Sprache: Pfiatdi, Tschüss, Ade: Mit DialektApp die Sprache erforschen

  • August 16, 2025

Wie intensiv wird in Bayern noch Bairisch, Fränkisch und Schwäbisch gesprochen? Das wollen Wissenschaftler der LMU München herausfinden. Interessenten können mitmachen.

Dialekte wandeln sich. In manchen Regionen Bayerns sprechen noch viele Menschen einen ausgeprägten Dialekt, gerade in Großstädten setzt sich dagegen der Trend zum Hochdeutschen fort. Wissenschaftler der Ludwig-Maximilians-Universität (LMU) in München erforschen, wie sich Dialekte entwickeln. Dabei setzen sie auch auf eine App und auf die Mithilfe der Menschen.

Die Dialekt-App heißt „DaBay“ und ist seit etwa drei Monaten online. Bisher hätten sich gut 3000 Menschen an dem Projekt beteiligt, berichtet der promovierte Dialektologe Philip Vergeiner, der die App betreut. Entwickelt hat er sie zusammen mit dem Linguistikprofessor Lars Bülow.

„DaBay“ ist spielerisch und unkompliziert aufgebaut. Es gibt 38 Themen wie „Im Haushalt“, „Tiere“, „Schimpfen und Fluchen“, „Beim Backen„, „Sitten und Gebräuche“ oder „Redewendungen“.

Wie wird Dialekt wahrgenommen?

Darüber hinaus wollen die Macher der App zum Beispiel wissen, ob Dialektsprecher im Alltag, in der Schule oder im Berufsleben möglicherweise Vor- oder Nachteile haben. Denn, so sagt Vergeiner, es gehe nicht nur um Wortschatz, Aussprache und Grammatik, sondern auch um die persönliche Wahrnehmung der Teilnehmer. 

Zu jedem Themen-Komplex gibt es um die 20 Fragen. So kommen rund 800 Fragen zusammen – wer alle beantworten will, muss also etwas Zeit mitbringen.

Bisher hätten insbesondere Menschen der Altersgruppe zwischen 40 und 60 Jahren mitgemacht, schwerpunktmäßig eher aus Altbayern. Um ein breiteres Bild zu bekommen, würden sich die Wissenschaftler speziell noch mehr Teilnehmer aus Franken und Schwaben wünschen.

Experte: Noch kein Untergang der Dialekte

Dass Hochdeutsch einen enormen Einfluss habe, sei kein Geheimnis, sagt Vergeiner. Das habe unter anderem mit Mobilität zu tun, mit Mediennutzung und mit veränderten Lebenswelten. Aber: „Ich sehe noch keinen Untergang der Dialekte.“ Nach der bisherigen Auswertung der App-Rückmeldungen sei er vielmehr überrascht, wie gut diese noch erhalten seien.

Wenngleich, so fügt der Wissenschaftler einschränkend an, die App keine repräsentative Umfrage darstelle. Es sei naheliegend, dass sich in erster Linie Menschen beteiligen, die Dialekt sprechen oder Interesse an Dialekten haben.

Diesen Aspekt führt auch Niklas Hilber an, er ist Vorsitzender beim Bund Bairische Sprache. Ein repräsentatives Bild zur Verwendung von Dialekt in Bayern werde das „DaBay“-Projekt nicht ergeben. Jedoch hält er es für ein wertvolles Forschungsvorhaben. Es würden viele Informationen gesammelt und vor allem viele Menschen auf das Thema Dialekt aufmerksam. Und allein, dass sich Menschen mit Dialekt beschäftigen, hält er für positiv. Er habe die rund 800 Fragen auch schon beantwortet.

Dialekt in Österreich

App-Betreuer Vergeiner stammt selbst nicht aus Bayern, sondern aus Tirol. In Österreich nehme die Schriftsprache zwar auch immer mehr Einfluss, jedoch spiele Dialekt dort noch eine stärkere Rolle. So sei es üblich, dass prominente Personen mehr oder weniger stark ausgeprägt Dialekt sprechen. Das gebe es in Deutschland viel weniger, sagt er. In Österreich spiele Dialekt eine wichtige Rolle bei der Identität und möglicherweise auch ein Stück weit zur Abgrenzung zum großen Nachbarland Deutschland.

Sprachwissenschaftlich gesehen handele es sich bei Österreich, Bayern und Südtirol aber weitgehend um einen großen gemeinsamen Sprachraum, sagt Vergeiner. Wenn er von seiner Heimatstadt Innsbruck nach Rosenheim oder Garmisch-Partenkirchen fahre, seien die sprachlichen Übergänge fließend.

Das App-Projekt „DaBay“ sei zunächst auf ein Jahr angelegt und werde von der LMU finanziert. Unterstützung gibt es von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften über ein Forschungsstipendium. Über einen AppStore kann „DaBay“ aber nicht geladen werden. Die App funktioniert Web-basiert.

DialektApp

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