
Viele Städte im Auto-Ländle setzen zunehmend auf Pedalantrieb. Das kommt auch bei vielen Radfahrern an, wie ein neues Stimmungsbild zeigt. Doch beim Thema Sicherheit bleibt die Lage kritisch.
Ein Reihe von Städten aus Baden-Württemberg ist laut einem Stimmungsbild des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) etwas fahrradfreundlicher geworden. Die 26 Kommunen mit mehr als 50.000 Einwohnern, die es in den Fahrradklima-Test 2024 geschafft haben, erreichten die Durchschnittsnote Note 3,8. Das sei etwas besser als bei der vorherigen Erhebung im Jahr 2022, teilte der Verband mit.
Im deutschlandweiten Vergleich behauptet das Land den Angaben nach damit den Platz als Vorreiter in Bezug auf Fahrradfreundlichkeit – zusammen mit Hessen und Niedersachsen. Mehrere Südwest-Städte kamen auf Spitzenpositionen: Tübingen erreichte in seiner Städtekategorie (50.000 bis 100.000 Einwohner) den ersten Platz. Auch Freiburg, Karlsruhe und Ettlingen (Landkreis Karlsruhe) landeten in ihren Kategorien unter den Top 3. In der Auswertung wurden 172 größere Kommunen aus dem Südwesten berücksichtigt.
Tübingen glänzt, Stuttgart stagniert
Größere Verbesserungen gab es insbesondere bei den Städten mit weniger als 100.000 Einwohnern: Neben Tübingen und Ettlingen konnte auch Eislingen/Fils (Landkreis Göppingen) die Note um mindestens 0,3 Punkte verbessern. Anders sah es unter anderem bei Stuttgart aus. Die Bewertung veränderte sich kaum, die Landeshauptstadt erreichte im Vergleich mit den 15 Städten in Deutschland, die mehr als eine halbe Million Einwohner haben, den neunten Platz.
Landesweit besser benoteten die Befragten das Radverkehrsnetz und die Verfügbarkeit von Leihrädern. Hier lagen die Bewertungen deutlich über dem Bundesdurchschnitt. Trotz positiver Entwicklungen sieht der ADFC allerdings Nachholbedarf bei der Verkehrssicherheit und dem Miteinander im Verkehr. „Noten zwischen 3 und 4 oder auch noch schlechter als die Gesamtbewertung können uns nicht zufriedenstellen, wenn wir den Radverkehr fördern wollen“, sagte der Landesvorsitzende Matthias Zimmermann. Er forderte unter anderem eine stärkere Trennung von Auto- und Radverkehr und mehr Kontrollen.
Stimmungsbild direkt vom Sattel
Im bundesweiten Fahrradklima-Test konnten Radfahrerinnen und Radfahrer von September bis Ende November 2024 Einschätzungen zu ihrer Stadt abgeben – etwa zu Radwegen, Abstellmöglichkeiten, Ampelschaltungen oder Konflikten auf den Straßen. Ausgewertet wurden demnach 184.500 Fragebögen für 1.047 Orte, in denen eine Mindestbeteiligung erreicht war. Für Städte mit mehr als 200.000 Einwohnern lag die Schwelle zum Beispiel bei 100 Teilnehmern.
Das Konzept der alle zwei Jahre vorgenommenen Befragung zielt nach ADFC-Angaben nicht auf einen repräsentativen Querschnitt der Bevölkerung, sondern einen „möglichst breiten Kreis an Viel- und Gelegenheitsradfahrern“. Der Fahrradklima-Test wird vom Bundesverkehrsministerium unterstützt.