Ironman-WM: Lächeln nach dem Leiden: Phillip WM-Dritte beim Hawaii-Drama

  • Oktober 12, 2025

Dieses Hawaii-Rennen wird lange in Erinnerung bleiben. Zwei von drei Weltmeisterinnen steigen aus, die Führende torkelt kurz vorm Ziel und gibt auf. So kommt Laura Philipp wieder aufs Podest.

Nach dem härtesten Arbeitstag ihrer Karriere fühlte sich auch der dritte Platz wie ein persönlicher Sieg an für Laura Philipp. Natürlich hatte sich die Ironman-Weltmeisterin von Nizza 2024 die erfolgreiche Titelverteidigung und die „krasse Krönung“ im Mekka des Langstrecken-Triathlons vorgenommen. Schwerste Bedingungen mit großer Hitze und extremer Luftfeuchtigkeit auf Hawaii machten die 3,86 Kilometer Schwimmen, 180,2 Kilometer Radfahren und 42,2 Kilometer Laufen aber zur Tortur. „Ich wurde so richtig durchgekocht“, sagte Laura Philipp im Ziel von Kailua-Kona.

Es spricht für die Härte des diesjährigen Rennens, das zum letzten Mal nur den Frauen vorbehalten war und es spricht für den Willen, aber auch Laura Philipps Selbstkontrolle, dass sie die einzige von drei Weltmeisterinnen war, die es überhaupt bis dahin schaffte. 

Torkelnd vorm Beinhahe-Kollaps

Chelsea Sodaro, Hawaii-Siegerin 2022 aus den USA, stieg beim Radfahren aus. Lucy Charles-Barclay, Hawaii-Siegerin von 2023 und über zwei Drittel des Rennens auch Topanwärterin auf den Sieg, wurde von ihrem besorgten Ehemann gestoppt. Zuvor war sie durch eine Verpflegungsstation getorkelt, der Körper völlig überhitzt. Da lag sie auf Rang zwei. 

Knapp drei Kilometer vor dem Ziel das nächste Drama: Taylor Knibb, die sich mit Lucy Charles-Barclay auf dem Rad und zunächst auch beim Marathon ein packendes Duell geliefert hatte, schwankte besorgniserregend und wirkte benommen. Das Ziel war praktisch in Hörweite, der ebenfalls überhitzte Körper aber rebellierte. Sie setzte sich auf den Asphalt und war ebenfalls raus. 

„Die Leute haben mir gesagt, du bist jetzt Vierte, du bist jetzt Dritte, und ich habe gedacht: Ich habe doch gar keine überholt. Was passiert hier?“, erzählte Laura Philipp später über das verrückte Finale eines denkwürdigen Rennens mit der 26 Jahre alten norwegischen Überraschungssiegerin Solveig Løvseth. 

Philipps Härtetest

Vor einem Monat hatte ihr Landsmann Casper Stornes bei der WM in Nizza triumphiert. Im kommenden Jahr, wenn Frauen und Männer wieder gemeinsamen in Hawaii starten, wird es also eine norwegische Nummer-1-Doppelspitze geben. Zweite wurde wie vor einem Jahr hinter Philipp die Britin Kat Matthews. 25 Sekunden fehlten ihr bei ihrer Aufholjagd am Ende nur noch auf Solveig Løvseth. Laura Philipp brauchte über neun Minuten mehr als die Siegerin. 

„Es war nicht der Tag, den ich mir erträumt hatte“, sagte die 38 Jahre Heidelbergerin, die bereits 2023 Dritte geworden war und zuvor zweimal Vierte. „Aber es war ein guter Test, um zu zeigen, wie hart man zu sich sein kann: Wie weit geht man, wenn die Träume schwinden?“ 

Genau das ist aber eben Langstrecken-Triathlon: Eine fortwährende Achterbahnfahrt aus Glücksgefühlen und Erschöpfungszuständen. Die kurze Nacht vor dem großen Rennen hatte Laura Philipp schon schlecht geschlafen. Der Blick aus dem Fenster nach dem Aufstehen verhieß auch nichts Gutes: Es hatte geregnet. Und das bedeutet auch immer: Es wird noch schwüler als sonst. 

Erst „Kindergeburtstag“, dann Gegenwind

Um 6.25 Uhr am Morgen gab der traditionelle Kanonenschuss in der Bucht von Kailua-Kona das Rennen frei. In einer zweiten Verfolgergruppe konnte sich die deutsche Mitfavoritin halten und stieg gut sechs Minuten nach Super-Schwimmerin Lucy Charles-Barclay aus dem welligen Wasser.

„Das Radfahren war bisher Kindergeburtstag“, sagte Laura Philipps Trainer und Ehemann Philipp Seipp der ARD am Streckenrand, bevor es hoch ging zum Wendepunkt der Radstrecke. Sollte heißen: Auf dem Rückweg herrschte Gegenwind, dann würde es richtig heftig. Und so war es auch. 

Der Moment, in das Lächeln zurückkehrte

Laura Philipp hatte knapp 15 Minuten Rückstand beim Wechsel auf die Laufstrecke. Aber auch hier: „Du schaust auf deine Uhr und siehst, dass du nicht läufst, was du dir vorgenommen hast“, schilderte sie nachher. Andere machten das, bezahlten aber auf tragische Weise dafür wie Lucy Charles-Barclay und Taylor Knibb. 

So wolle man es eigentlich nicht aufs Podium schaffen, sagte Mit-Profiteurin Laura Philipp. Aber die richtige Geschwindigkeitskontrolle gehöre eben auch dazu. Und: „Ich habe auf meinen Körper gehört.“

Die Strapazen waren aber auch ihr über weite Strecken des Rennens anzusehen. Doch als es Richtung Ziel ging, kehrte das Lächeln zurück. Im Zielkanal klatschte sie mit ausgebreiteten Armen die Zuschauer ab und umarmte wenig später ihren Trainer und Ehemann. „Es war auf jeden Fall für mich persönlich der härteste Tag, den ich je hatte“, sagte Laura Philipp der ARD: „Ich habe zwischenzeitig nicht mehr geglaubt, dass ich aufs Podium komme.“

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