Autozulieferer: Conti will mehr in USA produzieren – Abspaltung Aumovio auch

  • Juni 24, 2025

Zölle und ein starker Euro machen Continental zu schaffen. Mehr Produktion in den USA könnte helfen. Sogar ein gerade geschlossenes Werk könnte wieder eröffnen. Allerdings nicht durch Conti selbst.

Continental und dessen Abspaltung Aumovio gehen ab September getrennte Weg. Doch ein Thema bleibt beiden erhalten: die Zölle von US-Präsident Donald Trump. Als Reaktion prüfen nun beide, wie sie die Produktion in den USA ausweiten können, wie die vor der Trennung stehenden Unternehmen auf getrennten Kapitalmarkttagen in Frankfurt ankündigten. 

„Wir werden so viel lokalisieren, wie wir können“, sagte Continental-Konzernchef Nikolai Setzer. Geprüft werde daher ein Ausbau der Produktion in den bestehenden drei US-Reifenwerken. „Die Werke, die wir haben, werden wir jetzt weiter hochfahren.“ Die Möglichkeiten seien aber begrenzt und ließen sich nicht schnell umsetzen. Komplett neue Standorte seien derzeit nicht geplant. „Hier geht es im Wesentlichen um Hochfahren und nicht um zusätzliche weitere Werke oder Investitionen.“

Geschlossenes US-Werk könnte wiedereröffnen

Noch einen Schritt weiter geht die bisherige Conti-Autoteilesparte, die im September als Aumovio an die Börsen kommen soll. Dort könnte womöglich sogar ein gerade erst geschlossenes Bremsenwerk wiedereröffnen, sagte Aumovio-Chef Philipp von Hirschheydt. Neben der Ausweitung der Fertigung an den verbliebenen beiden Standorten sei auch das Wiederhochfahren des im Januar geschlossenen Werks in Culpeper im US-Bundesstaat Virginia eine Option, die jetzt geprüft werde. 

„Wir haben Expansionsmöglichkeiten, sowohl in unseren beiden vorhandenen Werken, als auch eben in dem kürzlich geschlossenen“, sagte von Hirschheydt. Denn auch in den beiden verbliebenen Fabriken in den USA gebe es noch Kapazitäten, die genutzt werden können. Entschieden sei daher noch nichts. „Die Analysen laufen. Die werden auch noch eine ganze Weile laufen.“

Continental hatte das Werk in Culpeper erst im Januar dicht gemacht, kurz vor dem Amtsantritt von Präsident Donald Trump. Bisher wurden dort Mechanikteile für Bremen hergestellt. Entschieden wurde die Schließung aber bereits 2021. „Das ist sehr lange her“, sagte von Hirschheydt. „Wenn wir heute wieder vor dieser Entscheidung stehen würden, würden wir gegebenenfalls eine andere treffen.“

Konzern senkt Renditeziel

Der Noch-Mutterkonzern Continental senkte wegen der US-Zölle und des starken Euro sein Gewinnziel fürs laufende Jahr. Für das nach der Abspaltung des Autozuliefer-Bereichs verbleibende Reifen- und Industriegeschäft erwartet der Konzern nun noch eine Umsatzrendite von 10 bis 11 Prozent, einen halben Prozentpunkt weniger als bisher angepeilt. Beim Umsatz geht Conti für die beiden Sparten zusammen dagegen weiter von 19,5 bis 21 Milliarden Euro aus.

Conti schrumpft zum reinen Reifenhersteller

Die Autozuliefersparte soll im September unter dem Namen Aumovio an die Börse gehen. Anschließend will sich Conti zunächst vom Contitech-Geschäft mit Gummiprodukten für Automobilhersteller trennen. Bis Jahresende soll der Verkauf abgeschlossen werden. Als Käufer werde vermutlich ein Finanzinvestor zum Zuge kommen. Anschließend will Conti dann auch den Rest von Contitech zum Verkauf stellen. Vorbehaltlich der Zustimmung des Aufsichtsrats soll der Unternehmensbereich Contitech im Laufe des kommenden Jahres veräußert werden.

Setzer zeigte sich zuversichtlich, dass es hier mehrere Interessenten geben werde – sowohl aus der Industrie als auch Finanzinvestoren. „Wir gehen davon aus“, so der Manager, „dass es sehr viele Unternehmen draußen gibt, sowohl auf der strategischen als auch auf der Finanzinvestor-Seite, die Interesse an Contitech haben und die auch Möglichkeiten sehen, Contitech als Industrieplayer weiterzuentwickeln.“ Contitech liefert unter anderem Schläuche, Antriebsriemen und Förderbänder für die Industrie.

Umsatz soll mittelfristig steigen

Auf Sicht von drei bis fünf Jahren sieht das Conti-Management ein Umsatzpotenzial von 19,5 bis 22 Milliarden Euro für den nach den bevorstehenden Abspaltungen verbleibenden Konzern. Im vergangenen Jahr habe der entsprechende Erlös des Restkonzerns bei 18,3 Milliarden Euro gelegen. Damit zeigt sich das Management mittelfristig weniger zuversichtlich als noch zum letzten Kapitalmarkttag vor zwei Jahren. „Langfristig sind wir vom Erfolg überzeugt“, sagte Finanzvorstand Olaf Schick.

Aumovio peilt mittelfristig einen Umsatz von 20 Milliarden bis 22 Milliarden Euro an. 2024 hatte das Automotive-Geschäft 19,6 Milliarden Euro erzielt. Langfristig sollen es mehr als 24 Milliarden Euro werden. Für die Selbstständigkeit sieht von Hirschheydt das Unternehmen gut aufgestellt. „Wir glauben, dass wir eine sehr starke Position im Markt einnehmen können und uns dort auch ganz erheblich von unseren Wettbewerbern absetzen.“ Aumovio solle auch langfristig einer der globalen Spieler im Automobilsektor sein.

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