Juristisches Hickhack: Berliner Mohrenstraße kann nun doch umbenannt werden

  • August 23, 2025

Nach jahrelangem Streit und einem juristischen Tauziehen auf den letzten Metern kann die Mohrenstraße wie geplant offiziell umbenannt werden. Es gibt positive Reaktionen.

Die Umbenennung der Berliner Mohrenstraße ist aus Sicht der Grünen ein Ergebnis „beharrlicher demokratischer Arbeit“. „Für viele Schwarze Menschen war dieser Straßenname eine tägliche Erinnerung an Ausgrenzung – jetzt setzen wir ein klares Signal für Respekt und Vielfalt“, erklärte Tuba Bozkurt, Sprecherin für Antidiskriminierungspolitik der Grünen-Fraktion im Abgeordnetenhaus. 

Mit einer Feier soll am Samstag, 23. August, ab 14 Uhr die neue Namensgebung der Straße in der Berliner Mitte erfolgen. Sie trägt fortan den Namen Anton-Wilhelm-Amo-Straße. Das Oberverwaltungsgericht Berlin-Brandenburg (OVG) hatte dafür am Freitagabend den Weg frei gemacht, nachdem die Umbenennung praktisch in letzter Minute noch einmal auf der Kippe gestanden hatte.

Das Berliner Verwaltungsgericht hatte einen Tag zuvor dem Antrag eines Anwohners überraschend stattgegeben und die neue Namensgebung gestoppt. Der Bezirk legte dagegen erfolgreich Beschwerde bei der nächsten Instanz ein. 

„Perspektivwechsel nötig“

Der Sprecher der Initiative Schwarze Menschen in Deutschland, Tahir Della, zeigte sich erleichtert, dass die Umbenennung wie geplant erfolgen kann. Schwarze Menschen hätten immer deutlich gemacht, dass dieser Begriff bei ihnen rassistisch ankomme.

Würden solche Begriffe im öffentlichen Raum beibehalten, werde eine rassistische Perspektive reproduziert, sagte Della dem RBB-Inforadio. „Das heißt, wir brauchen tatsächlich eine Umkehr, einen Perspektivwechsel, der auch deutlich macht oder ermöglicht, dass wir uns auch wirklich mal diesen Perspektiven nähern, die Schwarze Menschen einnehmen.“

Kosten für Umbenennung in Kauf nehmen

Kritik von Geschäftsleuten, es entstünden zum Beispiel Kosten wegen der Umbenennung, entgegnete Della: Die müssten in Kauf genommen werden, um einen antirassistischen öffentlichen Raum zu kreieren.

Betroffen von der Umbenennung ist unter anderem das Hotel „Hilton“. Von dort hieß es: „Die Anpassung der Adresse in allen Bereichen nehmen wir im gesamten Team mit Freude vor.“ Die Umbenennung sei ein „starkes Signal für Vielfalt und Weltoffenheit“.

Streit geht vor Gericht noch weiter

Der seit Jahren andauernde Streit um die Umbenennung geht allerdings vor Gericht weiter. Noch immer sind Verfahren gegen die behördliche Anordnung offen. Allerdings hatte schon das Verwaltungsgericht in seinem Beschluss deutlich gemacht, dass die Anwohnerklagen gegen die Umbenennung wenig Erfolg haben dürften.

Der Bezirk und mehrere Initiativen wollen die Mohrenstraße schon seit Jahren umbenennen, da der Begriff „Mohr“ als rassistisch gilt. Der neue Name geht auf den aus Westafrika stammenden Gelehrten Anton Wilhelm Amo zurück, der im 18. Jahrhundert hierzulande wirkte. Er gilt als erster bekannter schwarzer Philosoph und Jurist an deutschen Universitäten. Gegner argumentierten, die Namensgebung für die Mohrenstraße vor 300 Jahren sei nicht rassistisch, sondern wertschätzend gemeint.

Erste Schilder hängen schon seit Tagen

Erste Straßenschilder mit Amos Namen hängen bereits. Am Freitag brachten Handwerker weitere an. Am heutigen Samstag – dem Internationalen Tag zur Erinnerung an den Sklavenhandel und seine Abschaffung – sollen sie nun symbolisch enthüllt und die Straße damit offiziell umbenannt werden.

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