morgen|stern: Elon Musk testet sich drogenfrei – die Lage am Morgen

  • Juni 18, 2025

Elon Musk schafft eigene Fakten. Wie Sie auf René Benkos Klo kommen. Ab wann ein Hund ein Hund ist. Und was sonst heute noch wichtig wird. 

Liebe Leserinnen, liebe Leser,

ich weiß, Elon Musk fasziniert Sie. Aber: Warum eigentlich? Weil er geradezu lächerlich reich ist? Weil Donald Trump ihm nicht nur sein Ohr geliehen, sondern auch sein Herz verleast hat? Weil er die Menschheit eines nicht allzu fernen Tages auf den Mars bringen könnte? 

„Ja, genau!“, mögen Sie jetzt sagen. Nur ist das nicht alles, oder? 

Es ist das Extreme, das uns fesselt. Schließlich produziert Netlfix aus gutem Grund keine Fließbanddokus über Mörder, sondern über Serienmörder. Das Phänomen Elon Musk befriedigt aber nicht nur unsere Gier nach Superlativen. Wäre er der reichste Mensch der Welt, aber sonst ein stinknormaler Kerl, würde er Sie nicht halb so sehr interessieren. Ein Genie ohne die Komponente Wahnsinn? Langweilig!

Eines fehlte Musk allerdings noch zur boulevardesken Dreifaltigkeit: ein waschechtes Drogenproblem. Als die „New York Times“ Ende Mai dann tatsächlich dessen mutmaßliches Suchtproblem (Ketamin, Pilze, Ecstasy, quasi eine bunt-berauschende Tüte) im Wahlkampf 2024 enthüllte, explodierte das Internet. Seine Jünger warfen sich vor ihn in den digitalen Kugelhagel, seine Gegner suhlten sich in einem kollektiven Anfall von „Wir haben’s doch gewusst!“.  Dem Report mangelte es wirklich an nichts. Der perfekte Blick durchs goldene Schlüsselloch – mit Premiumaussicht auf den tiefen Fall. 

Musk hätte einfach alles zugeben können, cleanes Gewissen hin oder her. Es war die Gelegenheit für einen Neustart, die passende Erklärung für den trumpschen Fiebertraum. Außerdem: Die Amerikaner lieben Läuterung. Die Aktionäre allerdings weniger.

Dass Musk sich wehren würde, war also nicht nur klar. Sondern erwünscht. Nach einigen mehr peinlichen als treffenden Kontern gegen die bösen Medien, versucht es Musk jetzt mit subjektiven Fakten. Auf X veröffentlicht er die Ergebnisse eines mutmaßlichen Drogentests. Amphetamine, Kokain, Fentanyl, Cannabis, Alkohol – natürlich alles negativ. „Lol“, schreibt er dazu. Als würde man den Witz sonst nicht erkennen. Tweet Elon Musk

Jetzt fragen Sie: Was stimmt denn nun? Ich weiß es nicht. Es ist mir ehrlicherweise auch herzlich egal. Ich weiß nur eines: Eine Suchterkrankung lässt sich heilen, ein mieser Charakter nicht.

Kann Kiffen killen?

Wir bleiben thematisch high. 

Das große Marketingplus von Cannabis gegenüber der Staatsdroge Alkohol lautete immer: Kiffen killt nicht. Was, wenn ich Ihnen sage: Doch, tut es. 

Also, das sage nicht ich, sondern Menschen mit Fachkompetenz. In einer neuen Studie machen französische Wissenschaftler chronischen Cannabiskonsum für Herzinfarkte und Schlaganfälle verantwortlich – unter bestimmten Bedingungen:

Ich freue mich schon auf nächste Diskussionsrunde zur Delegalisierung. Danach bitte direkt ans Ballerspiel-Verbot, danke.

Wann fängt sich Merz die Trump-Klatsche?

Keine Sorge, heute nur ein klitzekleines Bisschen Trump

Die G7-Blamage haben Sie als Nachrichtenjunkie vermutlich mitbekommen (sonst blättern Sie doch einmal zum morgen|stern von gestern zurück).

Ein Gipfelfazit: Irgendwann erwischt es jeden. Wer mit Trump arbeitet, fängt sich irgendwann eine, es ist bloß eine Frage der Zeit. Wann es für den Bundeskanzler so weit ist, darüber spekulieren meine Berliner Kollegen gewohnt unterhaltsam im neuen „5-Minuten-Talk“. Bitte hier entlang:

Benko-Klo 240€ VB

Wer gegen René Benko, den österreichischen Elon Musk, austeilt, trotzt der Schwerkraft. Man tritt nämlich irgendwie gleichzeitig nach unten und nach oben. 

Seit Monaten sitzt der 48-Jährige in U-Haft, die Anti-Korruptionsbehörde ermittelt unter anderem wegen, naja Korruption. Ein tiefer Sturz für den einst milliardenschweren Unternehmer. 

Weil die Gläubiger seines Pleite-Konzerns Signa sich schon ausreichend papierlt fühlen (österreichisch, was bist du für eine großartige Sprache!), machen Sie jetzt Benkos Besitz zu Geld, wo immer sie nur können.

So auch seine Villa am Gardasee. Wobei, nicht das Anwesen an sich, sondern dessen Einrichtung unter den Hammer kommt. Also, wirklich alles: vom güldenen Türschild mit Benko-Gravur (10€ VB), über das von Tina Turner, Niki Lauda und Silvio Berlusconi signierte Gästebuch (50€ VB), bis zum schrulligen Designerklo (240€ VB). Insgesamt 1712 Objekte, irgendwo zwischen Schrott und Protz.

Aber, windowshoppen Sie doch selbst – insofern sich das nicht allzu sehr nach Fledderei anfühlt. Bis zum 14. Juli haben Sie noch Zeit. Was danach wohl mit dem Rest passiert? Vielleicht landet der Krempel im Karstadt-Sommerschlussverkauf.

Was heute sonst noch ansteht

Erwartbar, ja. Obligatorisch, ja. Trotzdem wichtig? Ja. Österreichs Bundesregierung will acht Tage nach dem Amoklauf von Graz Maßnahmen zur Verschärfung des Waffenrechts vorstellenDie US-Notenbank Fed entscheidet über ihren weiteren Kurs der Geldpolitik. Ich dachte, das sollten Sie wissenDas Internationale Wirtschaftsforum in St. Petersburg startet, Russlands jährlicher Versuch, die wirtschaftliche Isolation zu leugnen. Das Event ist auch eine der seltenen Gelegenheiten für internationale Journalisten, Kremlchef Wladimir Putin aussichtslose Fragen zu stellen Die Ministerpräsidententreffen sich mit Bundeskanzler Merz, um ihn mit Fragen zum Investitionsprogramm des Bundes zu löchernHeute könnte ein Urteil dazu fallen, ob Trumps Einsatz der kalifornischen Nationalgarde zur Bekämpfung der Proteste in Los Angeles legal war. Erst sagte ein Richter: Nein! Dann kippte ein anderer dessen Entscheid. Und diesmal?Die Suche nach dem Sommerloch-Puma geht weiter. Wobei man inzwischen an dessen Pumahaftigkeit zweifelt. Das Tier sei zu klein. Das erhärtet nur meinen Verdacht von gestern: Es ist ein Tasmanischer Tiger!

Die fernöstliche Weisheit des Tages

Auch auf die Gefahr hin, dass ich Ihnen (vielleicht schon wieder?) auf die Pfoten trete: Ein Hund hat für mich eine Mindestgröße. Um Ihres Seelenfriedens Willen, sage ich nicht, welche. Aber alles darunter fällt für mich in die Kategorie Teppichporsche. 

Folge ich dieser meiner Definition, stellte ich fest: In drei Wochen Seoul habe ich maximal drei Hunde gesehen. Und eben unzählige Hundeartige. 

Ab wann ist ein Hund ein Hund?

Der Gutmensch in mir unterstellt den hiesigen Herrchen erst einmal das Beste, nämlich den Fokus auf artgerechte Haltung. Koreanische Wohnungen sind klein, eine Zumutung für „echte“ Hunde. 

Das erklärt aber nicht alles.

Mehr als einmal habe ich gesehen, wie ein Frauchen einen von diesen perfekt zurechtgestutzten, mit bunten Schleifen gestylten, lebendigen Teddybären in einem Kinderwagen durch den Seouler Fußgängerverkehr manövriert. Der Hobbypsychologe in mir wittert Überkompensation. 

Was mich zu meinem abschließenden Moralappell führt: Tiere sollten keine Accessoires sein. Aber, ich weiß, ich weiß. Andere Länder, andere Unsitten. 

Ich wünsche Ihnen einen großartigen Tag – annyeonghi gyeseyo!

Ihr 

Yannik Schüller

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