüchtete, die nach dem 1. April dieses Jahres aus der Ukraine kommen, nur noch niedrigere Asylbewerberleistungen erhalten, aber kein Bürgergeld mehr.

Söder begründet seinen Vorschlag damit, dass in Deutschland weniger Ukrainer arbeiten als in anderen Ländern. Laut einer Studie des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) von 2024 liegt die Beschäftigungsquote ukrainischer Kriegsflüchtlinge hier bei 27 Prozent – ein Wert im europäischen Mittelfeld. Forschende weisen jedoch darauf hin, dass die Arbeitsmärkte und Sozialsysteme der Länder teils stark voneinander abweichen. Zudem seien die bürokratischen Hürden in Deutschland höher.

Und sonst? Weitere Schlagzeilen

Vier Monate nach Dreifachmord in Westerwald: Leiche gefundenWaldbrand in Frankreich zerstört 5000 Hektar Land – zwei VerletzteMann zündet seine Zigarette an Weltkriegsdenkmal an – FestnahmeTrump: Migranten erledigen Farmarbeit „von Natur aus“

Das passiert am Mittwoch, den 6. August

Bundeskabinett berät über Rente, Tariftreue und EnergiegesetzePolens neuer Präsident Karol Nawrocki legt Amtseid abEntschärfung der am 5.8. gefundenen Weltkriegsbombe an der Carolabrücke

Mal was Positives

Gestern berichtete ich im morgen|stern über Freiwillige in England, die Enten auf ihrem Weg zum Schlafplatz begleiten und schützen. Auch Amsterdam hat ein Projekt zum Tierschutz – jedoch für Katzen statt Enten. Die Stadt investiert bis zu 100.000 Euro in Holztreppchen entlang der Grachten im Zentrum, um Katzen aus dem Wasser zu retten, wie die britische Zeitung „The Independent“ meldete. Diese Stufen sollen verhindern, dass Katzen und andere Tiere in Bereichen mit hohen Mauern ertrinken. Laut der Tierschutzorganisation Dierenambulance Amsterdam ertranken in den letzten sechs Monaten 19 Katzen in den Grachten, sechs davon im Zentrum. An den gefährlichsten Stellen sollen noch dieses Jahr Treppen entstehen, damit Katzen sicher an Land klettern können.

Die nahe gelegene Stadt Amersfoort kündigte bereits im Juni den Bau von etwa 300 Katzentreppen entlang ihrer Kais und Kanäle an, um Katzen vor dem Ertrinken zu bewahren. Die Gemeinde plant, im Rahmen eines Tierschutzprogramms jährlich rund 300 Katzentreppen zu installieren.

Unsere stern+-Empfehlung des Tages

Einst diente der Historiker Omer Bartov in der israelischen Armee. Heute beschuldigt er sein Land des Völkermords. Ein Gespräch über Verantwortung, verlorene Heimat – und Hoffnung: 

Wie hat Ihnen dieser morgen|stern gefallen? Schreiben Sie es mir gerne: [email protected]

Ich wünsche Ihnen einen schönen Mittwoch! Herzlich, Ihr

Rune Weichert

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