Klageverfahren: Betroffenenorganisation zeigt Kardinal Woelki an

  • Juni 24, 2025

In Köln klagt die vielfach missbrauchte Pflegetochter eines Priesters gegen das Erzbistum. Kurz vor der angekündigten Entscheidung des Gerichts schaltet sich nun eine Betroffenenorganisation ein.

Matthias Katsch von der Betroffenenorganisation Eckiger Tisch und mehrere Anwälte haben den Kölner Kardinal Rainer Maria Woelki wegen versuchten Prozessbetrugs angezeigt. Sie werfen ihm vor, in einem Klageverfahren einer Missbrauchs-Betroffenen gegen das Erzbistum Köln wichtige Informationen aus Akten ignoriert zu haben. Der „Kölner Stadt-Anzeiger“ und der WDR hatten berichtet. Ein Sprecher des Erzbistums kündigte eine Stellungnahme zu den Vorwürfen an. 

In dem Verfahren klagt eine 58-jährige Frau auf 830.000 Euro Schmerzensgeld. Sie ist die frühere Pflegetochter eines Priesters, der 2022 zu zwölf Jahren Gefängnis verurteilt worden war. Der Mann hatte nach Feststellung des Kölner Landgerichts von 1993 bis 2018 neun Mädchen teils schwer sexuell missbraucht. Die Pflegetochter war in den 70er- und 80er Jahren Opfer geworden. 

Das Erzbistum Köln bestreitet in dem Verfahren, dass es für die Taten des Priesters in Mithaftung genommen werden kann. Das Gericht tendiert bisher auch zu dieser Meinung. Nächste Woche Dienstag (1. Juli) soll eine Entscheidung verkündet werden.

Hat das Erzbistum damals nicht richtig hingeschaut? 

Matthias Katsch vom Eckigen Tisch sagte der Deutschen Presse-Agentur, das Erzbistum wolle sich hier aus der Verantwortung stehlen. „Es ist völlig eindeutig, dass das Erzbistum damals in der Aufsicht über den Priester versagt hat, dass es die Warnzeichen nicht wahrgenommen hat, dass es weggeguckt oder nicht richtig hingeschaut hat.“ In einem Klageverfahren sei es immer so, dass das Opfer den Nachteil habe, alles beweisen zu müssen, während sich das Bistum nur hinstellen und sagen müsse: „Wissen wir nicht.“

In diesem Fall aber hätten die Anwälte der Klägerin nun die Strafakte des verurteilten Täters einsehen können, und daraus ergebe sich eindeutig, wie stark das Erzbistum seinerzeit in die Entscheidung eingebunden gewesen sei, dem Priester das Sorgerecht für die heutige Klägerin und ihren Bruder zu übertragen. Das Erzbistum könne sich deshalb nicht hinstellen und vor Gericht das Gegenteil dessen behaupten, was sich aus den Dokumenten ergebe, so Katsch. 

Ein Sprecher der Kölner Staatsanwaltschaft sagte, er könne den Eingang der Strafanzeige bisher nicht bestätigen.

  • Ähnliche Beiträge

    • Juni 25, 2025
    Allianz in schwierigen Zeiten: Bündnis mit Trump: Was vom Nato-Gipfel zu erwarten ist

    Zu seiner Ankunft beim Nato-Gipfel bekommt US-Präsident Donald Trump kräftig Honig ums Maul geschmiert. Nun müssen die Europäer hoffen – obwohl der Text für die Abschlusserklärung schon steht.

    • Juni 25, 2025
    Schluss mit Behörden-Pingpong: „Die Verwaltungsreform ist eine Daueraufgabe“

    Das Landesparlament will die Verwaltungsreform beschließen. Aber auch wenn die nötigen Mehrheiten zustande kommen, bleibt noch viel zu tun.

    Du hast verpasst

    Allianz in schwierigen Zeiten: Bündnis mit Trump: Was vom Nato-Gipfel zu erwarten ist

    • Juni 25, 2025
    Allianz in schwierigen Zeiten: Bündnis mit Trump: Was vom Nato-Gipfel zu erwarten ist

    Wetter: Große Waldbrandgefahr in Bayern

    • Juni 25, 2025
    Wetter: Große Waldbrandgefahr in Bayern

    Verkehrspolitik: Gericht entscheidet über Volksbegehren „Berlin autofrei“

    • Juni 25, 2025
    Verkehrspolitik: Gericht entscheidet über Volksbegehren „Berlin autofrei“

    Schluss mit Behörden-Pingpong: „Die Verwaltungsreform ist eine Daueraufgabe“

    • Juni 25, 2025
    Schluss mit Behörden-Pingpong: „Die Verwaltungsreform ist eine Daueraufgabe“

    Finanzen: JU-Chef nennt Haushalt „Wette“ auf Kosten der Jungen

    • Juni 25, 2025
    Finanzen: JU-Chef nennt Haushalt „Wette“ auf Kosten der Jungen

    Parlament: So soll die Corona-Kommission des Bundestags aussehen

    • Juni 25, 2025
    Parlament: So soll die Corona-Kommission des Bundestags aussehen