
Menschliche Abgründe, politische Kämpfe und Spielchen, die zum Krieg führen könnten: Die Netflix-Serie „Diplomatische Beziehungen“ ist mit einer starken dritten Staffel zurück.
Ausgerechnet sie ist jetzt die US-Präsidentin? Die zweite Staffel der erfolgreichen Netflix-Serie „Diplomatische Beziehungen“ hat mit einem Paukenschlag geendet und nun stehen nicht nur ihre Gegenspieler, sondern auch die Zuschauer in Hab-Acht-Stellung. Kann Grace Penn eine Staatsführerin mit Gewissen und Verantwortungsbewusstsein sein? Und wie geht es mit den Beziehungen zu Großbritannien weiter, nachdem sie das Unfassbare getan hat?
Die sehenswerte, mit Wendungen gespickte dritte Staffel des Politik-Thrillers „Diplomatische Beziehungen“ wird es ab heute (16. Oktober) beim Streamingdienst Netflix zeigen.
Komplizierte Beziehungen
Ein kleiner Rückblick auf die bereits erschienenen zwei Staffeln: Kate Wyler (Keri Russell, bekannt aus „The Americans“) wird wider Willen zur US-Botschafterin in Großbritannien berufen und muss nach London. An Wylers Seite ist ihr egoistischer Ehemann Hal, ein Ex-Botschafter mit großen politischen Ambitionen (Rufus Sewell).
Zwar hat sich das Paar über 15 Jahre in vielen Ämtern und Ländern unterstützt – doch nur so lange, wie Hal karrieretechnisch vorne war, hat dies funktioniert. Nun badet er in Selbstzweifel und Neid und will zurück ins Rampenlicht. Dafür treibt er stellenweise sogar die Karriere seiner Frau voran. Sie soll Vizepräsidentin werden, er dadurch auch wieder an Einfluss gewinnen.
Die britischen Gegenspieler der neuen Botschafterin sind eine Herausforderung der anderen Art: Premierminister Nicol Trowbridge (Rory Kinnear) ist unberechenbar, undurchsichtig, eruptiv und vulgär. Und für den charmanten und kooperativen Außenminister Austin Dennison (David Gyasi) verspürt die Botschafterin Wyler mindestens eine große Anziehungskraft.
Die Handlung entspinnt sich in den ersten zwei Staffeln um einen Angriff auf ein britisches Kriegsschiff. Wyler und ihr Mann kommen den Auftraggebern des Attentats immer weiter auf die Spur. Doch die Dinge entpuppen sich letztlich nicht als das, was sie zunächst schienen.
Persönliche Beziehungen
In Staffel drei rückt die neue US-Präsidentin Grace Penn neben dem Botschafterpaar Kate und Hal Wyler in den Mittelpunkt der Handlungen. Sie wird herausragend von Oscargewinnerin Allison Janney gespielt.
Wer politischen Serien zugeneigt ist, mag Janney als eine der Hauptdarstellerinnen von „The West Wing“ kennen – ein Serienerfolg über das Weiße Haus, der von 1999 bis 2006 lief. Janney erhielt für ihre Rolle der Sprecherin und später des Chief of Staff des US-Präsidenten zwei Emmys.
Für Fans dieser Serie gibt es noch ein Schmankerl: In „The West Wing“ war Bradley Whitford, auch bekannt aus „The Handmaid’s Tale“, über sieben Staffeln Janneys Kollege im fiktiven Weißen Haus. Er steigt nun ebenfalls in die „Diplomatischen Beziehungen“ ein und spielt als frustrierter, wunderlicher und zugleich sympathischer Sidekick den First Gentleman.
Gute Beziehungen
In „Diplomatische Beziehungen“ ist Janney alias Grace Penn in der Rolle der Präsidentin ganz an der Spitze der Machtpyramide zu sehen – aber laut Diplomatin Wyler als „eine Frau, die über Leichen geht. Und nur wir wissen, wie tief ihre Abgründe sind“. Könnten Penns Entscheidungen gar zum Krieg zwischen Großbritannien und den USA führen?
Doch, so viel sei an der Stelle verraten, die Serie setzt in der neuen Staffel fort, was sie so gut kann: Immer wieder gibt es Wendungen der Handlung, die man so nicht vorhersehen mag. Und jede Figur ist vielschichtig. Man darf sich als Zuschauer aufs Neue fragen: Wer ist hier gut, wer ist hier böse?
Und immer wieder muss sich auch Botschafterin Wyler entscheiden: Wie sehr kann sie ihrem Ehemann vertrauen?