Erneute Neuwahlen in den Niederlanden. Der Streit um die „Stadtbild“-Äußerungen geht weiter. Und: Wie viele Schritte Sie am Tag wirklich gehen sollten. Die Lage am Morgen.
Guten Morgen, liebe Leserinnen und Leser,
es ist der Tag der Wahrheit bei unserem nordwestlichen Nachbarn. In den Niederlanden wird zum dritten Mal binnen vier Jahren ein neues Parlament gewählt. Die Wahlumfragen versprechen ein Kopf-an-Kopf-Rennen mehrerer Parteien, bei dem ein Mann am Ende in die Röhre gucken könnte: Geert Wilders.
Die PVV, die Anti-Islam-Partei des radikal-rechten Politikers Wilders, war bei der Wahl vor zwei Jahren noch die mit Abstand stärkste Kraft im Parlament. Einen Favoriten gibt es diesmal nicht: Die PVV liegt in den Wahlumfragen fast gleichauf mit der linksliberalen D66 und dem rotgrünen Bündnis GroenLinks-PvdA. Für Wilders aber ergäbe sich bei einem Wahlsieg ohnehin ein Problem: Keine der großen Parteien will mit ihm regieren.
Daran hat Wilders auch einen großen Anteil. Nach der letzten Wahl dauerte es geschlagene 233 Tage, bis Wilders eine Regierung auf die Beine stellte. Die Koalition zerbrach nach elf Monaten, weil Wilders einen nicht abgesprochenen Zehn-Punkte-Plan zur Migration präsentierte, den die anderen Regierungsparteien nicht mittragen wollten.
Wahlen in den Niederlanden: Wer bekommt eine Mehrheit zustande?
Dem Rechtspopulisten spielt jedoch in die Karten, dass die Frage nach Asyl und Migration neben der Wohnungskrise das größte Thema im Wahlkampf war. Im letzten TV-Duell am Dienstagabend entbrannte ein wilder Schlagabtausch, als Wilders einen sofortigen Asylstopp forderte, weil „die Niederlande überschwemmt“ würden. Sowohl Rob Jetten, Spitzenkandidat der D66, als auch Frans Timmermans, Spitzenkandidat von PvdA, warfen Wilders vor, dass er außer Hass keine Lösungen habe. In der Tat rühmt sich Wilders mit der „strengsten Asylpolitik aller Zeiten“, seine Parteikollegin und Asylministerin Marjolein Faber verabschiedete jedoch in den elf Monaten kein einziges Gesetz.
Wenn am Mittwochabend gegen 21 Uhr die ersten Wahlergebnisse veröffentlicht werden, stehen die Niederlande aber vor einer weiteren Frage: Wie viele Parteien werden zukünftig in der Regierung sitzen?
76 Sitze braucht eine Regierung für die Mehrheit im Parlament, in den aktuellen Wahlumfragen hat keine Partei mehr als 24 Sitze. Für eine Mehrheit müssten sich also erneut mindestens vier Parteien zusammenschließen. Dass das nicht immer gut ausgeht, haben die beiden Vorgängerregierungen bewiesen, die beide nicht von langer Dauer waren. Die Verhandlungen für eine neue Regierung könnten erneut Monate in Anspruch nehmen.
Genügend Parteien zur Auswahl gäbe es zumindest, denn es gibt keine Fünf-Prozent-Hürde wie in Deutschland. Die Hürde für den Einzug liegt bei 0,67 Prozent der Stimmen. Das führte zuletzt zu einer starken Zersplitterung der politischen Landschaft. Laut den Wahlumfragen würden aktuell 16 Parteien ins Parlament einziehen – in Deutschland sind es momentan fünf.
Streit ums Stadtbild geht weiter
Der Streit um die „Stadtbild“-Äußerung tobt munter weiter: Nun hat sich auch Alt-Kanzlerin Angela Merkel eingemischt. Bei einer Lesung aus ihrem Buch in Bonn mahnte sie an, ohne den Begriff des Stadtbilds selbst zu verwenden, man müsse bei der Flüchtlingspolitik „maßvoll im Ton bleiben“. Ein klarer Seitenhieb gegen Merz, ihren Nach-Nachfolger und einstigen Rivalen.
Dahinter steckt im Kern eine entscheidende Frage: Verstärkt die aktuelle Debatte Ressentiments und das Gefühl, Migration sei vorwiegend eine Bedrohung für unser Land? Oder hilft sie dabei, dass vorhandene Probleme bei Sicherheit und Integration klar benannt und politische Lösungen gesucht werden? Und wie sinnvoll ist die Forderung aus der SPD, einen „Stadtbild“-Gipfel abzuhalten? Darüber diskutiert Politik-Chefreporterin Miriam Hollstein mit stern-Chefredakteur Gregor Peter Schmitz.
Wie viele Schritte am Tag wirklich gesund sind
Wer kennt sie nicht: die 10.000-Schritte-Regel. Um fit zu bleiben, müssten wir täglich ebenso viele Schritte zurücklegen, heißt es seit Jahren. Tatsächlich allerdings hat keine Studie zu dieser Zahl geführt. Sondern wohl eine Werbekampagne aus den 1960er Jahren, mit der ein japanischer Hersteller seinen „Manpokei“ genannten Schrittzähler vor den Olympischen Spielen in Tokio unter die Leute brachte.
Natürlich sind 10.000 Schritte nicht deshalb falsch, weil sie als Slogan in die Welt kamen. Aber viele Menschen schaffen sie im Alltag einfach nicht. Selbst Fachleuten stellte sich darum die Frage, ob es nicht auch ein bisschen weniger sein könnte? 8000 Schritte vielleicht? Oder auch nur 7000? 5000 mindestens?
Eine Studie bringt jetzt ein ganz neues Maß in die Diskussion ein: die Zahl der Schritte, die am Stück gegangen werden. Denn wichtig ist offenbar nicht nur die Quantität, sondern auch die Qualität der zurückgelegten Strecke. Was es damit auf sich hat.
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