
Es geht um dramatische Ereignisse und auch im Todesnachrichten. Neben Einsatzkräften eilen auch Notfallseelsorger zu Betroffenen. Eine Tätigkeit, die auch Ehrenamtliche übernehmen.
Notfallseelsorger werden in Solingen die Menschen bei den Gedenkveranstaltungen für die Opfer des mutmaßlich islamistischen Terroranschlags an diesem Wochenende begleiten. Bereits unmittelbar nach der Messerattacke beim Stadtfest am 23. August 2024 mit drei Toten und zahlreichen Verletzten waren zahlreiche Seelsorger in Solingen im Einsatz.
„Also im Grunde ist es wirklich so eine Erste Hilfe für die Seele“, erklärt Superintendentin Ilka Werner von der evangelischen Kirche Solingen, die Arbeit der Notfallseelsorger im Alltag. In der Stadt Solingen seien 25 Mitarbeiter der evangelischen Kirche und 25 ehrenamtliche Notfallseelsorger in Schichten in Bereitschaft. „Man bleibt bei den Menschen, die von einem Notfall betroffen werden, solange, bis deren soziales System wieder greift“, erläutert sie.
„Es geht nicht darum, Wunder zu vollbringen“
Die Einsätze im Alltag würden über die Leitstellen der Einsatzkräfte von Polizei oder Feuerwehr koordiniert. Häufig gehe es um einen schweren Unfall oder eine Todesnachricht. Eine Person sei beispielsweise mitten in der Nacht allein, dann bleibe man ein paar Stunden dort, bis betroffene Menschen wieder mit der Realität umgehen könne oder etwa Verwandte oder Freunde dort einträfen.
„Dann gehen wir schon mal mit und bleiben dann da, wenn die Einsatzkräfte wieder gehen“, schildert sie. Oft sagten nach einer Zeit die Betroffenen selbst, dass man als Notfallseelsorger wieder gehen könne. „Es geht nicht darum, Wunder zu vollbringen, sondern dabei zu sein und auszuhalten“, erklärt sie.
Die ehrenamtlichen Seelsorger hätten verschiedene Berufe. Viele seien nicht mehr berufstätig. Es gebe aber auch ein paar Jüngere, etwa Studenten. „Man hat wirklich mal das Gefühl, ich tue was, was einen Unterschied macht“, beschreibt Werner eine Motivation. „Und ich glaube, daraus entsteht eine bestimmte Form von Zufriedenheit. Ich glaube, dass die meisten von uns lieber Dinge tun, die sinnvoll sind, als die nicht sinnvoll sind“, unterstreicht sie.
Sie selbst sei seit zehn bis zwölf Jahren als Notfallseelsorgerin im Einsatz, inzwischen mit Blick auf die anderen Aufgaben und die Bereitschaften nur noch gelegentlich, erklärt die Superintendentin. Wenn sie zu einem Einsatz fahre, „bin ich in dem Moment, wo ich da reingehe, habe ich nur noch das Gefühl, es ist besser, dass du hier bist, als wenn keiner hier war“, verdeutlicht sie.