Nach Geldstrafe: Jena: Berufung als ironischer Protest gegen Fußball-Verband

  • August 14, 2025

Eine mit KI fehlerhaft erstellte Berufung des FC Carl Zeiss Jena lehnt das regionale Fußball-Verbandsgericht ab. Der Viertligist reagiert mit Kritik und verkündet: Der Einspruch war eine Provokation.

Ein Rechtsstreit zwischen dem FC Carl Zeiss Jena und dem Nordostdeutschen Fußballverband wird zu einer Posse voller gegenseitiger Vorwürfe: Der Traditionsclub hat nach der Ablehnung eines Berufungsantrags gegen eine Pyro-Geldstrafe den Regionalverband scharf kritisiert und sein Vorgehen als gezielte Provokation der Sport-Gerichtsbarkeit bezeichnet. 

Man habe mit dem per KI (Künstlicher Intelligenz) erstellten und absichtlich fehlerhaften Einspruch „die Absurdität der überbordenden Sportgerichtsverfahren, die die Vereine mehr und mehr zeitlich ohne jegliche zählbare Ergebnisse belasten“ an die Öffentlichkeit bringen wollen, erklärte Jenas Geschäftsführer Patrick Widera.

73 Seiten Begründung

Der Verein, der für das Abbrennen von Pyrotechnik vom NOFV-Verbandsgericht mit einer Strafe über 18.400 Euro belegt wurde, hatte mit einem 73 Seiten langen Schreiben Einspruch eingelegt – üblich sind bei einer Berufung wenige Seiten. Jena ist ein Hauptakteur im Protest gegen die Kollektivstrafen gegen Vereine für Fehlverhalten durch Fans. 

Der Jena-Antrag war mit Hinweisen auf massive inhaltliche Fehler abgelehnt worden. Darüber hatte zunächst die „Bild“-Zeitung berichtet. Auf die nun erfolgte Erklärung des Vereins reagierte NOFV-Präsident Hermann Winkler süffisant, aber auch sehr besorgt. 

„Ich freue mich über so viel Humor in unserer Regionalliga, das erleichtert die Zusammenarbeit ungemein. Allerdings scheint der Geschäftsführung des FCC immer noch nicht klar zu sein, dass sie für die Gewährleistung der Spielsicherheit verantwortlich ist. Ob Jena mit solchen Mätzchen den Vereinen hilft, die ein wirkliches Interesse an der Lösung des Problems ‚Pyro‘ haben, ist fraglich“, sagte Winkler der Deutschen Presse-Agentur. 

„Sammelsurium“ an KI-Halluzinationen

Zuvor hatte der Vorsitzende Richter Fred Kreitlow sein Urteil klar begründet. „Es war relativ einfach, die Rechtsquellen zu prüfen. Wenn dann mehrfach festgestellt wird, dass diese Quellen nicht stimmen, dann liegt es nahe, dass man nicht den Fehler machen sollte, alles von Chat GPT ungeprüft für bare Münze zu nehmen“, sagte er. Kreitlow sprach von einem „Sammelsurium unverifizierbarer ‚KI-Halluzinationen'“, die in der Berufung enthalten waren.

Widera reagierte für den Fußball-Club darauf mit scharfer Kritik. „Schön, dass der NOFV in Sachen KI mehr und mehr hinzulernt“, hieß es in dem Statement, das auch die Spielplangestaltung durch den Verband monierte. 

„Insofern kann es uns auch nicht überraschen, dass 73 Seiten Ironie nicht erfasst werden konnten, weswegen wir vermutlich die neun Seiten, die wir in Summe streichen mussten, weil diese selbst uns zu hanebüchen waren, hätten übergeben sollen“, berichtete Widera. 

NOFV-Boss fordert „Menschenverstand“

Für die Sportgerichtsbarkeit ist der Fall formal beendet, da keine weiteren Rechtsmittel eingelegt werden können, dennoch wird das ungewöhnliche Vorgehen den Verband weiter beschäftigen. 

Winkler bedauerte schon vor dem Jena-Statement den Aufwand für die ehrenamtlich arbeitenden Sportrichter und hofft, dass solche Situationen keine Schule machen: „Für uns sind das als Verband ernstzunehmende Themen und dafür setzen wir den gesunden Menschenverstand ein.“

  • Ähnliche Beiträge

    • August 14, 2025
    Fossilienfunde : Homo sapiens war nicht allein: Neue Entdeckung überrascht Forschende

    Dass Homo sapiens die einzige lebende Menschenart ist, war nicht immer so. Neue Fossilienfunde enthüllen, welche Homininenarten einst Seite an Seite existierten.

    • August 14, 2025
    Im Feierabendverkehr: Auto prallt gegen Lärmschutzwand – Fahrer schwer verletzt

    Während der Rushhour kommt es bei Hanau zu einem Verkehrsunfall: Zwei Autos prallen aufeinander. Das hat weitere Folgen für einen der Wagen – und dessen Fahrer.

    Du hast verpasst

    Im Feierabendverkehr: Auto prallt gegen Lärmschutzwand – Fahrer schwer verletzt

    • August 14, 2025
    Im Feierabendverkehr: Auto prallt gegen Lärmschutzwand – Fahrer schwer verletzt

    Fossilienfunde : Homo sapiens war nicht allein: Neue Entdeckung überrascht Forschende

    • August 14, 2025
    Fossilienfunde : Homo sapiens war nicht allein: Neue Entdeckung überrascht Forschende

    Gehalt und Boni: So viel verdiente Richard Lutz als Bahnchef

    • August 14, 2025
    Gehalt und Boni: So viel verdiente Richard Lutz als Bahnchef

    Power-Frau: Fans im eigenen Wohnzimmer: Das Marketingphänomen Taylor Swift

    • August 14, 2025
    Power-Frau: Fans im eigenen Wohnzimmer: Das Marketingphänomen Taylor Swift

    Darlehen für Flüchtlinge: Wagenknecht begrüßt Vorstoß von SPD-Landräten – und übt Kritik

    • August 14, 2025
    Darlehen für Flüchtlinge: Wagenknecht begrüßt Vorstoß von SPD-Landräten – und übt Kritik

    Abschiebungen von Afghanen aus Pakistan mit deutschen Aufnahmezusagen: Außenamt in „großer Sorge“

    • August 14, 2025
    Abschiebungen von Afghanen aus Pakistan mit deutschen Aufnahmezusagen: Außenamt in „großer Sorge“