Ex-Finanzminister: Christian Lindner ist zurück: „Ich wünsche der Regierung Fortune“

  • September 18, 2025

Christian Lindner wirkt bei seinem ersten wirtschaftspolitischen Auftritt nach der Babypause fast zahm. Ein Projekt aus seiner Amtszeit aber will er noch umgesetzt sehen.

Christian Lindner ist keiner, der sich lange bitten lässt. Kaum hat der Chef der Börse Stuttgart den einstigen Bundesfinanzminister und früheren FDP-Chef angekündigt, da ergreift Lindner auch schon das Wort: „Schön, mal wieder unter Leuten zu sein“, sagt der Mann, der sich nach dem Ende der Ampel-Koalition erst einmal in die Babypause verabschiedet hatte. Es folgt noch eine kleine Schmeichelei für das Publikum, das an diesem Tag zum „Finance Summit“ der Börse im Haus der Wirtschaft gekommen ist: In Berlin liefen ja jetzt die Verhandlungen über den Bundeshaushalt, so der Ex-Minister. „Da fühle ich mich beim privaten Kapital doch wohler.“ 

Es ist der erste öffentliche Auftritt des 46-Jährigen in Deutschland nach seiner kleinen Auszeit. Das Publikum in Stuttgart, eine Mischung aus traditionellen Investoren und jungen Fintech-Angreifern, empfängt den einstigen Minister wohlwollend, aber nicht euphorisch. Größeren Applaus gibt es eigentlich nur, als Lindner die EU dafür kritisiert, dass sie Krypto-Vermögenswerte in Europa ausgebremst habe. Auch in wirtschaftsliberalen Kreisen, das wird in den Gesprächen am Kaffeetisch klar, ist nicht überall gut angekommen, dass die FDP zum Platzen der alten Koalition beigetragen hat. Es ist kein hundertprozentiges Heimspiel.

Christian Lindners Halb-Lob für die Frühstart-Rente

Lindner selbst wirkt für seine Verhältnisse fast zahm, weniger schneidend als oft in seinen Zeiten als aktiver Politiker. Anders als sein ehemaliger grüner Amtskollege Robert Habeck hat er sich offenkundig vorgenommen, nicht nachzutreten. „Ich wünsche der Regierung Fortune, und das sollte eigentlich jeder tun“, sagt er mit Blick auf das schwarz-rote Kabinett in Berlin. Und er rutscht fast in die Rolle eines Regierungssprechers, als er fordert, man möge den Ministerinnen und Ministern doch etwas mehr Zeit geben, bevor man als Öffentlichkeit über sie herfalle. Selbst die Frühstart-Rente, ein weithin eher belächelter Plan, um Kinder früh am Aktienmarkt zu beteiligen, bekommt von Lindner ein mildes Halb-Lob. 

Aber was ist jetzt eigentlich sein Thema, worauf will der FDP-Mann hinaus? Das wird deutlich, als Börse-Stuttgart-Chef Matthias Voelkel die private Altersvorsorge anspricht. Lindner hat zu seiner Zeit als Finanzminister ein Altersvorsorgedepot entworfen, dessen Erträge erst bei Auszahlung versteuert werden sollten. Es war ein Leuchtturmprojekt der Ampel, aus dem nichts mehr geworden ist – ein neuer Versuch, die Deutschen endlich an den privaten Kapitalmarkt zu bringen. 

Was wird aus dem Altersvorsorgedepot?

Nun hofft Lindner, er wünscht es fast herbei, dass dieses Projekt unter der neuen Bundesregierung wieder aufgelegt wird. Dass seine Arbeit es noch irgendwie in die neuen Zeiten schafft, in denen die FDP nicht viel zu melden hat. „Wir sparen uns arm, weil die Deutschen auf ihre Girokonten vertrauen und nicht die Möglichkeiten der Kapitalmärkte nutzen“, warnt er. Es ist kein neuer Weckruf, aber einer, der in der neuen Bundesregierung nur noch selten zu hören ist. 

Wie groß aber ist die Wahrscheinlichkeit, dass sein altes Vorhaben noch einmal eine Chance bekommt? Lindner prescht zuerst vor, er will „größer als 50 Prozent“ sagen und kommt dann ins Stocken. Pause, leises Gelächter im Publikum. „Auf jeden Fall drücke ich die Daumen“, sagt er. 

  • Ähnliche Beiträge

    • September 18, 2025
    Stylewatch: Melania Trump: Wie aus dem Ei gepellt – und doch voll daneben

    Melania Trump zeigt beim royalen Staatsbesuch in Großbritannien, dass sie sich zwar modisch anzieht, aber ihr das nötige Feingefühl fehlt. Ein Rückblick in Bildern.

    • September 18, 2025
    Tödliche Stiche während Autofahrt auf Rückbank: Acht Jahre Haft in Dortmund

    Das Landgericht Dortmund hat einen 36-Jährigen wegen tödlicher Stiche während einer Autofahrt auf der Rückbank zu acht Jahren Haft verurteilt. Schuldig gesprochen wurde er wegen Totschlags, wie eine Gerichtssprecherin in der nordrhein-westfälischen Stadt am Donnerstag mitteilte. Die zuständige Kammer sah es als erwiesen an, dass der 36-Jährige und das Opfer im Februar in Castrop-Rauxel auf der Rückbank eines Autos gestritten hatten.

    Du hast verpasst

    Tödliche Stiche während Autofahrt auf Rückbank: Acht Jahre Haft in Dortmund

    • September 18, 2025
    Tödliche Stiche während Autofahrt auf Rückbank: Acht Jahre Haft in Dortmund

    Stylewatch: Melania Trump: Wie aus dem Ei gepellt – und doch voll daneben

    • September 18, 2025
    Stylewatch: Melania Trump: Wie aus dem Ei gepellt – und doch voll daneben

    RTL-Show: „Unterhaltsam“ oder „Tiefpunkt“? Stefan Raab zeigt zur Primetime Penis-Akrobatik

    • September 18, 2025
    RTL-Show: „Unterhaltsam“ oder „Tiefpunkt“? Stefan Raab zeigt zur Primetime Penis-Akrobatik

    Ex-Finanzminister: Christian Lindner ist zurück: „Ich wünsche der Regierung Fortune“

    • September 18, 2025
    Ex-Finanzminister: Christian Lindner ist zurück: „Ich wünsche der Regierung Fortune“

    Letzter „Downton Abbey“-Film: „Nicht sentimental, aber sehr nostalgisch“

    • September 18, 2025
    Letzter „Downton Abbey“-Film: „Nicht sentimental, aber sehr nostalgisch“

    Paul Walter Hauser: Emmy-Preisträger mit Rolle in „Resident Evil“

    • September 18, 2025
    Paul Walter Hauser: Emmy-Preisträger mit Rolle in „Resident Evil“