„Tatort“ aus Ludwigshafen: Dieser Fall bringt Lena Odenthal an ihre Grenzen

  • Juni 8, 2025

Die ARD wiederholt am Pfingstsonntag einen „Tatort“ mit Ulrike Folkerts als Ludwigshafener Kommissarin Lena Odenthal. Ein packendes Kammerspiel, in dem es um Frauenhass geht.

4 von 5 PunktenMitreißendes Kammerspiel, das zeigt, wie Gewalt gegen Frauen entstehen und wohin sie führen kann

Worum geht’s in diesem „Tatort“?

Kind und Karriere: Für die Investmentbankerin Ann-Kathrin Werfel schließt sich das nicht aus. Sie leitet als Geschäftsführerin erfolgreich ein Unternehmen und kümmert sich ebenso engagiert um ihren fünfjährigen Sohn. Nach einem lukrativen Vertragsabschluss will ein Kollege mit ihr feiern, doch Werfel lehnt ab – sie möchte schnell nach Hause. Dort kommt sie allerdings nie an. Die 39-Jährige wird auf dem Firmenparkplatz von einem Unbekannten attackiert und in ihrem eigenen Auto entführt. Am nächsten Morgen wird ihre Leiche gefunden. Kommissarin Lena Odenthal (Ulrike Folkerts) und ihre Kollegen sind entsetzt von der Brutalität des Verbrechens: Die junge Mutter wurde bei lebendigem Leib verbrannt. Ins Visier der Ermittlungen geraten zwei Männer: Werfels Ex-Gatte Patrick (Jonathan Müller), dem häusliche Gewalt vorgeworfen wird, und Bundeswehr-Soldat Hans-Joachim Kessler (Götz Otto), der angibt das Opfer nicht gekannt zu haben. Was beide eint, so Odenthals Vermutung, ist ihr abgrundtiefer Hass auf Frauen. Die Indizienlage ist dünn und die Zeit drängt, als eine zweite Frau entführt wird.

Warum lohnt sich der Fall „Das Verhör?“

Im Mittelpunkt des Films stehen Hauptkommissarin Lena Odenthal und Hauptmann Hans-Joachim Kessler, die in einem stundenlangen Verhör aufeinandertreffen und sich verbal duellieren. Es sind zwei Gegenspieler par excellence: Auf der einen Seite der misogyne Widerling, der es nicht ertragen kann, dass er eine Frau als Vorgesetzte hat und allgemein den ganzen „Gender-Unfug“ in der Gesellschaft beklagt. Auf der anderen Seite die toughe Ermittlerin, die sich in einer Männerdomäne an die Spitze gekämpft hat und mit ihrer eigenwilligen Art immer wieder aneckt. In starken Dialogen erörtert Drehbuchautor Stefan Dähnert wichtige Themen, die schon in mehreren „Tatorten“ Berücksichtigung fanden: Gewalt gegen Frauen und Femizide. Jeden zweiten Tag wird in Deutschland eine Frau von ihrem Partner oder Ex-Partner getötet. Alle drei Minuten wird eine Frau oder ein Mädchen Opfer häuslicher Gewalt. Schockierende Zahlen, auf die dieser „Tatort“ den Fokus legt.

Was stört?

Der Verlauf der Geschichte ist im Wesentlichen vorhersehbar und bietet wenig überraschende Wendungen. Der ein oder andere Plot Twist hätte hier für noch mehr Spannung sorgen können. Stattdessen gibt es – mal wieder – eine Verwicklung der Hauptkommissarin in die Handlung. Dass der Ermittler zum Opfer wird – diese Sichtweise wurde in über 50 Jahren „Tatort“ schon zu oft eingenommen und ist wahrlich keine neue Idee mehr.

Die Kommissarinnen?

Seit 2014 ermittelt Hauptkommissarin Johanna Stern (Lisa Bitter) an der Seite von Lena Odenthal. Zuletzt wurden die beiden immer mehr zu einem Team auf Augenhöhe. Doch in diesem Fall sind die Rollen ungleich verteilt. Stern macht dilettantische Anfängerfehler, wirkt bisweilen unprofessionell und leicht manipulierbar. Am Ende wird sie so fast zur Nebenfigur degradiert.

Ein- oder ausschalten?

Der Krimi ist keine leichte Kost für einen entspannten Fernsehabend am Pfingstsonntag, aber das Einschalten lohnt sich.

Die „Tatort“-Folge „Das Verhör“ wurde erstmals am 4. September 2022 ausgestrahlt. Die ARD wiederholt den Film am Sonntag, 8. Juni 2025 um 20.15 Uhr

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