
Tamar Noort schildert eine Nacht in einem Schlaflabor, in der sich zwei Frauen in ihren Nöten näherkommen. Das Thema ihres zweiten Romans ist ernst und kreativ erzählt.
Schlafstörungen kennt die Lüneburger Autorin Tamar Noort zur Genüge. Im Studium jobbte sie zudem als Nachtwache in einem Schlaflabor – Ausgangsort für ihren zweiten Roman „Der Schlaf der Anderen“ (Rowohlt Verlag, 24 Euro, 315 Seiten). Ihr Debüt „Die Ewigkeit ist ein guter Ort“ über Zweifel am Glauben an Gott wurde mit dem Hamburger Literaturpreis ausgezeichnet.
Einfühlsam erzählt Noort nun die Geschichte zweier Frauen, die sich über ihre Schlaflosigkeit in einer Nacht nahe kommen und existenzielle Fragen anschneiden. In allen Figuren steckten Anteile persönlicher Erfahrung, erläutert sie.
In ruhelosen Phasen werde „das Leben ganz fragil“, sagt Noort: „Ich verliere die Kontrolle über meinen Körper, und das bedeutet auch, die Kontrolle über den Geist abzugeben – weil es schlicht nicht gelingt, einen klaren Gedanken zu fassen.“ Schlaf sei die Basis, auf der das ganze Leben fuße. Wenn er fehle, gerate alles ins Wanken.
Provokation Nichtstun
Und Schlaflosigkeit sei nicht harmlos: „Es steigert das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Demenz, Diabetes und Depression, schwächt das Immunsystem, macht empfindlicher für Schmerzen und raubt einem ganz generell die Kraft für den Tag“, betont Noort.
Man müsse es sich leisten können, gut zu schlafen, denn das Nichtstun sei heutzutage fast eine Provokation. Und: „Frauen schlafen tatsächlich schlechter als Männer“, sagt die Autorin, die auch als Journalistin arbeitet. Auf schlaflose Nächte folgten oft durchgetaktete Tage, Job, Care-Arbeit. Während Männer bei Schlafstörungen eher ins Schlaflabor überwiesen würden, schicke man Frauen häufig mit Antidepressiva nach Hause.