
Ihr Lebenswerk prägte die Kunstszene im Nordosten – und wurde 2019 mit dem Kulturpreis Mecklenburg-Vorpommern gewürdigt. Nun ist die Grafikerin Inge Jastram im Alter von 91 Jahren gestorben.
Die Grafikerin Inge Jastram ist tot. Die Künstlerin sei in der Nacht zu Freitag im Alter von 91 Jahren gestorben, sagte ihre Tochter Susanne Rast der Deutschen Presse-Agentur. Zuvor hatte die „Ostsee Zeitung“ darüber berichtet. Inge Jastram war die Frau des 2011 gestorbenen Bildhauers Jo Jastram. Auch ihr Sohn Jan Jastram und ihre Tochter Susanne Rast haben die künstlerische Laufbahn eingeschlagen, arbeiten beide als Bildhauer.
Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern 2019
2019 war Inge Jastram für ihr Lebenswerk mit dem Kulturpreis des Landes Mecklenburg-Vorpommern geehrt worden. Die 1934 in Naumburg (Sachsen-Anhalt) geborene Künstlerin gehöre zu den besten Grafikerinnen und Illustratorinnen des Landes, sagte Ministerpräsidentin Manuela Schwesig (SPD) damals bei der Übergabe des Preises. Zu ihrem 90. Geburtstag im vergangenen Jahr hatte die Kunsthalle Rostock eine Retrospektive auf ihr Lebenswerk gezeigt.
Inge Jastram studierte nach ihrem Gesellen-Abschluss als Schneiderin von 1952 bis 1957 an der Kunsthochschule Berlin-Weißensee bei Arno Mohr und Werner Klemke, machte dort auch ihr Diplom als Buchillustratorin. 1958 heiratete sie Jan Jastram und ging nach Rostock, um dann 1982 nach Kneese bei Marlow zu ziehen.
Radierungen, Menschenbeobachtungen und Landschaften
Künstlerisch beschäftigte sie sich mit grafischen Arbeiten für Zeitungen, Glasfenstern, Wandgestaltungen, Klinkerwandgestaltungen in Rostock und Berlin – um 1979 zur Buchillustration zurückzukehren und 1982 die Auszeichnung „Bestes Buch des Jahres“ zu erhalten. Von 1990 an befasste sie sich mit freien Arbeiten, Radierungen, Menschenbeobachtungen und Landschaften.
„Ich habe mir alles von der Seele gekratzt, was mich bedrückte“, sagte sie über ihre Arbeiten, von denen viele während und nach der Wendezeit entstanden sind. Eines ihrer großen Themen waren Frauen, darunter viele Porträts von Prostituierten. Solche Arbeiten wären in der DDR undenkbar gewesen. Zu ihren künstlerischen Vorbildern zählte Henri de Toulouse-Lautrec. Auch waren für sie die Gedichte und Chansons von Klaus Mann und Wolfgang Borchert eine Inspirationsquelle.
Inge Jastram galt als expressive Grafikerin
Inge Jastram galt als expressive Grafikerin, die mit kräftiger Nadel ihren Emotionen auf der Metallplatte Ausdruck verlieh. 2013 waren etwa 60 ihrer Arbeiten zusammen mit Werken ihres Mannes in der Rostocker Kunsthalle zu sehen. Sie stand immer im Schatten ihres Mannes. Dabei war ihr Werk mindestens genauso kraftvoll und filigran. „Nebenbei hat sie die Wege frei geackert, damit ich arbeiten kann“, beschrieb Jastram das Wirken seiner Frau.