Verschwundener Star: Liebe und Hass: Wie Daniel Küblböck zu Lana Kaiser wurde

  • August 27, 2025

Kaum jemand polarisierte in den 2000ern so wie der frühere „DSDS“-Star Daniel Küblböck. Eine neue Doku zeigt sein Leben – und den damals schwierigen Zeitgeist für queere Menschen im Rampenlicht.

Diese Worte bleiben hängen. „Ich fühle mich nicht männlich. Ich fühle mich nicht weiblich“, sagt der extrovertierte Sänger Daniel Kaiser-Küblböck (1985 – 2018) in einem alten Interview. Dann schiebt er nach: „Ich fühle mich – gut“. Noch unter dem Namen Küblböck war der Entertainer einer der wohl meist-polarisierenden Stars im deutschen Fernsehen Anfang der 2000er. 

Der aus Niederbayern stammende Künstler wurde als Teenager durch die damals extrem populäre RTL-Castingshow „Deutschland sucht den Superstar“ (DSDS) berühmt. Doch kurz vor seinem Verschwinden von einem Kreuzfahrtschiff im Jahr 2018 machte er sich unter dem selbstgewählten Namen Lana Kaiser sichtbar, als Transfrau. 

Doku zeigt das Leben von Küblböck mit vielen Wegbegleitern

Das greift nun die ARD-Dokureihe „Die Küblböck-Story – Eure Lana Kaiser“ in drei Folgen auf. Sie ist heute in der ARD Mediathek zu sehen. Im Ersten läuft einen Tag später (27. August) der erste Teil der Doku: An diesem Tag wäre Küblböck 40 Jahre alt geworden.

Zahlreiche Wegbegleiter, Vater Günther Küblböck, Ex-Partner, Freundinnen und Freunde erzählen die Geschichte von Daniel beziehungsweise Lana aus verschiedenen Blickwinkeln. Hinzu kommen altes Videomaterial und Auszüge aus Küblböcks Autobiografie (2003), die er selbst mal eingesprochen hatte.

Zwischen Liebe und Hass: Massiver Medienrummel

Es ist ein bewegender Ritt durch die Lebensgeschichte des Sängers, der im Alter von 33 Jahren starb und 2021 für tot erklärt wurde. Thematisiert wird, wie er eine schwere Kindheit durchlebte, wie er 2003 bei „DSDS“ (mit keiner sonderlich guten Stimme, aber viel Eigenwilligkeit) entdeckt wurde, auf dem dritten Platz landete und wie sich Medien und Fans massiv auf ihn stürzten.

Wie er 2004 als Teilnehmer in die erste Staffel des RTL-Dschungelcamps einzog und im gleichen Jahr einen schweren Autounfall mit einem Gurkenlaster baute. Oder wie sich sein Image wandelte und er später bei einer Berliner Schauspielschule aufgenommen wurde.

„Narrative in Medien über queere Menschen waren schon schwierig“

Bei all dem wird vor allem klar: Die Öffentlichkeit begegnete homosexuellen Menschen Anfang der 2000er noch mit vielen Vorurteilen. Influencer Riccardo Simonetti, selbst schwul, beschreibt es in der Doku so: „Die Narrative, die in den Medien bedient wurden, waren schon schwierig. Wenn eine queere Person im Fernsehen zu sehen war, dann war das immer der ’schrille Paradiesvogel'“. 

Küblböck erfand sich ständig neu, viele sehen ihn auch im Rückblick als ein Vorbild für die LGBTQIA+-Bewegung, also etwa für lesbische, schwule, bisexuelle, queere, trans- und intergeschlechtliche Menschen. 

Als queer bezeichnen sich nicht heterosexuelle Menschen beziehungsweise Menschen, die sich nicht mit dem traditionellen Rollenbild von Mann und Frau oder anderen gesellschaftlichen Normen rund um Geschlecht und Sexualität identifizieren.

Küblböck abgestempelt als „Klischee-Schwuler“

Für die oft aufgedrehte, polarisierende Art wurde der Sänger während und nach „DSDS“ einerseits heiß geliebt, andererseits aber auch mit viel Hass konfrontiert. Die Community sei leider nicht so für ihn da gewesen, sagt die Dragqueen und Wegbegleiterin Olivia Jones an einer Stelle in der Doku. Sie habe ihn eher etwas abgestempelt „als Klischee-Schwulen“. 

Als er später auf die Schauspielschule in Berlin ging, schildern viele Wegbegleiter eine Art Wesensveränderung bei Küblböck. Dort lief es für ihn nicht nach Plan. 

Wandel zu Lana in Berlin

Sein Ex-Freund Manuel Pilz erzählt, er habe sich mit wenig Vorlauf „völlig gewandelt“, sei immer mehr geschminkt herausgegangen. Ihm sei es sehr wichtig gewesen, nur noch mit dem Namen Lana angesprochen zu werden. 

Dann habe er sich spontan zu einer Kreuzfahrtreise entschieden. Auf dem Meer vor Neufundland (Kanada) verschwand er 2018 und wurde als vermisst gemeldet, die Behörden gingen von Suizid aus. Das bleibt aber ein Randaspekt in der Doku.

Was bleibt stattdessen von dem Leben? Die Dokureihe beschreibt Küblböck als eine Identifikationsfigur, die sich schon früh nicht in Schubladen hat stecken lassen wollen. Influencer Simonetti sagt: „Für mich ist die Geschichte von Lana immer eine Empowerment-Geschichte“.

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