Blitz & Donner: Weder Buchen noch Eichen – Was tun, wenn es blitzt?

  • Juni 18, 2025

Im Juni gibt es die meisten Blitze in Deutschland. Häuser, Tiere, Menschen sind nicht sicher von ihnen. Aber Menschen können sich selbst schützen und sollten vor allem eine Volksweisheit ignorieren.

Sollte man bei einem Gewitter wirklich Schutz unter Buchen suchen, dagegen Eichen und Weiden möglichst meiden, wie eine Volksweisheit rät? „Nein, auf gar keinen Fall“, warnt der Gerichtsmediziner Fred Zack, der seit rund 30 Jahren die mitunter tödlichen Folgen von Blitzen untersucht und in einem neuen Sachbuch mit einigen Volksweisheiten aufräumt. Bei einer drohenden Blitzschlaggefahr seien Bäume völlig unabhängig von der Art grundsätzlich zu meiden, sagt der Humanmediziner. „Dass sich dieser Aberglaube so lange gehalten hat, liegt offensichtlich am einprägsamen Reim.“

Der 65-Jährige ist nach Jahrzehnten am Institut für Rechtsmedizin Rostock dort weiter als freier Mitarbeiter tätig und legt nach einem Fachbuch für Mediziner nun ein Sachbuch für die Allgemeinheit mit dem Titel „Blitzschläge. Wissen, Mythen und wie man sich optimal schützt“ vor. „Wir haben jährlich etwa zehn Tote und rund 100 Verletzte durch Blitzschlag in Deutschland. Von zehn Unfällen sind neun vermeidbar. Die Menschen sollen zumindest die Möglichkeit haben sich zu informieren und entsprechend nachzulesen“, begründet Zack seine Motivation für das Buch und seine intensive Beschäftigung mit Blitzen.

Dass jemand wie vom Blitz aus heiterem Himmel getroffen wird, ist auch ein oft gehörter Spruch, der aber im Gegensatz zu dem falschen Buchen-Rat völlig korrekt und zutreffend ist. Blitze könnten viele Kilometer seitlich aus der eigentlichen Gewitterzelle austreten und so auch seitlich einschlagen. „Es braucht dazu gar kein Unwetter. Auch die Sonne kann scheinen. Ob es regnet, spielt gar keine Rolle“, so Zack. Ungefähr zehn bis 13 Prozent aller tödlichen Blitzunfälle seien auf Blitze aus heiterem Himmel zurückzuführen. 

Goldketten verdampfen

2024 schlug bundesweit 209.619 Mal der Blitz ein – im Schnitt alle zweieinhalb Minuten. Das war im langjährigen Vergleich zwar eher selten, aber häufiger als in den beiden Vorjahren, wie aus Zahlen des Blitz-Informationsdienstes Aldis/Blids hervorgeht. Auf Ebene der Bundesländer schlug es am häufigsten in Bayern ein – insgesamt 56.664 Mal. In Mecklenburg-Vorpommern waren es 11.880. In der Statistik zählen nur Erdblitze – also nur Einschläge und keine Entladungen in den Wolken. 

Die Kraft von Blitzen wird üblicherweise über die Stromstärke in der Einheit Ampere angegeben. Aber Zack nennt zur Veranschaulichung auch eine andere Zahl: Im Zentrum des Blitzes sei der Blitzkanal etwa daumendick und dort herrschten 30.000 Grad Celsius. „Eine unvorstellbare Hitze. Deshalb bleibt auch von Goldketten nichts mehr übrig. Das Gold verdampft und lässt sich als Niederschlag auf der Haut nieder oder wird sogar eingebrannt.“ 

Große Flächen wie Golf- oder Fußballplätze können bei Gewitter besonders gefährlich sein. Immer wieder gibt es Meldungen über Fußballspieler, die vom Blitz getroffen, verletzt oder getötet werden. So starben 1995 im mittelamerikanischen Honduras 14 Menschen beim Fußballspiel zwischen zwei Amateurvereinen. Meist handelt es sich in solchen Fällen nicht um direkte Treffer, sondern um Schrittspannung, bei der der Strom des Blitzes über den Erdboden zum Menschen gelangt und über einen Fuß in den Körper ein- und über den anderen wieder austritt. 

„When thunder roars, go indoors!“

Die Wahrscheinlichkeit, vom Blitz getroffen zu werden, ist in Deutschland sehr gering. In Indien oder Ländern Südamerikas sind die Blitzzahlen deutlich höher. In Indien etwa gebe es jährlich rund 3.000 Tote durch Blitzschlag und etwa 30.000 Blitzschlagpatienten, so Zack. Ein Grund, warum das Fachbuch Zacks, das sich an Mediziner richtet, 2024 auf Englisch erschien. Absolute Sicherheit gegen Blitzschlag ist schwer zu finden. Doch eine Regel, die der Gerichtsmediziner prominent auf den ersten Seiten seines neuen Buches setzt, kann helfen: „When thunder roars, go indoors!“ („Wenn Donnergrollen zu hören ist, gehe in ein Haus!“).

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