Aus einer Kirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau verschwindet ein symbolträchtiger Gegenstand. Warum man dort nicht mehr auf eine Rückkehr des schmerzlich vermissten Nagelkreuzes hofft.
Nach dem Diebstahl eines symbolträchtigen Nagelkreuzes aus der evangelischen Versöhnungskirche in der KZ-Gedenkstätte Dachau soll eine Nachbildung angefertigt werden. „Wir haben ein neues Nagelkreuz in Auftrag gegeben“, sagte Pfarrer und Kirchenrat Björn Mensing. „Denn das alte Nagelkreuz ist nicht nur weg, sondern auch massiv beschädigt.“
Bei der Untersuchung des beschädigten Opferstocks habe man einen der drei Nagelköpfe im Inneren entdeckt, sagte Mensing. Er gehe deshalb davon aus, dass der Täter das Nagelkreuz bei dem Vorfall Ende Oktober genutzt habe, um den Opferstock am Geldschlitz aufzuhebeln. Der Täter scheiterte zwar, nahm das Kreuz aber mit und brach eine Spendenbox auf.
Nicht viel wert – und doch von großer Bedeutung
Für die Versöhnungskirche habe das Nagelkreuz trotz seines geringen Materialwerts eine immense symbolische Bedeutung, betonte Mensing. Denn jeden Freitag findet in der Kirche – eigentlich rund um das Kreuz – ein ökumenisches Versöhnungsgebet statt.
Vorbild dafür ist das englische Coventry, dessen Kathedrale 1940 von deutschen Bombern zerstört wurde. Zum Symbol für Versöhnung wurde ein Kreuz, das aus drei mittelalterlichen Nägeln aus den Ruinen des Gotteshauses geformt wurde. Heute gibt es weltweit mehr als 200 Nagelkreuzzentren, die in der Erinnerungsarbeit oder in aktuellen Konflikten im Sinne Coventrys für Frieden, Gerechtigkeit und Versöhnung arbeiten. Seit 2012 gehört die Versöhnungskirche dazu.
Hoffnung auf eine baldige Lieferung
Dort soll zum Beispiel am Sonntag, 11.00 Uhr, eine christlich-jüdische Gedenkfeier anlässlich des Jahrestags der Pogromnacht am 9. November 1938 stattfinden. Bis dahin sei das neu in Auftrag gegebene Nagelkreuz vermutlich noch nicht an Ort und Stelle, sagte Mensing. Wie lang genau die Anfertigung und Lieferung dauern könnte, sei noch unklar. „Aber ich habe um Priorität gebeten“, betont der Pfarrer. „Ich hoffe, dass es zum Versöhnungsgebet am 14. November vielleicht schon da ist.“





