Fossilienfunde : Homo sapiens war nicht allein: Neue Entdeckung überrascht Forschende

  • August 14, 2025

Dass Homo sapiens die einzige lebende Menschenart ist, war nicht immer so. Neue Fossilienfunde enthüllen, welche Homininenarten einst Seite an Seite existierten.

Obwohl wir viel über die menschliche Entwicklung wissen, fehlen der Forschung weiterhin entscheidende Puzzleteile. Besonders lückenhaft ist der fossile Nachweis der menschlichen Evolution vor zwei bis drei Millionen Jahren. Dies erschwert die Forschung, da der Zweig des Homininen-Stammbaums, zu dem der moderne Mensch gehört, in diesem Zeitraum erstmals im Fossilbericht auftaucht. Heute ist Homo sapiens – von Anthropologen häufig einfach Homo genannt – die einzige noch lebende Homininenart. In der Vergangenheit jedoch war er nicht allein – und konkurrierte mit anderen.

Eine von der National Science Foundation und der Leakey Foundation unterstützte Studie, veröffentlicht im Fachmagazin „Nature“, ordnet nun zwei frühe Homininenarten nebeneinander ein.

Die Forschenden konnten in der Afar-Region Äthiopiens, am Fundort Ledi-Geraru, Hominine-Fossilien finden, die zwischen 2,6 und drei Millionen Jahre alt sind.

Evolution verläuft nicht linear 

Darunter waren Fossilien von Homo sapiens, die den frühesten Nachweis der menschlichen Linie vor 2,8 Millionen Jahren bestätigen, sowie Belege für seine Existenz vor 2,6 Millionen Jahren – und das hohe Alter der Gattung. Überraschenderweise ergaben die Analysen zudem, dass Homo sapiens am Fundort zeitgleich mit einer anderen Homininenart, Australopithecus, lebte – ebenfalls vor 2,6 Millionen Jahren.

Diese Entdeckung überraschte die Forschenden, da bislang angenommen wurde, dass Australopithecus in der Region vor etwa drei Millionen Jahren ausgestorben war. Das berühmte Australopithecus-Fossil „Lucy“ von einem nahegelegenen Fundort wurde auf 3,2 Millionen Jahre datiert.

Professor Lucas Delezene forscht seit Jahren zur menschlichen Evolution
© University Relations

„Viele Menschen denken, Evolution verlaufe linear“, erklärt der US-amerikanische Anthropologe Lucas Delezene. „Tatsächlich ist der Mensch jedoch nur eine Art in einem größeren, verzweigten Stammbaum. Was wir gefunden haben, ist ein weiterer Ast, der bislang unbekannt war. Die Vorstellung, Homo sapiens tauchte auf, breitete sich sofort weltweit aus und ersetzte alle anderen Homininenarten, ist nicht korrekt. Vielmehr lebten unsere Vorfahren in Afrika Seite an Seite mit vielen anderen Homininenarten. Faszinierend ist, dass Homo sapiens in verschiedenen Regionen mit unterschiedlichen Homininenarten koexistierte.“

Überschneidungen der frühen Homo-Arten

In Südäthiopien und Südafrika überschneiden sich die frühesten Homo-Arten mit einer Homininenart namens Paranthropus, bekannt für ihre massiven Zähne, starken Kaumuskeln und eine Ernährung, die stark auf Gras basierte. In der Afar-Region im Norden Äthiopiens wurden hingegen bisher keine Paranthropus-Fossilien gefunden.

Wie all diese Homininenarten ihre Ressourcen untereinander aufteilten, ist noch unklar. Grüßten sich Homo und die anderen Homininenarten auf dem Weg zur Jagd oder nutzten sie ähnliche Ressourcen? Nahm Homo sapiens in Äthiopien, wo er mit Australopithecus lebte, dieselben Nahrungsmittel zu sich wie im Süden, wo er mit Paranthropus lebte, oder war seine Ernährung flexibel?

Es ist gesichert, dass Homo sapiens Werkzeuge nutzte und gelegentlich Fleisch aß. Die ältesten Homo-Fossilien aus Ledi-Geraru stammen jedoch aus einer Zeit, in der weder Werkzeuggebrauch noch Fleischkonsum nachweisbar sind. Möglicherweise entwickelten Homo-Arten diese Eigenschaften, um Konkurrenz mit anderen Homininenarten zu vermeiden. Wahrscheinlich legte die Konkurrenz zwischen den Homininen den Grundstein für die Entwicklung jener Merkmale, die den Menschen schließlich zu einer weltweit verbreiteten und erfolgreichen Art machten.

Zähne als resistente Zeitzeugen

Bei den in der Studie genannten Fossilien handelt es sich ausschließlich um Zähne – häufig die am besten erhaltenen Fossilien, da Zahnschmelz einen besonders effektiven Schutz gegen die Einflüsse von Zeit und Umwelt bietet.

Lucas Delezene, Experte für Homininen-Zähne, erläutert: „Wenn man ins Detail geht, zeigen die Zähne von Homo und Australopithecus Unterschiede. Sie sind subtil, aber eindeutig und konsistent erkennbar.“

Auch wenn die neuen Fossilien ein weiteres Puzzleteil liefern, ist der Weg zu einem vollständigen Bild der menschlichen Evolution noch lang. Zwar existieren Belege für die Zähne früher Homo-Arten und der neuen Australopithecus-Funde, doch wie deren Köpfe oder der restliche Körperbau aussahen, ist weiterhin unbekannt.

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