Stichwahlen: Zäsur für SPD: Potsdam wählt parteilose Noosha Aubel zur OB

  • Oktober 13, 2025

„Wahnsinn – Wow – danke“: Noosha Aubel wird mit 72,9 Prozent Zustimmung neue Oberbürgermeisterin von Potsdam. Für die SPD ist die Niederlage in ihrer einstigen Hochburg besonders bitter.

Mit einem deutlichen Sieg bei der Oberbürgermeisterwahl in Potsdam hat die parteilose Noosha Aubel die lange SPD-Ära in der brandenburgischen Landeshauptstadt beendet. Die 49-Jährige zeigte sich überwältigt von der großen Zustimmung: Mit 72,9 Prozent schlug sie in der Stichwahl am Sonntag den SPD-Kandidaten Severin Fischer (27, 1 Prozent). Die Wahlbeteiligung lag bei 42,5 Prozent. 

„Wahnsinn – Wow – danke“, hieß es auf Aubels Instagram-Account. Ihre politischen Unterstützer setzen nach vielen Querelen im Stadtparlament nun auf einen neuen Politikstil und eine parteiübergreifende Zusammenarbeit. 

Die Enttäuschung bei den Sozialdemokraten dagegen ist groß. Sie verlieren erstmals seit 35 Jahren das Oberbürgermeisteramt in Potsdam. Zugleich setzt sich der Trend zu parteilosen Kandidaten in Brandenburg fort. „Parteien haben ein sehr schlechtes Image“, sagte der Potsdamer Politikwissenschaftler Jan Philipp Thomeczek der Deutschen Presse-Agentur. „Wer also ohne „Partei-Ticket“ in so eine Wahl geht, kann sich von diesem Image loseisen und kommt möglicherweise besser an.“

Parteilose Kandidaten gewinnen auch in anderen Städten

Auch in Frankfurt (Oder) war ein Bewerber ohne Partei-Ticket erfolgreich: Der Einzelbewerber Axel Strasser wird neuer Oberbürgermeister von Frankfurt (Oder), der viertgrößten Stadt Brandenburgs. Er gewann die Stichwahl klar mit 69,8 Prozent der Stimmen gegen den AfD-Kandidaten Wilko Möller. 

In Eisenhüttenstadt gewann Marko Henkel die Bürgermeister-Stichwahl. Er ist parteilos, wurde aber von der SPD nominiert – und ließ einen AfD-Bewerber in der Stichwahl hinter sich. 

SPD sieht Hypothek durch Abwahl des früheren Bürgermeisters

In Potsdam sprachen die Sozialdemokraten von einer schwierigen Ausgangslage – gemeint ist die Abwahl des früheren Oberbürgermeisters Mike Schubert per Bürgerentscheid. SPD-Generalsekretär Kurt Fischer sagte, dies sei „großer Ballast“ für die SPD gewesen. Im Mai musste der wegen seiner Amtsführung kritisierte SPD-Rathauschef Schubert vorzeitig abtreten. Er galt unter anderem wegen einer VIP-Ticket-Affäre als beschädigt, weil er kostenlose Eintrittskarten für Sportveranstaltungen angenommen hatte. 

Nach Niederlage: „Ein Stück meines Herzens gehört dieser Stadt“

Als unbelasteter SPD-Mann von außen sollte Fischer in die Bresche springen. Doch in Potsdam war der Berliner Wirtschaftsstaatssekretär vor dem Wahlkampf weitgehend unbekannt. Jetzt nimmt er seine Arbeit in der Hauptstadt wieder auf, sagte aber mit Blick auf Potsdam: „Ein Stück meines Herzens gehört dieser Stadt.“ Berlins SPD-Wirtschaftssenatorin Franziska Giffey teilte die Enttäuschung mit Fischer. Doch in Berlin freuten sich viele Menschen, dass er zurückkomme, schrieb sie bei Instagram.

„Wir sind Oberbürgermeisterin“

Für die neue Oberbürgermeisterin Noosha Aubel, die im Dezember 50 Jahre alt wird, ist es eine Rückkehr ins Rathaus der Landeshauptstadt. Hier war sie einige Jahre lang bereits Beigeordnete für Bildung, Kultur, Jugend und Sport – bis Anfang 2023. Mit ihrem Sieg bei der OB-Wahl wird jetzt ein Posten in der Stadt Flensburg frei, wo Aubel aktuell Stadträtin und Dezernentin ist. 

„Wir sind Oberbürgermeisterin“ ließ sich die Gewinnerin auf ein T-Shirt für die Wahlparty am Sonntag drucken. Ihre Anhängerinnen und Anhänger feierten Aubel auch als erste Frau auf dem Posten seit 1984. 

Sie präsentierte sich im Wahlkampf bewusst als überparteiliche Bewerberin, wurde aber unter anderem von den Grünen, Die Andere, Volt und dem BfW unterstützt. „Ihre Kompetenz, langjährige Führungserfahrung und ihr einnehmendes Wesen haben schließlich überzeugt“, so die Landes-Grünen. 

Neue Oberbürgermeisterin erstmal auf Wohnungssuche 

Jetzt sucht Aubel, die zwei Kinder hat, eine Wohnung für ihre Familie in Potsdam. Dies war auch auf der Rückseite ihres T-Shirts am Wahlabend zu lesen. Gefragt wird die 49-Jährige immer wieder zu ihrem ungewöhnlichen Vornamen: Benannt ist sie nach der Sängerin Noosha Fox aus den 70er Jahren (Der Vornahme spricht sich Nusha), wie sie erzählte. Ihre Eltern wollten einen internationalen Namen, da ihre Mutter aus Indien stamme.

Aubel: „Bin echt geblieben“

Gab es ein Erfolgsrezept im Wahlkampf? Aubel sagte: „Ich glaube, was sich ausgezahlt hat, ist, dass ich echt geblieben bin, dass ich bei mir geblieben bin, dass die Menschen mich so kennengelernt haben, wie ich bin.“ Sie wolle den Menschen auch nicht alles versprechen. „Es geht nicht immer alles.“ Sie wolle den Bürgerinnen und Bürgern dann aber erklären, warum Dinge auch nicht funktionierten, sagte Aubel. Auf neue Debatten um ein Sparprogramm für die klamme Landeshauptstadt dürfte die neue Rathauschefin längst eingestellt sein. Priorität will sie dem Thema Wohnraum und bezahlbaren Mieten geben.

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