Neu im Kino: „28 Years Later“ von Danny Boyle – Der Horror geht weiter

  • Juni 19, 2025

Erfolgsregisseur Danny Boyle wagt sich nach über 20 Jahren an eine Fortsetzung seines Kult-Horrors „28 Days Later“. Sein neuer Film ist im Kern ein bildgewaltiges, verstörendes Familiendrama.

Der britische Horrorfilm „28 Days Later“ von Regisseur Danny Boyle war 2002 ein Überraschungshit und gilt heute als Meilenstein des Genres. Fünf Jahre später folgte die Fortsetzung „28 Weeks Later“, die von Juan Carlos Fresnadillo inszeniert wurde. Für den dritten Teil kehrten jetzt Boyle und Drehbuchautor Alex Garland zurück. „28 Years Later“ ist der Auftakt für eine ganze Trilogie.

Erfolgsduo Danny Boyle und Alex Garland 

„Der Originalfilm lag Danny und mir sehr am Herzen“, sagt Alex Garland im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. „Daher will man ihn einerseits beschützen und andererseits weiter erforschen.“ Eine Fortsetzung, die den Ruf des Klassikers ruiniert, wollte das Duo also unbedingt vermeiden. Und um das vorwegzunehmen: Das ist Boyle und Garland auch geglückt.

Der Film spielt 28 Jahre nach dem Ausbruch des verheerenden Rage-Virus in Großbritannien, das Infizierte in rasende, hochaggressive und blutrünstige Wesen mutieren lässt, die nicht-infizierte Menschen jagen. Obwohl der Film dem Zombie-Genre zugerechnet wird, betonten die Macher gern, dass es sich genau genommen nicht um Zombies – also von den Toten Wiederauferstandene handele -, sondern um Infizierte.

Unter Quarantäne im postapokalyptischen Großbritannien

Großbritannien steht wegen des Rage-Virus weiter unter Quarantäne. Eine isolierte Inselgemeinschaft – man darf das in Zeiten nach dem Brexit vielleicht als Metapher interpretieren – lebt hinter einem schwer bewachten Damm. Gelegentlich wagen sich die Bewohner auf das Festland, um nützliche Dinge zu suchen – und dabei Infizierte zu töten, was fast wie ein Sport zelebriert wird.

Im Mittelpunkt steht der junge Spike (Alfie Williams), der mit seinem Vater Jamie (Aaron Taylor-Johnson) erstmals aufs Festland geht und dort in Gefahr gerät. Spikes Mutter Isla (Jodie Comer) ist schwer krank, leidet an Gedächtnisverlust und Halluzinationen. Doch auf der Insel gibt es keinen Arzt, der ihr helfen kann.

Bei ihrem Trip geraten Jamie und Spike in Gefahr und müssen sich nach Einbruch der Dunkelheit durchschlagen. Dabei sehen sie in der Ferne ein Feuer. Es lebt also jemand auf dem Festland, der nicht infiziert ist. Als Spike rausfindet, dass es sich um den Arzt Dr. Kelson (Ralph Fiennes) handelt, schmiedet er, ohne seinen Vater einzuweihen, einen riskanten Plan für sich und seine geliebte Mutter.

Äußerlich ein Horrorfilm, im Kern viel mehr

„Es ist einfach toll, ein so schönes, intimes Familiendrama inmitten dieser postapokalyptischen Welt zu erleben“, schwärmt Aaron Taylor-Johnson, der als Vater Jamie seinen Sohn abzuhärten versucht. „Je mehr du tötest, desto einfacher wird es“, sagt Jamie zu Spike, als der das erste Mal einen Infizierten umbringen soll.

„Es ist auch eine Coming-of-Age-Geschichte“, sagt Taylor-Johnson, „man erlebt alles durch die Augen eines 13-jährigen Jungen. Und ich finde, das bringt eine ganz neue Perspektive in dieses Genre.“ Von außen ist es ein Horrorfilm, doch im Kern dreht sich der Film nicht nur um blutrünstige Infizierte, sondern um Themen wie Familie, Gesellschaft und Tod.

„Für mich fühlt es sich an wie eine Fabel über eine Inselmentalität“, sagt Ralph Fiennes, der an den „Irrsinn“ Brexit denkt. „Es gibt dieses Gefühl der Isolation.“ Der 62-Jährige, der zuletzt als Bester Hauptdarsteller im Papst-Drama „Konklave“ für einen Oscar nominiert war, ist wieder einmal herausragend. Er brilliert als Dr. Kelson, der sich trotz Jahrzehnten in Einsamkeit – ständig auf der Hut vor Infizierten – seinen Verstand und seine Barmherzigkeit bewahrt hat.

Schöne Kulissen, groteske Gewalt

Natürlich verzichtet der Film nicht auf drastische Gewaltszenen. Schon in den ersten Minuten strapazieren Blut speiende, rasende Infizierte mit brutalen Attacken auf eine Familie die Nerven – und den Magen. Später verübt ein übergroßer Infizierter, der einigen Zuschauern vielleicht bekannt vorkommt, groteske Gewalt. „28 Years Later“ ist definitiv nichts für Zartbesaitete.

Als Regisseur sei er instinktiv nicht zurückhaltend, erklärt Boyle im dpa-Interview, aber er dürfe Gewalt auch nicht „aus albernen oder billigen Gründen“ zeigen. „Es geht darum, die Wirkung der einzelnen Elemente – was auch immer sie sein mögen – zu maximieren“, sagt der Filmemacher. „Wenn Gewalt ins Spiel kommt, soll sie sich so anfühlen, als würde sie wirklich etwas kosten.“

Zwar sind Gewalt und Tod allgegenwärtig, doch Oscar-Gewinner Danny Boyle („Slumdog Millionaire“) zeigt immer wieder auch schöne und faszinierende Bilder. Da sind etwa die grünen Landschaften, durch die Jamie und Spike wandern. Als sie im Dunkeln vor einer Horde Infizierter fliehen, spiegelt sich ein traumhafter Nachthimmel mit den Sternen im Wasser. Obendrein machen Schnipsel aus alten Filmen und kurze Rückblenden „28 Years Later“ zu einem visuellen Erlebnis.

Ein verstörendes und faszinierendes Filmerlebnis

Begleitet wird der postapokalyptische Horror-Thriller von einem packenden Soundtrack der schottischen Band Young Fathers, von markanten Soundeffekten und Geräuschen – und von einem Kriegsgedicht von Rudyard Kipling. Eine gesprochene Aufnahme von „Boots“ aus dem Jahr 1915 schafft eine verstörende Klangkulisse.

Danny Boyle und Alex Garland ist mit „28 Years Later“ ein starkes neues Kapitel der Horror-Saga gelungen, die schon im nächsten Jahr fortgesetzt wird. Dann folgt „28 Years Later: The Bone Temple“, der direkt an den Film anschließt. Das Drehbuch dazu stammt ebenfalls aus der Feder von Garland, Regie führt die Amerikanerin Nia DaCosta. Berichten zufolge könnte Boyle anschließend noch einen weiteren Teil drehen.

  • Ähnliche Beiträge

    • Juni 19, 2025
    Zwei Opfer auf Intensivstation: Zahlreiche Verletzte bei Explosion in spanischer Kneipe

    San Pedro del Pinatar ist eine beschauliche Gemeinde an der spanischen Mittelmeerküste. Dort passiert normalerweise wenig. Am Donnerstag wurde die Ruhe dort aber von einem lauten Knall unterbrochen.

    • Juni 19, 2025
    Brücke bei Fronleichnamsprozession eingestürzt: Zwei Verletzte an bayerischem See

    Beim Einsturz eines Holzbrücke bei einer traditionellen Fronleichnamsprozession am oberbayerischen Staffelsee sind am Donnerstag zwei Zuschauer verletzt worden. Wie die Polizei in Murnau mitteilte, gab ein Stützpfeiler der Holzkonstruktion am Seeufer aus zunächst ungeklärter Ursache nach. Ein mit zahlreichen Zuschauern besetztes Teilstück der Brücke brach ein, mehrere Menschen fielen in das etwa einen Meter tiefe Wasser. Sie konnten sich allerdings selbst an Land retten.

    Du hast verpasst

    Vor Nato-Gipfel in Den Haag: Spanien lehnt Fünf-Prozent-Ziel der Nato ab

    • Juni 19, 2025
    Vor Nato-Gipfel in Den Haag: Spanien lehnt Fünf-Prozent-Ziel der Nato ab

    Brücke bei Fronleichnamsprozession eingestürzt: Zwei Verletzte an bayerischem See

    • Juni 19, 2025
    Brücke bei Fronleichnamsprozession eingestürzt: Zwei Verletzte an bayerischem See

    Zwei Opfer auf Intensivstation: Zahlreiche Verletzte bei Explosion in spanischer Kneipe

    • Juni 19, 2025
    Zwei Opfer auf Intensivstation: Zahlreiche Verletzte bei Explosion in spanischer Kneipe

    UNO: Mehr als zwei Millionen Syrer seit Assads Sturz nach Hause zurückgekehrt

    • Juni 19, 2025
    UNO: Mehr als zwei Millionen Syrer seit Assads Sturz nach Hause zurückgekehrt

    Tödlicher Unfall: Segelflugzeug stürzt ab – Pilot stirbt

    • Juni 19, 2025
    Tödlicher Unfall: Segelflugzeug stürzt ab – Pilot stirbt

    Irakischer Schiitenführer warnt vor Angriffen auf Irans Anführer

    • Juni 19, 2025
    Irakischer Schiitenführer warnt vor Angriffen auf Irans Anführer