Bibliothek: Direktor: Alexanderplatz Chance für Zentralbibliothek

  • Juni 16, 2025

Die Zentralbibliothek von Berlin (ZLB) im Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz? ZLB-Chef Jonas Fansa sieht großes Potenzial.

Der neue Generaldirektor der Zentral- und Landesbibliothek Berlin (ZLB), Jonas Fansa, sieht in einem Umzug an den Alexanderplatz eine mögliche Chance: „Jede Lösung, die die Teilung der ZLB auf zwei Standorte beendet, ist gut“, sagt er. Das Galeria-Kaufhaus am Alexanderplatz sei ein möglicher neuer Standort – mit benötigten 35.000 Quadratmetern Fläche und direkter Anbindung an den öffentlichen Nahverkehr.

Keine Verdrängung des Warenhauses geplant

„Der Alexanderplatz hat Probleme – aber auch großes Potenzial“, erklärt Fansa. Eine Bibliothek könne dort nicht nur Bildung und Kultur verankern, sondern auch sozial stabilisierend wirken. „Wir würden eine bunte Mischung von Menschen aus der ganzen Stadt anziehen.“ Gleichzeitig betonte er: „Wir werden kein Warenhaus verdrängen. Inzwischen scheint es aber so, dass es eine Idee gibt, wie dieses Warenhaus in verkleinerter Form wirtschaftlich weiterbetrieben werden kann“, sagt Fansa, der auf Unterstützung aus der Politik hofft. 

Die neue Kultursenatorin Sarah Wedl-Wilson habe er als große Freundin der öffentlichen Bibliotheken wahrgenommen und in Gesprächen auch immer erlebt, dass sie die Sache sehr unterstütze. „Sie selbst sagt allerdings auch, das das Vorhaben des Umzugs bisher nicht finanziert ist.“ Weiter wünscht sich der 45-Jährige mit Blick auf einen möglichen zentralen Standort einen Senat, der für ein solches Projekt an einem Strang zieht.

Zentraler Standort ist Top-Thema

Ein zentraler Standort ist für ihn das Top-Thema. „Wir können mit den Infrastrukturen, die wir heute haben, nicht all das zeigen und leisten, was eine öffentliche Zentralbibliothek in Städten wie zum Beispiel Oslo oder Helsinki oder Amsterdam heute leistet.“ Für ihn sei ein zentraler Standort eine wichtige Voraussetzung dafür, die Bibliotheksarbeit neu aufstellen zu können, sagte Fansa. 

Für ihn sollten Bibliotheken längst keine stillen Lesesäle mehr sein: „In Oslo oder Helsinki gibt es Makerspaces, IT-Labore, Küchen, Musikräume – Bibliotheken sind dort Plattformen zum Vermitteln von Kulturtechniken und gesellschaftlichen Austausch.“ Besonders im Blick hat er dabei junge Menschen: „Ich sehe viele Teenager, die freiwillig zu uns kommen, um zu lernen, sich gegenseitig zu unterstützen. Diese Zielgruppe ist unsere Zukunft.“ Die ZLB müsse Räume bieten, die sie sonst nirgendwo finden – kostenlos, offen und inspirierend. 

Bibliotheken als Orte des Austauschs und der Innovation

Bibliotheken in den skandinavischen Ländern seien auch Foren, in denen gesellschaftliche Debatten ausgetragen werden können. „All das versuchen wir natürlich in der Zentral- und Landesbibliothek auch mit den Möglichkeiten, die wir haben. Wir haben hinter der Amerika-Gedenkbibliothek ein Pop-up-Gebäude gebaut, 800 Quadratmeter“, so Fansa. Ein großer Saal dort werde oft für Veranstaltungen genutzt, ansonsten auch als öffentlicher Coworking-Raum. „Und wir haben dort Gruppenarbeitsräume. Es sind sieben und die sind wirklich bloß ein Tropfen auf dem heißen Stein“, so der Generaldirektor. 

Sparmaßnahmen und Stellenabbau belasten die ZLB

Eine Herausforderung seien die knappen finanziellen Mittel, die alle Ressorts beträfen. Die ZLB muss laut Fansa aktuell 2,2 Millionen Euro jährlich einsparen, unter anderem mit der Streichung von 30 Stellen in den kommenden Jahren.

Amerika-Gedenkbibliothek völlig übernutzt

Die bauliche Situation der beiden Standorte der ZLB ist nach Einschätzung von Fansa dramatisch. Die Amerika-Gedenkbibliothek wurde in den 1950er-Jahren für rund 500 Besucher täglich konzipiert – heute kommen bis zu 3.500. „Das Gebäude ist völlig übernutzt“, sagt er. Noch prekärer sei die Lage in der Breiten Straße: „Ein Flickwerk aus verschiedenen Gebäuden – darunter ehemalige Kutschengaragen und Offizierswohnungen – notdürftig zur Bibliothek umfunktioniert.“ Eine Sanierung der beiden Häuser würde rund 600 Millionen Euro kosten – ohne das Grundproblem der geteilten Standorte zu lösen.

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