Altlasten im Meer: Forscher richten Blick auf chemische Munition in der Ostsee

  • Oktober 14, 2025

Große Mengen konventioneller und auch chemischer Munition liegen weiter in der Ostsee. Wie groß ist die Gefahr der Kriegsaltlasten?

Welche Folgen haben Munitionsaltlasten aus den Weltkriegen auf die Ostsee? Dieser Frage gegen Forschende des Kieler Helmholtz-Zentrums für Ozeanforschung (Geomar) auf drei Expeditionen in verschiedene Bereiche des Meeres nach. Während der nun am Montag gestarteten, 14-tägigen Fahrt mit dem Forschungsschiff „Alkor“ will das Team neue Unterwasser-Technologien testen, wie Geomar mitteilte.

In der ersten Woche sammelt das Team Proben in polnischen Gewässern sowie im Bornholmbecken, wo Chemiewaffen versenkt wurden. Es gibt laut Geomar wenig Untersuchungen über den Zustand der Kampfstoffe. „Wir wollen für diese Gebiete die Datengrundlage verbessern und herausfinden, wie stark die Meeresumwelt tatsächlich belastet ist“, sagt Meeresgeologe Jens Greinert.

In der zweiten Woche untersucht die Expedition die Lübecker Bucht und dabei insbesondere Boltenhagen. Dort ist im Sommer im Rahmen eines Sofortprogramms verklappte Munition geräumt worden. „Wir wollen uns angucken, wie es da unten jetzt aussieht“, so Greinert.

Unterwasserroboter kartieren Meeresboden

Die Bundesregierung hat für ein Sofortprogramm zur Bergung von Munitionsaltlasten in Nord- und Ostsee 100 Millionen Euro zur Verfügung gestellt. Drei Unternehmen hatten begonnen, Weltkriegsmunition aus der Lübecker Bucht zu bergen. Das Geomar-Team will bei der Expedition neue Unterwasser-Technologien testen.

Die Forschenden nutzen autonome und ferngesteuerte Unterwasserroboter, die sie weiterentwickeln wollen. Diese kartieren den Meeresboden, liefern hochauflösende Bilder und nehmen Wasserproben. Künftig sollen sie selbstständig Objekte erkennen, klassifizieren und ihre Kartierungsstrategien in Echtzeit anpassen können. Die Experten an Bord untersuchen die Proben mit einem eigens entwickelten mobilen Analysegerät auf Sprengstoff-Rückstände.

Im Fokus stehen auch exemplarische Untersuchungen an großen Raketensprengköpfen. „Das könnte die Umweltbelastung effektiv vermindern, weil die Konzentration der Schadstoffe in der Umgebung rasch sinkt. Eine für 2027 geplante Räumung wollen wir von wissenschaftlicher Seite vorbereiten“, sagt Greinert. Außerdem will sein Team im Kleinen Belt verklappte chemische Munition untersuchen.

Giftige Chemikalien freigesetzt 

Im Bereich der deutschen Nord- und Ostseeküste liegen schätzungsweise 1,6 Millionen Tonnen konventionelle Kriegsmunition auf dem Meeresgrund. Die Munitionshüllen rosten immer stärker durch, und dabei treten Schadstoffe aus, wie Geomar-Direktorin Katja Matthes im Juni auf einer Tagung zur Bergung der Altlasten sagte. In der südwestlichen Ostsee seien bereits rund 3.000 Kilogramm giftige Chemikalien freigesetzt worden.

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