
Am Rande der traditionellen Fête de la Musique in Frankreich sind dutzende Frauen mit Spritzen angegriffen worden: 145 Frauen meldeten Angriffe mit Spritzen oder Nadeln, wie das französische Innenministerium am Sonntag mitteilte. Bei weiteren Gewalttaten wurden knapp 1500 Menschen verletzt, 14 von ihnen schwer. Zunächst war unklar, wer für die Spritzenangriffe verantwortlich war und was den Frauen möglicherweise injiziert wurde. Landesweit wurden 305 Menschen festgenommen, im Vorjahr waren es nur 22 gewesen.
Vorausgegangen waren dem Ministerium zufolge Aufrufe im Internet, bei dem Musikfest „Frauen anzugreifen und zu stechen“. In drei Fällen, in denen Betroffen über Stiche und anschließende Übelkeit klagten, nahm die Staatsanwaltschaft Ermittlungen auf. In weiteren Fällen ordneten Krankenhäuser toxikologische Analysen an. Zwölf Verdächtige wurden festgenommen. Im westfranzösischen Angoulême sollen vier Verdächtige Spritzenangriffe auf bis zu 50 Frauen verübt haben.
Im Osten des Landes wurden zwei Männer festgenommen, denen das Verabreichen schädlicher Substanzen vorgeworfen wird. Dort hatten sich 16 Mädchen in Krankenhäusern gemeldet.
Das Musikfest, das immer am 21. Juni stattfindet, fiel in diesem Jahr auf einen Samstag und zudem auf den Höhepunkt der ersten Hitzewelle des Jahres. In Paris erreichten die Temperaturen 34 Grad. Im Stadtzentrum drängten sich derart große Menschenmengen, dass Krankenwagen kaum durchkamen. In Paris wurde ein 19-Jähriger mit einer Stichwaffe lebensgefährlich verletzt.
Nach Angaben der Feuerwehr setzten Randalierer gut 50 Fahrzeuge in Brand. Die konservative Kulturministerin Rachida Dati warf Bürgermeisterin Anne Hidalgo vor, die Lage nicht im Griff gehabt zu haben. „Bei jedem Fest in Paris gibt es Chaos. Frauen können nicht mehr feiern, ohne angegriffen zu werden“, schrieb Dati, die selbst für das Amt der Bürgermeisterin von Paris kandidieren will.