Kehrseite der Wanderlust: Schwarzachklamm: Kein Touri-Hotspot und trotzdem überlaufen

  • August 13, 2025

Zugspitze und Königssee stehen bei Touristen hoch im Kurs. Doch auch andere bisher weniger bekannte Orte erleben ein Ansturm. Und das hat Folgen.

Die Schwarzachklamm südöstlich von Nürnberg ist ein Naturjuwel und bei vielen Ausflüglern beliebt. Seit der Corona-Pandemie hat sich deren Zahl nach Angaben der Gemeinde Schwarzenbruck vervielfacht – und damit auch die Probleme. Diese sucht nun nach Wegen, die sensible Natur zu schützen. 

Damit ist die Schlucht nur ein Beispiel unter vielen in Bayern: Die zunehmende Wanderlust trifft längst nicht mehr nur bekannte Ziele wie Zugspitze oder Königssee. Auch bisher weniger bekannte Orte werden zeitweise überrannt. Denn soziale Medien und Outdoor-Portale sorgen dafür, dass diese auch außerhalb der Region publik werden. 

In der Schwarzachklamm hat sich der gleichnamige Fluss zwei Kilometer durch den Burgsandstein gegraben. Die Schlucht gehört laut dem Landesamt für Umwelt zu den schönsten Geotopen Bayerns und steht unter Naturschutz. Dennoch hielten sich zu viele Menschen nicht an die geltenden Regeln, sagt Schwarzenbrucks Bürgermeister Markus Holzammer (Freie Wähler). „Es wird an den Steilhängen geklettert, die Wege werden verlassen, Müll und Zigarettenstummel liegengelassen.“

In der Freizeit treibt es die Menschen aus der Stadt

Doch wieso interessieren sich auf einmal so viele Menschen für Orte wie die für Bayern vergleichsweise kleine Klamm? Das sei ein Phänomen, das rund um viele deutsche Großstädte zu beobachten sei, sagt Tourismusforscher Markus Pillmayer von der Hochschule München. „Die Leute wollen sich in ihrer Freizeit erholen und sportlich betätigen, sei es Wandern, Fahrradfahren, Klettern oder Ähnliches – und das findet natürlich im Umland statt.“

Dazu komme, dass viele Menschen ihre Touren je nach Laune und Wetterlage spontan planten – mit Hilfe von Instagram, TikTok, Outdoor-Portalen und eventuell einer regionalen Tourismus-Seite. Dabei fiel die Wahl auf eine Tour, die gefalle, oft ohne sich näher zu informieren, ob diese zu der Zeit begehbar sei und ob diese über offizielle Wege führe. 

Auch das Walberla, ein Tafelberg in der Fränkischen Schweiz mit markanten Felstürmen, ist als Ausflugsziel und Fotomotiv beliebt. Eigentlich heißt das gesamte Bergmassiv Ehrenbürg. 

Dort seien viele Trampelpfade neben den ausgewiesenen Wanderwegen entstanden, die Schäden regenerierten sich im Gegensatz zu früher nicht mehr über den Winter, schildert Wiehn die Situation. Die Ursache aus ihrer Sicht: Outdoor-Portale schlügen zum Teil Wanderrouten auf diesen illegalen Pfaden vor und sogar Fahrradtouren, obwohl der ganze Berg für Fahrräder gesperrt sei, sagt sie. 

Es gebe an den Eingängen des Naturschutzgebiets zwar Infotafeln und im Gelände kleinere Schilder, die über die Verhaltensregeln in dem Naturschutzgebiet informierten. Aber manche Menschen würden diese übersehen oder bewusst ignorieren, sagt Wiehn. Es seien Trampelpfade sogar schon mit Flatterbändern abgesperrt worden, damit sich die Natur erhole. „Das Flatterband ist weg innerhalb kürzester Zeit. Das wird einfach durchgeschnitten oder abgerissen.“

Wie die sensible Natur schützen?

Im Zuge eines neuen Besucherlenkungskonzepts sollen laut Wiehn unter anderem neue Geländer, zusätzliche Hinweisschilder und Fahrradständer an den Eingängen installiert werden, um das Radfahrverbot deutlich zu machen. 

Auch das Landratsamt Oberallgäu setzt online und im Gelände auf Besucherlenkung, um bei den Besucherinnen und Besucher für Achtsamkeit und Verantwortung zu werben. Ergänzend seien Naturschutzwächter und punktuell Polizei unterwegs. Zum Beispiel am Schrecksee, der laut dem Landratsamt vor allem bei jüngerem Publikum als Foto-Motiv beliebt ist.

Plan B, falls Schutzkonzept nicht reicht

Die Gemeinde Schwarzenbruck will nun ein Schutzkonzept in der Schwarzachklamm umsetzen. Die Naturschutzbehörden hätten dafür grünes Licht gegeben, sagt die Umweltbeauftragte Mareike Menneckemeyer. Dieses sehe unter anderem vor, weitere Infotafeln an kritischen Stellen aufzustellen und Wege stellenweise einzufassen. Auch Ranger könnten in den nächsten Wochen verstärkt unterwegs sein. 

Und wenn das alles nicht hilft: „Wir sind dem nicht abgeneigt, die Klamm temporär zu sperren. Aber das ist nicht unsere erste Wahl“, sagt Menneckemeyer. Ein Beispiel dafür gibt es bereits: Im Nationalpark Berchtesgaden wurde 2022 eine pittoreske Gumpe oberhalb des Königssees gesperrt, weil Selfie-Jäger den Weg dorthin querfeldein suchten.

Verhaltensregeln in der Natur im Oberallgäu LfU zur Schwarzachklamm LfU zum Walberla

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