Wie ein Soundtrack entsteht: Filmmusik-Aufnahme für „Jurassic World“: Dinos in Abbey Road

  • Juni 22, 2025

Für „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ komponierte Alexandre Desplat die Filmmusik. Bei den Soundtrack-Aufnahmen in London erzählt der Oscar-Gewinner von einem anfänglichen „Moment der Panik“.

  Alexandre Desplat ist hochkonzentriert. Der gefragte französische Filmkomponist kritzelt noch schnell etwas auf sein Notenblatt. Dann betritt er das große Studio 1 in Abbey Road, wo ein Orchester mit gut 100 Musikern auf ihn wartet. Eine schwungvolle Handbewegung von Desplat, schon ertönt eine dramatische Musik. Die Aufnahmen für den Soundtrack von „Jurassic World: Die Wiedergeburt“, der am 2. Juli in die Kinos kommt, sind in vollem Gange.

Das große Erbe von John Williams

Desplat hat – nach dem Zweiteiler „Harry Potter und die Heiligtümer des Todes“ (2010/2011) – ein weiteres Mal die Herausforderung angenommen, Musik für eine Filmreihe zu komponieren, deren Originalmusik vom legendären John Williams („Star Wars“, „Der weiße Hai“) stammt. Die Titelmelodie ist weltberühmt.

„Es gibt diesen Moment der Panik, wenn einem bewusst wird, dass man von ihm übernimmt“, sagt Desplat, der selbst Fan und Bewunderer von John Williams ist, im Interview der Deutschen Presse-Agentur in London. „Denn er ist ein absolutes Genie, und es ist nicht leicht, sein Nachfolger zu sein.“

Williams‘ berühmtes Thema erklingt natürlich auch im siebten Teil der Reihe, die 1993 mit Steven Spielbergs „Jurassic Park“ begann. Doch der zweifache Oscar-Gewinner Desplat („Grand Budapest Hotel“, „The Shape Of Water“) erschafft für den Film von Regisseur Gareth Edwards („Rogue One“, „The Creator“) eine eigene Klangwelt.

„Manchmal versuche ich, dem Publikum unterschwellig Dinge in Erinnerung zu rufen – nicht unbedingt exakt das, was wir aus John Williams‘ Musik kennen, aber etwas, das daran erinnert“, erklärt Desplat. „Im Film wird es ein paar Momente geben, in denen wir seiner Musik direkt Tribut zollen.“

Silhouetten, Stakkato und ein Selfie

Während der Aufnahmen sehen die Musiker teils unfertige Szenen aus dem Film. Auf manchen sieht man noch einen Greenscreen oder nur die Silhouetten der Dinosaurier. Desplat wendet sich an die Bläser: „Könntet ihr es ein wenig kürzer spielen – Stakkato?“ Ein neuer Versuch. Der Komponist und Dirigent reckt den Daumen nach oben. Der 63-Jährige ist zufrieden. Vom Balkon im Studio 1 lauscht Jonathan Bailey, einer der Hauptdarsteller des Films.

Manchmal singt Desplat dem Orchester vor, wie er sich etwas wünscht. Der Piccolo-Flötistin empfiehlt er mit einem Lächeln: „Nicht hetzen.“ Das Verhältnis zwischen dem Komponisten und Dirigenten und den Musikern ist freundlich, humorvoll und in beide Richtungen konstruktiv. Desplat nimmt Anregungen entgegen und fragt die Musiker auch mal, ob sie mit einer Passage zufrieden sind. Zwischendurch knipst er ein Selfie mit dem Orchester.

Unterstützt wird der Franzose von seiner Frau Dominique Lemonnier, die unter dem Künstlernamen Solrey bekannt ist. Sie vertritt ihn gelegentlich am Mischpult und gibt ansonsten aus dem Kontrollraum Rückmeldungen. „Alexandre, das war nicht sehr hübsch“, merkt sie etwa an.

Solrey bringe musikalisches Feingefühl und Technik mit und höre Dinge, die er selbst beim Dirigieren nicht höre, sagt Desplat. „Ich habe ja nur auf einem Ohr den Kopfhörer – ich bekomme einiges mit, aber eben nicht alles.“

Ein straffer Zeitplan – mit viel Wartezeit

Rund eine Woche dauern die Aufnahmen in den legendären Abbey Road Studios, wo – neben Albumklassikern wie „Sgt. Pepper’s Lonely Hearts Club Band“ von den Beatles oder „The Dark Side Of The Moon“ von Pink Floyd – einige der berühmtesten Filmsoundtracks eingespielt wurden. In Studio 1 nahm Desplats Vorgänger Williams unter anderem die Musik für „Star Wars“- und „Harry Potter“-Filme auf.

Jedes kleine Musikstück klingt in Abbey Road wie ein Kunstwerk für sich. Die Arbeit läuft zum Teil grüppchenweise. Mitunter spielen einzelne Sektionen des Orchesters ihre Passagen getrennt ein. Das bedeutet viel Wartezeit für die Musiker. Viele haben ein Buch dabei und lesen, wenn sie nicht an der Reihe sind.

Aufnahmen in Abbey Road „wie Weihnachten“

Im Kontrollraum verfolgt der bestens gelaunte Regisseur Edwards das Geschehen. Mit „Jurassic World: Die Wiedergeburt“ tritt der 50-jährige Brite in die großen Fußstapfen seines Idols Steven Spielberg – ähnlich wie Desplat das Erbe von John Williams aufgreift. „Wir beide hatten diesen riesigen Schatten, der über uns lag“, sagt Edwards. „Wir haben den Druck gespürt, auch nur annähernd an ihre unglaublichen Erfolge heranzukommen.“

Der passionierte Filmemacher ist mehr als zufrieden mit dem Ergebnis. Die Musik gebe dem Film das gewisse Etwas und hebe ihn auf ein neues Niveau. „Alexandre liefert wirklich ab. Es könnte nicht besser sein. Alle haben ein riesiges, breites Grinsen auf dem Gesicht“, schwärmt Gareth Edwards. „Jeder Tag ist wie Weihnachten. Besser gesagt: Jede Stunde hier fühlt sich wie Weihnachten an.“

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