
Seitenlange Liebe: Wer in romantischen Gefühlen schwelgen will, mit den Verzweifelten leiden und sich mit den Glücklichen freuen, sollte zu diesen Liebesromanen greifen.
Obwohl die Hoffnung auf die große Liebe sich für sie längst erfüllt hat, schwelgt stern-Autorin Christine Zerwes immer noch gern in romantischen Gefühlen, leidet mit den Verzweifelten und freut sich mit den Glücklichen. Das sind ihre zehn liebsten Liebesbegleiter.
Hermann Hesse: „Narziss und Goldmund“
Suhrkamp, 309 S., 13 Euro
Der richtige Roman für die idealistischen Jugendjahre: Die Liebe zwischen Narziss und Goldmund ist tief. Es ist keine körperliche, sondern eine geistige, ein Paradebeispiel der platonischen Liebe. Die beiden Männer sind komplett verschieden, der eine bleibt im Kloster als asketischer Mönch (Narziss), der andere (Goldmund) zieht in die Welt und führt ein Leben voller Lust und künstlerischer Ekstase. Doch sie bewundern und verstehen einander und führen tiefe, bedeutsame Gespräche. Eine große Freundschaft.
Haruki Murakami: „Naokos Lächeln“
Dumont, 432 S., 26 Euro
Tōru liebt die zarte Naoko, die am Selbstmord ihres Freundes zerbricht. Er hofft, sie mit seiner Zuneigung zu heilen, doch sie zieht sich immer weiter zurück. Da begegnet er der lebenslustigen und exzentrischen Midori, die seiner Seele guttut. Also muss er sich entscheiden: an der Vergangenheit festhalten oder in die Zukunft aufbrechen? Doch für das Neue braucht man auch Mut. Kennen wir das nicht alle? Für Tōru jedenfalls gibt es Hoffnung, wenn er auch durch einige Täler muss.
Jane Austen: „Stolz und Vorurteil“
Insel, 372 S., 15 Euro
Die Geschichte der klugen Elizabeth und des anfangs so blasierten Mr. Darcy spielt zu Beginn des 19. Jahrhunderts. Jane Austen entlarvt darin die starren Gesellschaftsnormen und Geschlechterrollen der damaligen Zeit als große Glücksverhinderer – sie gilt es für die Liebe zu besiegen. Elizabeth Bennet und Mr Darcy bei diesem Kampf zu begleiten, ist von zeitloser Schönheit.
Sunjeev Sahota: „Das Porzellanzimmer“
Hanserblau, 240 S., 23 Euro
Indien, 1929: Drei junge Frauen werden mit drei Brüdern verheiratet – und keine von ihnen weiß, welcher der Männer der ihre ist. So kommt es, dass die Liebe Irrwege geht und ein tragisches Ende vorherbestimmt ist. Autor Sunjeev Sahota hat seinen Roman, der kurz, aber wuchtig ist, an die wahre Geschichte seiner Urgroßmutter angelegt.
Daniel Glattauer: „Gut gegen Nordwind“
Zsolnay, 224 S., 20 Euro
Die Beziehung zwischen Leo und Emmi beginnt mit einer fehlgeleiteten E-Mail. Im Jahr 2006 war das frisch und neu. Auch heute ist es sehr unterhaltsam zu verfolgen, wie sich die beiden mit Witz und scharfsinnigen Dialogen näherkommen, ohne sich je gesehen zu haben.
David Nicholls: „Zwei an einem Tag“
Ullstein, 544 S., 13,99 Euro
„Du kannst dein ganzes Leben leben, ohne zu merken, dass das, was du willst, direkt vor dir ist.“ David Nicholls erzählt die Geschichte der Freundschaft von Emma und Dexter, die in Wahrheit eine tiefe Liebe ist, immer am 15. Juli, 20 Jahre lang. Es schmerzt, den beiden zuzusehen, wie sie ständig an ihrem Liebesglück vorbeischrammen. Gleichzeitig fiebert man auf jeder Seite mit, hoffend, dass sie all das Unausgesprochene aussprechen und sich endlich finden.
Lew Tolstoi: „Anna Karenina“
dtv, 1296 S., 20 Euro
Manchmal braucht es das große Drama, das das eigene Leben herrlich unkompliziert erscheinen lässt. „Alle glücklichen Familien gleichen einander, jede unglückliche Familie ist auf ihre eigene Weise unglücklich.“ Mit diesem berühmten Satz beginnt Tolstois Geschichte. Er beschreibt darin zwei völlig verschiedene Lieben: die leidenschaftlich-romantische Affäre zwischen der verheirateten Anna und dem Offizier Wronski, die mit allen gesellschaftlichen Regeln brechen. Die Beziehung beginnt wie im Rausch und endet in der Katastrophe. Im Kontrast dazu steht Lewins bodenständige, langsam wachsende Beziehung zu Kitty, in der beide am Ende froh werden. Die Moral: Große Gefühle verheißen nicht immer großes Glück. Zur dauerhaften Liebe gehören auch Vernunft – und Arbeit.
Delia Owens: „Der Gesang der Flusskrebse“
Hanserblau, 464 S., 16 Euro
Dieser Roman birgt so vieles in sich: Gesellschaftskritik, Natursehnsucht, Coming-of-Age, Mord – und eine wunderbare Liebesgeschichte, die von Kya und Tate. Wie ein roter Faden ziehen sich ihre tiefen Gefühle füreinander durch die Erzählung. Die junge Frau, die von ihrer Familie und der besseren Gesellschaft alleingelassen wird, und der Junge, der ihr das Lesen beibringt und ihre Naturliebe teilt. Sie verlieben und verlieren sich, und am Ende dreht sich alles noch mal ganz anders als erwartet.
Gabriel García Márquez: „Die Liebe in den Zeiten der Cholera“
Fischer, 512 S., 16 Euro
Eine Liebe, die Jahrzehnte warten muss und sich am Ende doch erfüllt – zum Schwelgen schön. Es geht um Florentino und Fermina, die sich in ihrer Jugend schwer verlieben. Doch sie heiratet einen reichen Arzt. Florentino wartet auf sie, vertreibt sich die Zeit mit Affären, 50 Jahre lang. Dann ist Fermina Witwe, und er ist zur Stelle. Ihre Liebe flammt wieder auf, tiefer als je zuvor. Seufz.
Alex Schulman: „Verbrenn all meine Briefe“
dtv, 304 S., 23 Euro
Schulman zeigt Liebe als schönste Katastrophe: voller Sehnsucht, Nähe und Abhängigkeit. Jeder Satz ein Riss im Familienporzellan. Er legt frei, wie tief Liebe berühren – und vernichten kann. Wer liebt, riskiert alles. Darin liegt der Wert.