Oldenburg: Gewalttat mit vier Toten erschüttert viele Menschen

  • September 30, 2025

Er erschoss zwei Schulkinder und seine frühere Partnerin. Dann löschte er auch sein Leben aus. Die Tat eines 59-Jährigen in Oldenburg macht fassungslos.

Warum hat er das getan? Das fragen sich viele Menschen in Oldenburg, nachdem ein Mann eine 35-jährige Frau und zwei Kinder im Alter von acht und elf Jahren im eigenen Wohnhaus erschossen hat. Eine Antwort werden sie wahrscheinlich nie bekommen, denn der Täter lebt nicht mehr. Nach der grauenvollen Tat beging der 59-Jährige Suizid. 

Nach den bisherigen Erkenntnissen von Polizei und Staatsanwaltschaft betrat der Deutsche in der Nacht zu Montag die Doppelhaushälfte und tötete Menschen, die er gut kannte. Täter und Opfer standen den Behörden zufolge in einer persönlichen Beziehung zueinander. Nähere Angaben dazu gab es von offizieller Stelle nicht.

Eigene Familie getötet? 

Anwohner der Straße berichten, dass alle vier gemeinsam in dem Haus lebten. Der 59-Jährige und die 35-Jährige waren demnach aber seit längerem getrennt. Demnach war das elfjährige Kind der leibliche Sohn des 59-Jährigen, das achtjährige Mädchen hatte einen anderen Vater. Von größeren Problemen oder Gewalt innerhalb der Familie wussten die Nachbarn nichts.

Einen Tag nach der Bluttat kommen immer wieder Menschen am Wohnhaus vorbei, legen Kerzen und Blumen ab. Sie können nicht begreifen, wie so etwas in ihrer Nachbarschaft passieren konnte. Einer Bekannten der Familie kommen die Tränen, als sie davon erzählt, dass sie die 35-Jährige noch am Abend zuvor beim Spazierengehen mit dem kleinen Hund sah. Ihre ältere Tochter und das getötete Mädchen seien Freundinnen gewesen. Die 35-Jährige war demnach lebensfroh, freundlich und hilfsbereit, der Mann eher ruhig. Er habe auch öfter auf die Kinder aufgepasst, berichtet sie. „Ich hätte das niemals gedacht von ihm“, sagt sie.

„Grauenvolle Tat“

„Das ist eine vollkommen ruhige Gegend mit Einfamilienhäusern – also kein Problemviertel in irgendeiner Form“, sagt eine andere, von der Tat erschütterte Frau. Sie erzählt, dass ihr Enkel mit dem getöteten Jungen Fußball spielte. Es sei grauenvoll, was der Mann getan habe, sagt sie. „Wie kann man ein Problem derart lösen?“, fragt sie. 

Auch andere Menschen ohne direkten Bezug zu der getöteten Familie sind bestürzt. „Wie kann man so etwas machen?“, fragt eine Mutter, die mit ihrem Kind im Kinderwagen am Tatort vorbeigeht, um eine mitgebrachte Kerze abzustellen und anzuzünden. In dem Wohnviertel stehen vor allem Einfamilienhäuser. 

Der Pastor der Evangelischen Gemeinschaft Oldenburg erzählt, die Gemeinde sei im Ausnahmezustand. „Das macht einen so fassungslos“, sagt er mit Blick auf die Tat. Demnach war die 35-Jährige in der Gemeinde aktiv. Um Menschen die Möglichkeit zu geben, ein Gebet zu sprechen, eine Kerze anzünden, ein Kärtchen zu schreiben oder auch einfach nur innezuhalten, richtete die Gemeinde einen Trauerraum ein. 

Die Ermittlungen am Tatort sind inzwischen abgeschlossen. Nach dem Fund der vier Leichen hatten Einsatzkräfte den Bereich um das Wohnhaus abgesperrt und Spuren gesichert. Notfallseelsorger kümmerten sich um Betroffene, einige Anwohner versammelten sich vor den Absperrungen und beobachteten das Geschehen.

Ob die Leichen obduziert werden, war zunächst unklar. Aus Gründen der Pietät und zum Schutz der Hinterbliebenen geben Polizei und Staatsanwaltschaft keine weiteren Auskünfte zur Tat und den möglichen Hintergründen. 

Die Ermittlungen der Polizei richten sich derweil vor allem auf die Tatwaffe. Am Tatort stellten Einsatzkräfte eine Pistole sicher. Der 59-Jährige hatte nach Angaben der Behörden weder einen Waffenschein noch eine Waffenbesitzkarte. Die Polizei will die Herkunft der Pistole klären. 

Hintergründe bleiben juristisch ungeklärt

Gegen den Täter wird nicht ermittelt, weil er tot ist. Polizei und Staatsanwaltschaft werden prüfen, ob Spuren und Beweise die bisherigen Erkenntnisse bestätigen, dann wird das Verfahren wahrscheinlich eingestellt. Hintergründe und das Motiv bleiben damit unklar. 

Auch Oldenburgs Oberbürgermeister Jürgen Krogmann zeigte sich von der Tat bestürzt. „Es ist ein sehr schrecklicher Tag hier für Osternburg, den Stadtteil, aber auch für die ganze Stadt Oldenburg“, sagte der SPD-Politiker der Deutschen Presse-Agentur. Der Rat der Stadt, der zufällig am Montagabend getagt habe, habe spontan eine Gedenkminute eingelegt. „Weil alle das Bedürfnis hatten, kurz innezuhalten und nicht einfach zur Tagesordnung überzugehen“. Krogmann wünschte den Angehörigen viel Kraft.

Für den Abend kündigte die Stadt eine Gedenkminute auf dem Kramermarkt an. „Um 19.00 Uhr werden Musik und Lichter ausgeschaltet, um den Opfern zu gedenken“, teilte ein Sprecher mit. Die kurze Ruhe auf dem Platz des Volksfestes soll demnach ein Zeichen der Anteilnahme sein.

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